Grippe, Covid, RSV: Wann und für wen jetzt Impfungen empfohlen werden
Die aktuell frostigen Temperaturen und von Husten, Schnupfen und Heiserkeit geplagte Mitmenschen zeigen es deutlich: Die Erkältungszeit ist in vollem Gange. Während die harmlosen Rhinoviren meist nur milde grippale Infekte auslösen, zirkulieren im Herbst und Winter auch Grippe-, Covid und RS-Viren (Respiratorisches Synzytial-Virus) sowie Pneumokokken, eine Bakterienart, die etwa zu Lungenentzündungen führen kann, und Keuchhusten, der ebenfalls durch Bakterien ausgelöst wird.
Doch für wen sind Impfungen gegen diese Erreger sinnvoll? Und: Wann ist der beste Zeitpunkt, sich impfen zu lassen? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.
Befinden wir uns bereits in einer Grippewelle? Wann sollte man sich gegen Grippe impfen lassen?
Noch gibt es in Österreich keine Grippeaktivität, wie Untersuchungen des Instituts für Virologie an der MedUni Wien zeigen, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz. "Die ersten Fälle treten meist Ende November, Anfang Dezember auf, sodass jetzt ein sehr guter Zeitpunkt ist, sich gegen Grippe impfen zu lassen", betont die Expertin. Die Grippeimpfung sollte idealerweise Ende Oktober, Anfang November erfolgen. Sie ist kostenlos und wird von vielen niedergelassenen Haus- und Kinderärzten sowie in vielen Betrieben durchgeführt.
Für Kinder ab zwei bis 18 Jahren gibt es einen nasalen Impfstoff (Fluenz), der aufgeteilt auf beide Nasenlöcher verabreicht wird. Allen anderen wird der Grippeimpfstoff per Spritze verabreicht, er wird jährlich angepasst, da sich Influenza-Viren sehr schnell verändern. Die jährliche Impfung wird vor allem Risikopersonen, insbesondere Personen ab 60 Jahren, bei chronischen Erkrankungen oder für Personal im Gesundheitswesen und in der Altenpflege empfohlen.
Kann man die Grippeimpfung mit der Covid-Impfung kombinieren?
Laut Redlberger-Fritz spricht nichts dagegen, beide Impfungen zu kombinieren. Eine aktuelle US-Studie zeigt, dass die sogenannte Covid-Influenza-Simultanimpfung nicht belastender ist, als eine getrennte Verabreichung. An der Studie nahmen 335 Personen ab einem Alter von fünf Jahren teil. Ein Teil erhielt die beiden Impfungen gleichzeitig, der andere zeitversetzt. Impfreaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Muskel- oder Gelenksschmerzen innerhalb von sieben Tagen danach traten bei einem Viertel der Personen mit Simultanimpfung auf. Zum Vergleich: Bei jenen mit zeitlich versetzter Impfung war es ein Drittel.
Statistisch gesehen war dieser Unterschied nicht signifikant. Wer sich also beide Impfungen an einem Termin geben lassen will, muss offenbar nicht mit mehr Impfreaktionen rechnen. Auch frühere Studien zeigen, dass die beiden Impfungen gleichzeitig verabreicht werden können, es sollte eine in den linken Arm, die andere in den rechten Arm geimpft werden. "Wenn man in der Vergangenheit stark auf eine der beiden Impfungen reagiert hat, empfehle ich, die Impfungen einzeln zu machen. Das ist individuell aber unterschiedlich", sagt Redlberger-Fritz.
Sollte man sich jetzt im Herbst gegen Covid impfen lassen oder in Abhängigkeit von der letzten Covid-Impfung oder -Infektion?
Generell wird empfohlen, frühestens sechs bis spätestens zwölf Monate nach der letzten Infektion bzw. Impfung eine Auffrischung vorzunehmen. Redlberger-Fritz rät dazu, beides, die aktuelle Covid-Aktivität und den Abstand zur letzten Impfung/Infektion, im Auge zu behalten. "Man darf nicht vergessen, dass Covid immer noch eine schwere Erkrankung ist, vor allem für jene, die Grunderkrankungen haben. Wir sehen aber jetzt, dass viele schon erkrankt waren und/oder mindestens zwei-, dreimal geimpft sind und ihr Immunsystem gut vorbereitet ist – es gibt zwar immer noch einige Aufenthalte auf den Intensivstationen, aber bei Weitem nicht so wie in der ersten oder zweiten Welle", so Redlberger-Fritz. Und weiter: "Das haben wir der Durchseuchung und Durchimpfung zu verdanken, immerhin wurden insgesamt bereits rund 21 Millionen Covid-Impfdosen in Österreich verimpft."
Das Nationale Impfgremium empfiehlt allen Personen ab zwölf Jahren, insbesondere vulnerablen Gruppen, eine Impfung mit neu angepassten Impfstoffen für die Saison 2024/25. Diese sind bereits bei zahlreichen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten verfügbar. Die Impfung ist kostenlos.
Wer sollte sich gegen RSV impfen lassen?
Das RS-Virus führt in Österreich jährlich zu rund 330.000 Infektionen, etwa 1.500 Spitalsaufnahmen und rund 200 Todesfällen, wobei 85 Prozent der Patienten im Krankenhaus Säuglinge sind. Eine zweite Gruppe, bei der es zu schweren Verläufen kommen kann, sind Erwachsene ab 60 Jahren. "Bei Über-60-Jährigen und mehr noch bei Über-75-Jährigen kommt es oft zu schweren Infektionen, die man häufig gar nicht RSV zuordnet. Sie werden eher wegen einer Verschlechterung ihrer Grunderkrankungen im Spital aufgenommen, die eine Impfung sehr gut verhindern könnte", betont Redlberger-Fritz.
Wie Influenza treten auch RSV-Infektionen saisonal verstärkt im Herbst und Winter auf: Die ersten Infektionen erfolgen meist Mitte November, mit einem Anstieg bis in den Dezember. Im Schnitt dauert die RSV-Saison vier Monate. Seit vergangener Saison sind RSV-Impfstoffe verfügbar. "Die RSV-Impfung wird für alle über 60 empfohlen, vor allem jenen mit Grunderkrankungen. Immunsupprimierte Personen können sie bereits ab 18 Jahren erhalten. Ein Impfstoff ist zudem für Schwangere zugelassen – so kann die Mutter Antikörper bilden, die sie passiv an ihr Kind weitergibt, das nach der Geburt noch etwa sechs Monate geschützt ist", sagt Redlberger-Fritz.
Die RSV-Impfstoffe sind privat zu zahlen und kosten rund 300 Euro. Aktuelle Daten würden zeigen, dass eine jährliche Impfung nicht notwendig ist – der Impfsschutz halte mindestens zwei Jahre – im Gegensatz zu Influenza und Covid, so die Virologin.
Wie ist es hinsichtlich Pneumokokken und Keuchhusten?
Pneumokokken sind Bakterien, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln und eine schwere Lungenentzündung auslösen können. Infektionen können das ganze Jahr auftreten, saisonal gehäuft jedoch in den Wintermonaten. In Österreich stehen drei Impfstoffe zur Verfügung, wobei das Gesundheitsministerium die Impfung für Kinder sowie für Erwachsene ab 60 Jahren empfiehlt. Menschen mit erhöhtem Risiko (z. B. Raucher, Personen mit Bluthochdruck oder Atherosklerose) sollten sich bereits ab 50 Jahren impfen lassen.
Für Kinder bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr ist die Pneumokokken-Impfung im kostenlosen Impfprogramm enthalten, bei Kindern mit erhöhtem Risiko ist die Impfung bis zum vollendeten fünften Lebensjahr kostenfrei. Für Erwachsene ist die Impfung privat zu zahlen (ca. 40 Euro), eine Auffrischung wird alle sechs Jahre empfohlen.
Auch Keuchhusten wird durch Bakterien übertragen und hat in den vergangenen Jahren in Österreich deutlich zugenommen. Insbesondere für Säuglinge aber auch für ältere Menschen kann eine Infektion lebensbedrohlich verlaufen. Ursache für die stärkere Verbreitung sind laut Ärztekammer massive Impflücken. Die Erstimpfung im Säuglingsalter ist im kostenlosen Kinderimpfprogramm enthalten, die erste Auffrischung sollte im Alter von fünf bis sechs Jahren erfolgen.
Aufgrund des vermehrten Auftretens von Keuchhusten wurde das empfohlene Impfintervall für Erwachsene von alle zehn Jahre auf alle 5 Jahre herabgesetzt. Die Impfung kostet ca. 40 Euro. Auch Schwangeren wird eine Auffrischungsimpfung gegen Keuchhusten zwischen der 27. Schwangerschaftswoche und der Geburt empfohlen, um ihrem Kind Antikörper mitzugeben.
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