Herzchirurg Ernst Wolner: So kam es zur ersten Transplantation in Wien

Herzchirurg Ernst Wolner: So kam es zur ersten Transplantation in Wien
Ernst Wolner war einer der drei Herzchirurgen, die 1984 die erste Transplantation in Wien durchführten.

„Natürlich war es eine aufregende Sache – aber ich hatte das Glück, 27 Jahre Klinikchef zu sein und da sind einige sehr aufregende Sachen passiert“, erinnert sich der renommierte Herzchirurg Ernst Wolner. Er führte im März 1984 mit Axel Laczkovics und Hermann Kassal die erste Herztransplantation in Wien durch. Die erste Herztransplantation in Österreich fand im Oktober 1983 in Innsbruck statt, Raimund Margreiter und Franz Gschnitzer waren die Chirurgen.

„Die Kollegen aus Innsbruck wendeten die Huckepack-Methode an, sie haben das kranke Herz belassen und ein Spenderherz dazu geschaltet. Wir haben sofort die risikoreichere Methode angewandt, das kranke Herz herauszuschneiden und zu entfernen und das neue Herz einzusetzen.“

Herzchirurg Ernst Wolner: So kam es zur ersten Transplantation in Wien

Wolner trat im September 1981 seine neue Funktion als Vorstand der damaligen II. Chirurgischen Uni-Klinik in Wien an, die er bis 1993 leitete. „Bald nach meinem Amtsantritt hat mein Oberarzt Laczkovics damit begonnen, alles für eine Herztransplantation vorzubereiten.“ Dass der erste Patient wenige Tage nach der Transplantation starb, lag daran, dass sein Zustand vor dem Eingriff bereits sehr schlecht war: „Heute würde man ihn nicht mehr auf die Transplantationsliste setzen. Er war einfach zu krank. Aber es war der Start eines erfolgreichen Programms.“

Herzchirurg Ernst Wolner: So kam es zur ersten Transplantation in Wien

Rasch konnte die Lebenserwartung nach der Transplantation gesteigert werden: "Ganz am Anfang lebten 50 Prozent der Patienten mit einem transplantierten Herz mindestens fünf Jahre, bei meiner Emeritierung im Jahr 2008 waren es bereits 85 Prozent, und heute ist der Prozentsatz noch höher."

Als junger Assistenzarzt wurde Wolner 1968 Leiter einer Arbeitsgruppe zum Thema "Künstliches Herz". "Mein damaliger Lehrer war immer der Ansicht, dass nicht die Transplantation, sondern künstliche mechanische Pumpen die Lösung der Zukunft sein werden." Das war der Startschuss des bis heute international bekannten Kunstherzprogramms der MedUni Wien: Bis zirka 1980 lag der Schwerpunkt auf Systemen für einen kompletten Organersatz. Doch mit dem Erfolg der Transplantationen verlagerte sich die Entwicklung hin zu Systemen zur Unterstützung kranker Herzen. Bis heute ist die MedUni Wien auf diesem Gebiet führend.

Ebenso wie bei den Lungentransplantationen, die Ende der 80-er Jahre begannen mit Walter Klepetko als treibender Kraft, der ab 1989 bis 2018 Leiter des Lungentransplantationsprogramms war. 

Und wie hat er die weltweit erste Herztransplantation durch Christiaan Barnard im Dezember 1967 in Kapstadt in Erinnerung? "Das haben wir damals eher negativ und kritisch gesehen", sagt Wolner. Denn die Patienten in dieser Anfangszeit lebten zumeist nicht lange "Bis 1980 ist eigentlich nur an drei Kliniken weltweit halbwegs erfolgreich transplantiert worden: In Paris, in Stanford (USA) und bei Christiaan Barnard, der den Vorteil hatte, dass sein Bruder ein hervorragender Immunologe war." Möglich wurden der Durchbruch der Transplantationschirurgie erst Anfang der 80-er Jahre durch das Präparat Cyclosporin, welches die Immunabwehr unterdrückt und die Abstoßung verhindert.

Heute ist das Herztransplantationsprogramm am Wiener AKH / MedUni Wien eines der größten und bedeutendsten der Welt - auch, was die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen betrifft. 

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