Durch die Corona-Pandemie sind die Betroffenen mehr geworden. Verlust oder Störung von Geruchs- und Geschmackssinn ist ein häufiges Symptom einer Covid-Infektion – und kann noch monatelang nach der Erkrankung auftreten. „Es zeigte sich, dass die ohnehin empfindlich auf Viren reagierenden Riechnervenzellen in weiterer Folge von der Covid-Infektion betroffen sind“, sagt Christian A. Müller, Leiter der Ambulanz für Riech- und Schmeckstörungen, MedUni Wien. Die gute Nachricht des HNO-Spezialisten: „Die Riechzellen gehen meist nicht zugrunde, sie regenerieren sich oft wieder.“ Das könne allerdings einige Monate dauern.
Mit einem speziellen Riechtraining lässt sich das unterstützen. „Dadurch werden die Riech-Nervenzellen in der Nasenschleimhaut dazu aktiviert, sich wieder mit dem Riechkolben zu vernetzen – ein hochkomplexer Vorgang“, erklärt Müller. Verarbeitet werden Gerüche dann im Gehirn. „Es ist also eine Gedächtnisleistung.“
Regelmäßig trainiert, können die Geruchszellen wieder zunehmen. Übrigens bis ins hohe Alter und nicht allein bei Spätfolgen von Vireninfektionen, hat Evelyn Deutsch-Grasl festgestellt. Die Drogistin und diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin ist auch Vizepräsidentin der Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege. Seit 30 Jahren beschäftigt sie sich mit der Wirkung von ätherischen Ölen (aromapflege.com). „Riechtraining ist wie eine Frischzellenkur für das Gehirn.“ Nicht nur der Geruchssinn werde angeregt, auch Denkprozesse, Konzentration und Aufmerksamkeit werden gefördert, ebenso der Gehirnstoffwechsel. Für ein Riechtraining braucht es gar nicht viel. HNO-Mediziner Christian A. Müller empfiehlt etwa vier verschiedene hochwertige Aromaöle (verschiedeneDuftfamilien; aus der Apotheke), an denen man nacheinander zwei Mal täglich je 30 Sekunden schnuppert. Das sind zwei Minuten Zeitaufwand pro Training. Durchführen sollte man es mindestens sechs Monate lang.
Zwei Mal täglich mehrere Monate lang die Nase zu trainieren, empfiehlt auch Deutsch-Grasl. Sie hat ein „Riechset“ entwickelt und setzt ebenso auf ein breites Duftspektrum. „Aus den vier Duftkategorien (fruchtig, blumig, würzig, harzig-frisch, Anm.) wird je ein Öl ausgewählt. Je breiter das Angebot gefächert ist, desto größer ist der Erfolg.“ Eine Riechstörung müsse aber immer von einem HNO-Arzt abgeklärt werden. An verschiedenen Duftfamilien zu schnuppern, hält auch Müller für zielführend. „Aromaöle enthalten eine Vielzahl an Duftstoffen, die wirken.“ Der Mensch verfüge über rund 350 Rezeptoren. „Aber jeder nimmt mehrere Duftstoffe wahr.“ Elfriede Fasser schnuppert am liebsten Rose, Zimt, Eukalyptus und Thymian. Letzteren liebe sie auch in ihrem Garten. Beim Riechtraining ist das „Dranbleiben“ wichtig. „Das Gehirn erinnert sich wieder an Düfte, die man schon kennt.“ Da zieht sie naturgemäß Blumen und Kräuter dem Gülle-Duft vor. Durch das regelmäßige Training hat sich ihr Geruchssinn tatsächlich wieder aktiviert. „Manchmal mache ich einen richtigen Jauchzer, wenn ich einen neuen Duft rieche.“ Gülle ist noch immer nicht dabei. Was ihr aber nichts ausmacht.
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