Internist rechnet vor, dass sich 4 Mio. Österreicher anstecken könnten

, Facharzt für Innere Medizin und CEO von Medmastery, hat ein Video erstellt, indem er über das Coronavirus spricht.
Das Video des Facharztes für Innere Medizin wurde bereits Zehntausende Male angesehen.

"Ich höre immer wieder Leute und auch Ärzte sagen, das Coronavirus sei so gefährlich wie eine ganz normale Grippe. Das stimmt aber nicht." Mit diesen Worten beginnt Franz Wiesbauer, Facharzt für Innere Medizin und CEO von Medmastery, ein Video, das sich derzeit viral im Internet verbreitet.

"Wesentlich gefährlicher"

Warum Vergleiche mit der saisonalen Grippe, auch Influenza genannt, unpassend sind, erklärt der Internist gleich zu Beginn: "Wir haben es hier mit einem Virus zu tun, das wesentlich ansteckender und auch wesentlich gefährlicher ist", sagt er – und liefert sogleich den anschaulichen Beweis. Demnach steckt eine an Grippe infizierte Person im Schnitt zwischen 1,4 und 1,8 weitere Personen an – je nachdem, welches Grippevirus (das Virus verändert sich von Jahr zu Jahr) man zur Analyse heranzieht. Ein an COVID-19 erkrankter Menschen infiziert durchschnittlich zwei bis 3,11 weitere Personen.

Damit habe man es im Fall des Coronavirus "mit einer exponentiell wachsenden Epidemie zu tun, alle drei bis vier Tage verdoppelt sich die Zahl der registrierten Fälle", sagt Wiesbauer. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet das Coronavirus mittlerweile als Pandemie, die sich welt- und kontinentübergreifend verbreitet.

Das Coronavirus ist nicht nur ansteckender als die saisonale Influenza: Es sterben auch mehr infizierte Menschen am neuartigen Coronavirus. Und: In der Bevölkerung gibt es keinerlei Immunität gegen das neue Virus. Das heißt: Jeder kann jeden anstecken.

"Alles andere als erfreulich"

Zurück zu Wiesbauers Video, das bisher allein auf YouTube über 80.000 Mal angeklickt wurde.

Der Experte rechnet auch vor, dass sich das Virus in Österreich derzeit schneller verbreitet als in China, dem Land, von dem aus das neuartige Coronavirus seinen Ausgang nahm. "Wir haben in Österreich sicher eine geringere Fallzahl und die statistische Schwankungsbreite ist dadurch höher", gibt er zu bedenken. Die momentanen Infektionszahlen seien dennoch "alles andere als erfreulich".

Wiesbauer zufolge könnten bereits in 45 Tagen vier Millionen Österreicher infiziert sein. "Hier wäre dann die Herdenimmunität erreicht und die Epidemie würde danach wieder abnehmen." Damit spricht Wiesbauer an, dass, wenn ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung die Krankheit bereits durchgemacht und eine Immunität dagegen aufgebaut hat (nach derzeitigem Stand gehen Experten davon aus, dass dies beim Coronavirus in den allermeisten Fällen der Fall ist), die Ansteckungsraten sinken werden.

Das mag auf den ersten Blick wie ein vorteilhaftes Szenario klingen. Ist es aber nicht. Denn eine derart hohe Ansteckungszahl würde auch viele schwere Verläufe mit sich ziehen. In rund 81 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung mild, 14 Prozent der Erkrankten brauchen ein Krankenbett, weil sie schwere Symptome zeigen, fünf Prozent der Schwerstkranken verfallen in einen kritischen Zustand. Sie brauchen intensivmedizinische Betreuung.

Gesundheitssystem: Kollaps verhindern

Derzeit können kritische Fälle noch adäquat bereut werden – steigt die Zahl der Ansteckungen weiterhin derart rasant an, kann eine Versorgung jedoch nicht mehr gewährleistet werden. Die Folge ist ein zumindest teilweiser Kollaps des Gesundheitssystems – für die kritisch kranken Menschen stehen dann keine Betten mehr zur Verfügung – die Zahl der Todesfälle steigt.

Dieses dramatische Szenario könnte Österreich erspart bleiben: "Wenn wir Handhygiene betreiben, Gruppenansammlungen meiden, von zuhause aus arbeiten und nicht unnotwendig reisen, dann können wir es schaffen, die Epidemie hinauszuzögern, sodass es nicht zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommt."

Nur wenn das gelinge, "kann die Sterblichkeit niedrig gehalten werden".

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