Kane bis Ronaldo: Warum die WM-Profis ihr Wasser ausspucken

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Einige Spieler spülten ihren Mund aus, statt die Flüssigkeit aus ihren Flaschen zu schlucken. Was es damit auf sich hat.

Wer so viel läuft wie die Profi-Fußballer bei den Weltmeisterschaftsspielen, hat viel Durst. Sollte man zumindest meinen, denn wer genau hinschaute, konnte entdecken, dass einige der Spieler ihr Getränk nicht tranken, sondern wieder ausspuckten. Dazu zählten etwa Englands Kapitän und Torschützenkönig Harry Kane, Portugal-Star Christiano Ronaldo und der britische Spieler Dele Alli. Sie nahmen zwar ihre Sportgetränkeflaschen zum Mund. Statt die Flüssigkeit zu schlucken, spuckten sie sie aber in großem Bogen wieder aus.

Eigene Technik

Ein möglicher Grund für die Mundspülung ist, dass es sich dabei um eine eigene Technik handelt, wie einige Fitness- und Ernährungswissenschaftler behaupten. Studien zu Ausdauersportarten wie Radfahren und Laufen haben gezeigt, dass Sportler bei intensiven Trainingseinheiten eine Leistungssteigerung erzielen können, indem sie ihren Mund mit einer Kohlenhydratlösung spülen und dann ausspucken ohne zu schlucken. Rezeptoren im Mund sollen Signale an das Belohnungszentrum im Gehirn schicken, was wiederum dazu führt, dass mehr Energie freigesetzt wird. Die Muskeln können etwas stärker drücken, das Gefühl der Erschöpfung wird reduziert. 

"Du trickst das Gehirn ein bisschen aus. Das ist unserer Meinung nach der Mechanismus", sagte Asker Jeukendrup, ein Sportphysiologe und Ernährungswissenschaftler der New York Times. Er stellte in einer Untersuchung aus dem Jahr 2004 gemeinsam mit Kollegen an der Universität von Birmingham fest, dass die Spülung Radfahrer bei einem 40-Kilometer-Rennen um fast eine Minute schneller machte.

World Cup - Semi Final -  Croatia v England

Englands Kapität Harry Kane spuckte seine Trinkflüssigkeit immer wieder aus.

Fünf bis zehn Sekunden

Die Mannschaften und ihre Betreuer geben allerdings keine Auskünfte zu ihren Ernährungstaktiken. Ein Fitness-Funktionär der englischen Premier League gab aber zu, dass die Kohlenhydratspülung in der Vergangenheit eingesetzt wurde, um die Energie von Spielern zu steigern, ein Gefühl der Schwere im Magen zu vermeiden und Krämpfe zu verhindern. Auch Magenprobleme und ein aufgeblähter Bauch können durch das Ausspucken der Flüssigkeit reduziert werden.

Dazu wird die Flüssigkeit fünf bis zehn Sekunden im Mund umhergespült - je länger, desto mehr kommen die Rezeptoren im Mund mit den Kohlenhydraten in Kontakt. Natürlich kann die Spülung die Spieler nicht alleine unterstützen. Kohlenhydrate müssen vom Körper auch aufgenommen werden, damit sie den Muskeln tatsächliche Energie liefern.

Auch schlucken

Studien würden darauf hindeuten, dass die Kohlenhydratespülung ideal für intensives Training zwischen 30 Minuten und einer Stunde ist. Ein Fußballspiel dauert aber mindestens 90 Minuten, in den Ko-Runden bis zu zwei Stunden. Lindsay Bottoms, eine britische Sportphysiologin untersuchte die Auswirkungen der Kohlenhydratspülung auf Fechter und kam zu dem Schluss, dass die Spülung auch geschluckt werden sollte - für einen doppelten Nutzen. Insgesamt konnte sie zeigen, dass Fechter genauer fochten, wenn sie die Technik anwandten.

Die Zahl der Untersuchungen zur Mundspül-Technik im Sport ist aber noch gering. Es ist etwa nicht geklärt, wie viel der Lösung tatsächlich zu einem Energieschub führt. Hinzu kommt, dass es zusätzlich zu jenen Studien, die einen Effekt belegen, auch solche gibt, die dies nicht bestätigen konnten. Schaden kann sie jedoch keinen anrichten.

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