Appetitanregend: Handystrahlung macht hungrig

Fördert übermäßige Nahrungsaufnahme: Handystrahlung.
Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und Handystrahlung: Einem Forschungsteam der Universität Lübeck gelang der Nachweis.

Ein Alltag ohne Handy ist wohl für die meisten kaum mehr vorstellbar. Daher sind auch die Folgen seiner ständigen Präsenz auf unsere Gesundheit bereits Gegenstand zahlreicher Studien. Denn die von den Geräten ausgesandte Strahlung wird zu großen Teilen vom Kopf absorbiert und kann Auswirkungen auf den Stoffwechsel und Verarbeitungsprozesse im Gehirn haben.

Genau das wollten Prof. Kerstin Oltmanns, Leiterin der Sektion für Psychoneurobiologie der Universität zu Lübeck und Diplompsychologin Ewelina Wardzinski untersuchen. Konkret gingen sie der Frage nach, ob ein Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Nahrungsaufnahme nachgewiesen werden kann.

Studienaufbau

Dass elektromagnetische Strahlung bei Ratten zu erhöhter Nahrungsaufnahme führt, war durch vorherige Studien bereits bekannt. Nun wurden 15 junge, normalgewichtige Männer im Abstand von zwei Wochen insgesamt dreimal einbestellt. Für eine knappe halbe Stunde wurde ihnen bei zwei Terminen ein Kopfhörer mit eingeschaltetem Handy und bei einem Termin zur Kontrolle mit ausgeschaltetem Handy aufgesetzt. Anschließend durften sie sich für 30 Minuten an einem reichhaltigen Buffet bedienen. 

Gemessen wurde die spontane Nahrungsaufnahme, der Energiestoffwechsel des Gehirns anhand von Phosphor-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) sowie verschiedene Blutwerte vor und nach Bestrahlung.

Mehr Kalorien, mehr Kohlenhydrate

Das Ergebnis war überraschend eindeutig: Bei fast allen Probanden führte die Strahlung zu einer Erhöhung der Kalorienzufuhr um 22 bzw. 27 Prozent. Die Blutanalyse ergab, dass dies speziell durch eine vermehrte Kohlenhydrat-Aufnahme verursacht wurde. Auch der Energieumsatz im Gehirn stieg unter Einfluss der Handystrahlung. 

Das Forschungsteam schließt aus diesen Ergebnissen, dass Handystrahlen nicht nur einen potenziellen Faktor für übermäßiges Essen beim Menschen darstellen, sondern dass sie auch die Energiehomöostase des Gehirns (Steuerung der Nahrungsaufnahme und Energieabgabe, um eine Konstanz des Körpergewichts zu sichern, Anm.) beeinflussen.

"Natürlich ist dies eine reine Beobachtungsstudie, aber wir vermuten, dass die elektromagnetischen Strahlen den durch das Gehirn gesteuerten Energiestoffwechsel direkt beeinflussen. Schließlich ist der Hypothalamus im Gehirn die Steuerungszentrale für Hunger und Sättigung", sagen die Forscherinnen.

Die Erkenntnisse könnten neue Wege für die Adipositas- und andere neurobiologische Forschung eröffnen. Insbesondere in Bezug auf Kinder und Jugendliche wird der hier nachgewiesene Einfluss von Handystrahlung auf das Gehirn und das Essverhalten die Forschung auf diesem Gebiet zukünftig mehr in den Fokus rücken.

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