Hausarzt: "Viele, die in Quarantäne sind, sitzen in der Virussuppe"

Hausarzt: "Viele, die in Quarantäne sind, sitzen in der Virussuppe"
Allgemeinmediziner Erwin Rasinger über innere Quarantäne und Antigen-Massentests.

Erwin Rasinger ist Allgemeinmediziner in Wien und war bis 2017 ÖVP-Gesundheitssprecher im Nationalrat.

KURIER: Wie wirkt sich die Zweite Welle bei Ihnen in der Ordination aus?

Erwin Rasinger: Ich hatte unter meinen Patienten bisher rund 30 Fälle – bis auf zwei konnte ich alle zu Hause betreuen. Aber dieses Virus verhält sich – wie kein anderes – wie ein Chamäleon: Manche haben gar keine Symptome, andere sind über Monate beeinträchtigt. Bei einer Grippe sind die meisten Menschen nach einer Woche gesund. Bei dem Coronavirus gibt es Patienten, die sich über Wochen nicht erholen. Die sagen, „Herr Doktor, mir geht es einfach nicht gut, ich stehe komplett neben mir, bin wie erschlagen, ich laufe nur auf 50 Prozent.“ Diese Patienten sind zwar beim PCR-Tes negativ, aber es geht ihnen einfach nicht gut. Das ist ein großer Unterschied zur Influenza, der Grippe: Da sind die meisten nach einer Woche gesund. Es gibt bei der Grippe ja auch den alten Spruch: Mit Arzt dauert sie sieben Tage, ohne Arzt eine Woche. Beim Coronavirus ist das ganz anders.

Ohne einen Test ist eine eindeutige Unterscheidung zwischen herkömmlicher Erkältung, Grippe und Covid-19 (der vom Coronavirus ausgelösten Erkrankung) nicht möglich. Aber gibt es doch Hinweise, die in die eine oder andere Richtung deuten?

Starke typische Schnupfensymptome wie eine rinnende Nase sprechen eher gegen Corona. Geruchs- und Geschmacksverlust ist hingegen fast immer ein Hinweis auf eine Infektion mit SARS-CoV-2. Husten kann, muss aber nicht ausgeprägt sein. Ähnlich ist das beim Fieber: Oft liegt die Temperatur nur zwischen 37,5 und 38,5 Grad Celsius. Manche haben auch gar kein Fieber. Tritt nach ungefähr sieben Tagen Atemnot auf, muss man sehr vorsichtig sein. Ich bin da im engen Kontakt mit den Patienten, und wenn die Atemnot zunimmt, ist es notwendig, ein Spital aufzusuchen. Aber sehr viele Patienten können mit den klassischen fiebersenkenden, entzündungshemmenden Mitteln bei Virusinfektionen gut zuhause betreut werden.

 

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