Ein Impfstoff, der lediglich die Produktion von Abwehrstoffen, sogenannten neutralisierenden Antikörpern auslöst, wird zu schwach sein. Das Immunsystem muss über mehrere biologische Mechanismen aktiviert werden. Das aber kann einen längeren Forschungsaufwand bedeuten. Denn in der Theorie weiß man, was dazu notwendig ist, in der Praxis gibt es aber wenig Erfahrungen. Das ist anders als bei den Influenza-Viren. Da gibt es fertige Technologien, mit denen man – wenn ein neues Influenzavirus auftritt – innerhalb weniger Monate einen neuen Impfstoff produzieren kann. Das war 2009 bei der neuen Schweinegrippe der Fall.
Die US-Forscher verwenden eine neue Technologie: Einen „DNA-Impfstoff“. Was ist das?
Impfstoffe enthalten normalerweise z. B. abgeschwächte Erreger oder Eiweißbruchstücke des Erregers, die der Körper als fremd erkennt und gegen die er dann Abwehrstoffe bildet. Ein DNA-Impfstoff enthält nur die Erbinformation solcher Viren-Eiweißbruchstücke: Der Körper baut sie in Zellen ein und produziert dann selbst diese Eiweißteile, die das Abwehrsystem alarmieren. Der Körper bekommt also nur die genetische Information für den Impfstoff und produziert ihn quasi selbst. Aber auch dieser Impfstoff muss erst getestet und geprüft werden, ob er wirksam und sicher ist. Aber grundsätzlich vereinfacht dieses Verfahren die Impfstoffproduktion.
Gibt es bereits einen Impfstoff gegen andere Coronaviren wie SARS oder MERS?
Es gibt erste Daten mit einem Impfstoff gegen das MERS-Virus, die grundsätzlich vielversprechend sind. 85 Prozent der Studienteilnehmer zeigten eine gute Immunantwort. Aber es handelt sich noch um eine frühe Forschungsphase. Eine Zulassung dieses Impfstoffes ist noch nicht in Sicht. Die US-Forscher konnten aber zeigen, dass es grundsätzlich möglich ist, Impfstoffe gegen Coronaviren zu entwickeln. Das heißt aber nicht, dass man die Ergebnisse auf das neue Coronavirus umlegen kann. Einen Impfstoff zu entwickeln, der gegen alle Coronaviren wirkt, ist noch in weiter Ferne.
Wie sehen Sie die Chancen einer raschen Entwicklung einer Therapie? Eine Grazer Firma hat einen Wirkstoff aus der HIV/Aids-Behandlung ausfindig gemacht, der auch gegen das Coronavirus wirken könnte.
Diese Methode, mit innovativen Computertechnologien in Datenbanken bereits zugelassene Wirkstoffe zu suchen, bei denen es Hinweise für einen Angriffspunkt auch gegen das Coronavirus gibt, ist derzeit sicher die vielversprechendste. Denn dann hätte man eine bereits zugelassene Substanz, die man lediglich gegen eine weitere Erkrankung einsetzen würde. Damit wäre ein rascher Einsatz möglich. Allerdings sind auch hier noch weiterführende Untersuchungen notwendig.
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