Covid-19: Wie Patienten auf der Intensivstation behandelt werden

Covid-19: Wie Patienten auf der Intensivstation behandelt werden
Auch ohne Durchbruch bei den Medikamenten konnte die Sterblichkeit auf Intensivstationen deutlich gesenkt werden. Überlastung verschlechtert aber die Ergebnisse.

397 Menschen in Österreich mussten Freitag auf Intensivstationen wegen eines schweren Verlaufs von Covid-19 behandelt werden - um elf mehr als am Vortag. Einer von ihnen ist der oberösterreichischen Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Hainbuchner.

Infizierte mit der aggressiveren britische Variante müssen vielfach früher im Krankheitsverlauf auf eine Intensivstation verlegt werden und haben öfter schwere Krankheitsverläufe.

Rund fünf Prozent der Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infizieren, entwickeln ein schweres "Acute Respiratory Distress Syndrome" (ARDS), also eine massive Beeinträchtigung der Atmung ("Lufthunger", Atemnot). Etwa drei Prozent der Patienten müssen intensivmedizinisch betreut werden.

Auch wenn es keinen Durchbruch bei den Medikamenten gibt, konnte die Therapie im vergangenen Jahr doch deutlich verbessert werden.

Mit großem Erfolg: Die Sterberate auf Intensivstationen konnte deutlich gesenkt werden. Laut einer Analyse britischer Wissenschafter ist die Mortalität dieser Schwerkranken im vergangenen Jahr weltweit um mehr als ein Drittel gesunken.

Allerdings: Kommt es zu einer Überlastung der Intensivstationen, steigt die Zahl der Patienten, die versterben, aufgrund der begrenzten Ressourcen an.

Einige wichtige Verbesserungen bei der Therapie:

Optimierte Beatmungsstrategien: Zu Beginn der Pandemie wurden viele Patienten relativ frühzeitig auf der Intensivstation intubiert und maschinell beatmet. Bei leichteren Verlaufsformen versucht man heute auch auf Intensivstationen eine Intubation so lange wie möglich zu vermeiden.

Stattdessen werden nicht-invasive Beatmungsverfahren verwendet. Dabei werden die Patienten über die Nase mit speziellen kleinen Schläuchen oder über Masken mit erwärmter, sauerstoffangereicherter Luft versorgt, atmen dabei aber eigenständig weiter.

Entzündungshemmende Medikamente: Diese Präparate lindern die Folgeschäden einer fortgeschrittenen Virusinfektion. Den größten Fortschritt brachte dabei bisher das alte Cortisonpräparat Dexamethason.

Der Entzündungshemmer hat den stärksten nachgewiesenen Effekt auf die Verringerung der Todesfälle (ein Drittel bei Patienten an Beatmungsgeräten, 20 Prozent bei Atemunterstützung).

Antivirale Medikamente: Sie sollen die Virusvermehrung bremsen, durchschlagende Erfolge blieben aber bisher aus. Das Präparat Remdesivir scheint die Virusvermehrung aber zumindest etwas bremsen zu können. 

"Penninger-Medikament": Ein mögliches Covid-19-Medikament des Wiener Unternehmens Apeiron hat in der Phase-2-Studie eine signifikante Reduktion der Tage mit mechanischer Beatmung und der Viruslast bei schwerkranken Covid-19-Patienten gezeigt. Die Behandlung habe sich als sicher und gut verträglich erwiesen.

"Dies bestärkt uns darin, die Entwicklung dieses vielsprechenden therapeutischen Entwicklungskandidaten fortzusetzen", sagt der  Apeiron-Gründer Josef Penninger.

Blutplasma: Manchen Patienten mit geschwächtem Immunsystem (etwa in der Folge bestimmter Krebserkrankungen) hilft die Gabe von Blutplasma genesener Covid-19-Patienten.

Blutverdünnung: "Zu Beginn der Pandemie waren Lungenembolien eine sehr wichtige Todesursache, weil Covid-19 die Blutgerinnung deutlich aktiviert", erklärte vor einiger Zeit der Intensivmediziner Walter Hasibeder vom Krankenhaus Zams in Tirol.

Es kam zu schweren Störungen der Blutzirkulation, besonders der Zirkulation in kleinsten Hautgefäßen, vor allem an den Fußsohlen der Patienten. Durch die vorbeugende oder therapeutische Gabe von Medikamenten gegen die Blutgerinnung müssen die Patienten seltener künstlich beatmet werden, ihr Sterberisiko geht auch deutlich zurück, zeigen mehrere Studien.

Heparin ist hier eines der eingesetzten Präparate.

Hasibeder: "Ein besonders interessanter Aspekt dabei: Patienten in einer Studie, die Blutverdünner erhielten, waren deutlich älter, mehr vorerkrankt und hatten höhere Entzündungswerte", sagt Hasibeder. "Man würde sich bei ihnen also eine deutlich erhöhte Mortalität erwarten. Dies war aber nicht der Fall. Die Antikoagulation (Therapie gegen die Blutgerinnung, Anm.) ist also eine sehr wichtige Behandlungsstrategie."

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