Die Verhinderung von Infektionen durch Schutzimpfungen könnte angesichts der steigenden Zahlen an Demenzpatienten eine weitere Präventionsmaßnahme gegen die Erkrankung sein, sagen Experten anlässlich des heutigen Welt-Alzheimertags, der jährlich am 21. September Bewusstsein schaffen soll.
Als größte Demenz-Risikofaktoren gelten: Diabetes, Bluthochdruck, starkes Übergewicht in der Lebensmitte, Bewegungsmangel, Depression, Rauchen sowie niedriges Bildungsniveau und geringe geistige Aktivität.
Hier lesen Sie, welche Rolle gängige Impfungen spielen und wie hoch die Reduzierung des Risikos durch einen aufrechten Impfschutz ist:
Für ihre im August im Fachjournal Journal of Alzheimer's Disease veröffentlichte Untersuchung griffen die US-Forscher auf anonymisierte Daten einer Datenbank mit 1,6 Millionen Patientenunterlagen zurück. Verglichen wurden für jede der Impfungen (gegen Tdap, HZ- oder Pneumokokken) je zwei Kohorten, eine geimpfte und eine ungeimpfte. Die Patientinnen und Patienten waren zu Beginn der achtjährigen Nachbeobachtungszeit ≥ 65 Jahre alt und während der ersten zwei Jahre frei von Demenz.
Bei der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung scheinen Infektionen eine gewisse Rolle zu spielen, indem sie Neuroinflammation, Neurodegeneration, aber auch Amyloid- und Tau-Ablagerungen, die typisch für das Krankheitsbild sind, fördern. Im Umkehrschluss wurde inzwischen in etlichen Untersuchungen gezeigt, dass Impfungen, z.B. gegen Gürtelrose (Herpes Zoster), Tetanus-Diphtherie-Pertussis (Tdap) sowie Pneumokokken, bei Erwachsenen das Alzheimer-Risiko verringern.
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Deutliche Unterschiede zeigten sich
Die Untersuchung zeigte, dass es bei Menschen, die eine der Impfung erhalten hatten, im Vergleich zu den jeweils nicht Geimpften signifikant seltener zur Erstmanifestation einer Alzheimer-Erkrankung kam. Bei den gegen Tetanus-Diphtherie-Pertussis Geimpften waren es 7,2 % gegenüber 10,2 % derjenigen, die diese Impfung nicht erhalten hatten. Bei der Impfung gegen Herpes zoster (Gürtelrose) waren es 8,1 % versus 10,7 % ) und bei der Impfung gegen Pneumokokken 7,92 % versus 10,9 %.
Eine ähnlich hohe Risikoreduzierung hatte die Autorengruppe bereits in einer vorhergehenden Publikation für die Grippeimpfung gezeigt.
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Risikoreduzierung ist hoch
„Das entspricht einer Risikoreduzierung von 25 bis 30 Prozent, was wirklich viel ist“, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Zwar handle es sich um eine retrospektive Auswertung. Angesichts der Größe der Kohorte und der Tatsache, dass bereits andere Studien auf eine Risikoreduzierung durch Impfungen hindeuteten, liefere die aktuelle Erhebung ein „ernstzunehmendes Signal“, dass diese Routineimpfungen auch das Alzheimer-Risiko senken. Damit würden ältere Menschen vom potenziellen Zusatznutzen gängiger Impfungen profitieren.
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