"Die Maske kann das Ansteckungsrisiko sehr reduzieren. FFP2-Masken bieten einen sehr hohen Selbst- und Fremdschutz und es ist eigentlich logisch, auch im Flugzeug die Maske zu tragen", betont Hutter.
Flugzeug nicht mit Büro vergleichbar
Anders als in anderen geschlossenen Räumen besteht das größte Risiko einer Übertragung im Flugzeug über Tröpfcheninfektion, nicht über Aerosole. Das heißt, wenn ein infizierter Passagier hustet oder niest können über diese kleinen Tröpfchen Mitreisende in der Nähe infiziert werden. Studien zu Ansteckungen im Flugzeug zeigen, dass dies meist über die Sitznachbarn erfolgt. Eine Ansteckung über Aerosole, also jene kleinsten Teilchen, die wir ausatmen und die sich in geschlossenen Räumen verteilen, spielt im Flugzeug kaum eine Rolle. "Grund dafür ist der hohe Luftwechsel – durch die Luftfilteranlagen in den Maschinen wird die Luft in der Kabine alle drei Minuten ausgetauscht“, erklärt Hutter. Das ist doppelt so häufig wie in klimatisierten Bürogebäuden.
Zudem sind Flugzeuge mit speziellen Hepa-Filtern (kurz für High-efficiency particulate air) ausgestattet, die kleinste Partikel aus der Luft filtern. Sie reinigen die Kabinenluft von Verunreinigungen wie Staub, Bakterien und Viren um bis zu 99,9 Prozent. "Die Luftströmung im Flugzeug ist vertikal, also von oben nach unten, was das Ansteckungsrisiko weiter senkt", so Hutter. Anders wäre dies, wenn die Luft von vorne nach hinten getauscht wird und so Virenpartikel mehr verteilt würden.
Internationale Kontakte
Insbesondere auf internationalen Flügen und auf Flughäfen kommen Menschen unterschiedlicher Länder zusammen. Aktuell niedrige Fallzahlen im Herkunftsland sind daher keine Garantie dafür, dass andere Passagiere auch aus Ländern mit niedrigen Fallzahlen kommen. Die Jahreszeiten und somit auch saisonale Schwankungen bei den Infektionszahlen unterscheiden sich stark zwischen den Ländern. Ein Beispiel ist etwa Südafrika, wo derzeit Herbst ist und sich nach einem Sommer mit niedrigen Fallzahlen eine fünfte Welle mit den Varianten BA.4 und BA.5 aufbaut. Hierzulande wiederum gehen die Fallzahlen nach einer BA.1- und BA.2-Welle gerade zurück.
Flughäfen, an denen viele Menschen unterschiedlicher Nationen zusammentreffen, sind also auch ein "Risikogebiet" für das Verteilen von Varianten. Wer sich mehr als eine Stunde am Ankunftsflughafen aufhält, erhöht sein Ansteckungsrisiko um das Fünffache im Vergleich zu einem möglichst kurzen Aufenthalt. Auch am Flughafen sollte, so Hutter, die Maske weiterhin getragen werden.
Sitzplätze mit höherem Risiko
Eine Fallstudie eines zehnstündigen Fluges von Dubai nach Australien aus dem Jahr 2020 zeigt, dass das Sitzen eine Reihe vor oder hinter einer infizierten Person das Infektionsrisiko um mehr als das Siebenfache erhöht - auch wenn die Maske getragen wird. Laut WHO gelten bei einem Covid-Verdachtsfall daher nur die umliegenden zwei Sitzreihen als direkte Kontaktpersonen.
Auf dem untersuchten zehnstündigen Flug steckten sich 15 Personen bei einer infizierten Person - trotz zu dieser Zeit geltender Maskenpflicht für Reisende - an. Hutter: "Die Frage ist immer, wie die Maske getragen wird. Sie schützt nur dann, wenn sie gut sitzt und nicht runtergegeben wird. Bei einem Zehnstundenflug wird aber sicherlich gegessen und getrunken, die Personen bewegen sich am Gang, die Maske verrutscht vielleicht."
Wer auf längeren Flügen essen oder trinken möchte, sollte daher nicht gleichzeitig die Maske abnehmen wie seine unmittelbaren Sitznachbarn. Aus Studien zur Verteilung von Influenza-Viren im Flugzeug wisse man zudem, dass Passagiere, die näher zum Gang sitzen, sich eher anstecken. Sie haben mehr Kontakte mit anderen als jene, die näher beim Fenster sitzen, so Hutter.
Generell sei das Ansteckungsrisiko im Flugzeug gering, wie Studien zeigen. "Es steht und fällt aber – wie in anderen Transportmitteln auch – mit der Maske", sagt Hutter.
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