Inhaltlich wenig Neues im Bericht
Die gute Nachricht: Die Fachleute kommen auch heuer zu dem Schluss, dass "eine vom Mobilfunk ausgehende Gefahr für die Gesundheit als unwahrscheinlich anzusehen ist". Es gebe demnach "nach wie vor keinen Nachweis der Gefährdung des Menschen durch hochfrequente elektromagnetische Felder des Mobilfunks". Allerdings, auch das betonen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter, entwickeln sich moderne Technologien rasant weiter. Es seien daher noch viele Fragen offen. Zudem seien in manchen Bereichen schädliche Wirkungen nicht gänzlich auszuschließen. Hier sei ein genaueres Hinsehen der Wissenschaft erforderlich.
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Konkret nimmt das Gremium zu den oben genannten Themenfeldern wie folgt Stellung:
Unter biologischer Dosimetrie versteht man den Nachweis einer Strahlenbelastung. Der dafür zuständige Experte des WBF, Georg Neubauer vom Austrian Institute of Technology, bestätigt die überwiegend gute Qualität der aktuellen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet. Interessant sind die Ergebnisse zweier Studien, die längerfristige Entwicklungen unter die Lupe nahmen. Eine norwegische Studie untersuchte die Veränderung der Strahlenexposition der Bevölkerung im Zeitraum von 2013 bis 2019 und kam zu dem Ergebnis, dass im langfristigen Trend – trotz Einführung neuer Mobilfunktechnologien – keine Erhöhung beobachtet werden konnte. Eine spanische Literaturstudie anhand von 56 Studien im Zeitraum von 1998 bis 2021 zeigte auf, dass in allen Fällen der Exposition von Individuen die Grenzwerte eingehalten wurden.
Man könne mittlerweile auf mehr als 25 Jahre Mobilfunknutzung zurückblicken, ohne dass sich diese in der Zahl der Krebsneuerkrankungen negativ bemerkbar gemacht hätte, heißt es. Aktuell gibt es also keinen Nachweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Mobilfunk und Krebs.
Manche Menschen haben das Gefühl, besonders empfindlich auf elektromagnetische Strahlung zu reagieren. Für solche Effekte aufs Wohlbefinden gibt es aber weiterhin keine Belege.
Nach derzeitigem Stand der Forschung sind negative Auswirkungen auf kognitive Funktionen des Gehirns durch Mobilfunk auszuschließen. Ebenso wie Effekte auf die Schlafqualität.
Bei Kindern und Jugendlichen kann der übermäßige Gebrauch von Handys, Tablets oder vergleichbaren Geräten in Suchtverhalten münden. Mit negativen Folgen für Sozialkontakte, Schlafqualität, Freizeitverhalten und Ernährung/Körpergewicht. Die Handystrahlung hat damit aber nichts zu tun.
Eine große Auswertung medizinischer Daten zeigt einen zeitlichen Zusammenhang von Mobilfunknutzung und der Entwicklung von Niereninsuffizienzen (Unterfunktion einer oder beider Nieren). Allerdings wurden die Angaben zur Nutzung bei den Studienteilnehmenden lediglich erfragt und nicht objektiv gemessen. Eine Kausalität, sprich, dass die Strahlenbelastung dafür verantwortlich ist, ist daraus demnach nicht ableitbar.
Eine Studie schließt einen potenziell negativen Effekt der Nutzung von elektronischen Geräten auf die Spermienqualität nicht aus. Tatsächlich deuten auch frühere Tier- und Laborstudien auf negative Einflüsse hin. Allerdings: Obwohl bei Vielnutzern von Mobiltelefonen mehrfach eine verminderte Fruchtbarkeit beobachtet wurde, ist diese vermutlich auf andere Faktoren ihrer Lebensweise zurückzuführen und nicht auf die elektromagnetischen Felder der Handys, fasst es etwa das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz zusammen. Weitere Forschungen werden empfohlen.
Trägerinnen und Träger von Implantaten können grundsätzlich bedenkenlos Mobiltelefone benutzen. Dass mobile Sendegeräte medizinische Implantate stören, komme aber – wenn auch äußerst selten – vor. Sicherheitshalber sollten Handys nicht direkt über implantierten Geräten getragen werden. Empfohlene Sicherheitsabstände sind gemäß den Herstellerangaben einzuhalten.
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Gremium rät zu sorgsamen Umgang mit dem Mobilfunk
Auch wenn die derzeitige Studienlage keine Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunk belegt, mahnt der WBF weiterhin zum umsichtigen Umgang mit der Technologie.
Kritisch äußert man sich beim WBF auch zur Qualität der vorliegenden Arbeiten. "Die Studienlage zu diesem Thema verschlechtert sich zusehends", kritisiert Gerald Haidinger, Vorsitzender des WBF und Experte für Sozial- und Präventivmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Während immer öfter Übersichtsarbeiten publiziert würden, die lediglich einen Überblick über bereits durchgeführte Studien liefern, mangle es zusehends an soliden Originalstudien.
Dem schließt sich Christian Wolf, Internist und Arbeitsmediziner sowie stellvertretender Vorsitzender des WBF, an: "Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die zum Großteil fragwürdigen wissenschaftlichen Arbeiten für uns keine neuen Erkenntnisse gebracht haben." Allerdings gebe es "nach wie vor keinen Nachweis der Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch hochfrequente elektromagnetische Felder des Mobilfunks – in unserem Fall sind ja keine Neuigkeiten gute Neuigkeiten".
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