Vorsicht Sommerhitze: Wie Eltern ihre Kinder in Pool, Auto und Kinderwagen schützen
Temperaturen jenseits der 30 Grad lassen Groß und Klein ächzen. Wobei die Kleinsten mitunter nicht so lautstark leiden. Ein Problem, weiß Sabine Scholl-Bürgi, Fachärztin Kinder- und Jugendheilkunde bei den Tirol Kliniken in Innsbruck.
"Bestimmte Körperfunktionen sind bei Kindern noch nicht vollständig ausgebildet, was an heißen Tagen ein Risiko darstellt", sagt sie. So könnten Säuglinge und Kleinkinder etwa noch nicht ausreichend schwitzen – ein an sich natürlicher Kühlmechanismus des Körpers. "Insgesamt meistert der kindliche Organismus die Anpassung an Temperaturunterschiede nicht so gut – Babys kühlen schneller aus, ihre Körper erhitzen sich aber auch schneller", erläutert die Kinderärztin.
Kinder haben zudem eine große Körperoberfläche, im Vergleich zum physischen Volumen: "Dieses physiologische Verhältnis ist bei Hitze nicht ideal."
Signale rechtzeitig erkennen
Zu erkennen, wann ein Kind hitzetechnisch belastet ist, erfordert Feingefühl: "In der Medizin unterscheiden wir Hitzeerschöpfung vom Hitzeschlag, wobei die Übergänge fließend sind", sagt Scholl-Bürgi. Worauf sollte man achten? Betroffene Kinder klagen über Durst, können müde und matt wirken. Auch Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sind möglich. Die Herzfrequenz ist erhöht, der Blutdruck niedrig.
Auch bei Säuglingen gilt es Wesensänderungen zu verfolgen: "Oft sind sie quengeliger und wollen oft gestillt werden." Stillenden Müttern rät Scholl-Bürgi: "Babys dürfen gerne häufiger gestillt und die erhöhte Flüssigkeitszufuhr über die Muttermilch abgedeckt werden. Wasser oder Tee sind nicht nötig." Bekommt das Baby Pre-Milch, sprich Flaschennahrung, kann auch diese häufiger angeboten werden.
Vorsicht
90 Prozent der UVB-Strahlen und 80 Prozent der UVA-Strahlen dringen zwischen 11 und 15 Uhr auf die Erde und können beim Menschen etwa Hautschäden verursachen. Wer in diesen Stunden nicht oder nicht lange ins Freie geht, entgeht automatisch den größten Hitzegefahren.
Notfälle
Wirkt das Kind nach einem Sonnentag fiebrig und benommen, hat Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme, ist das ein Anzeichen für einen Sonnenstich oder -schlag. "Das muss unbedingt ärztlich abgeklärt, das Kind sofort aus der Sonne geholt und ihm reichlich zu trinken gegeben werden", sagt Kinderärztin Sabine Scholl-Bürgi.
Mittags nicht in die Hitze gehen
Damit Kinder nicht unter der Sommerhitze leiden, empfiehlt Scholl-Bürgi, sie dieser erst gar nicht auszusetzen. Spielplatzbesuche um die Mittagszeit sollten tunlichst vermieden, Aktivitäten auf die kühleren Morgen- und späteren Nachmittagsstunden verlegt werden. Auch im schattigen Wald oder in höher gelegenen Regionen kann man der Hitze entfliehen. "Hier müssen Kinder an unbedeckten Hautstellen gut und großzügig mit Sonnencreme eingeschmiert werden."
Innenräume hält man durch Außenbeschattung und cleveres Lüften (morgen und abends) möglichst kühl. Auch die Ernährung darf angepasst werden: "Dass man viel zu trinken, idealerweise Wasser, anbieten sollte, ist den meisten Eltern klar. Beim Essen sollte man darauf achten, nicht zu deftige, fettige, sondern lieber leichte, gesunde Kost zu servieren."
Kleidung und Mahlzeiten anpassen
Bei der Kleidung setzt man am besten auf luftige, atmungsaktive, temperatur-ausgleichende Naturfasern. Baumwolle, Tencel oder Leinen etwa. Nachts sollte man Pyjamas und Decken an die Temperaturen anpassen bzw. reduzieren. Wasserspiele liefern Abkühlung. "Planschbecken sollten beschattet und Kinder darin niemals aus den Augen gelassen werden."
Immer wieder sieht man im Sommer mit Tüchern abgedeckte Kinderwagen – als Sonnenschutz. Für Babys kann das gefährlich sein: "Wenn die Luft im Kinderwagen nicht zirkulieren kann, beginnt die Hitze sich zu stauen. Die Temperaturen gehen dann schnell in einen lebensbedrohlichen Bereich."
Ähnlich im Auto: "Man darf keine Kinder – und auch keine Tiere – im Sommer im Auto lassen", appelliert Scholl-Bürgi. "Autos erhitzen sich rasant – Kinder dürfen nicht einmal für eine Minute unbeaufsichtigt gelassen werden. Auch während der Fahrt sollten die Kinder nicht in der prallen Sonne sitzen. Bitte keine Witze mit der Hitze!"
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