Hand von Baggerschaufel zerquetscht: Was Mikrochirurgen heute leisten

Die neue Methode kann eine Operation ersetzen.
Ein Team des Linzer-Kepler-Universums rettete 38-Jährigem die rechte Hand in mehrstündiger Operation.

Vor einigen Jahrzehnten wäre eine derartig schwere Verletzung nur mit einer Amputation zu behandeln gewesen, um weitere Schäden für den Patienten zu beheben. Eine Baggerschaufel zerquetschte die rechte Hand eines 38-Jährigen ab dem Handgelenk, als die Schaufel während Folierungsarbeiten plötzlich zuging. Nicht nur die komplette Mittelhand und alle fünf Finger wurden dadurch gebrochen. Auch Sehnen, Gefäße und Nerven wurden durch den hohen Druck zerquetscht und rissen.

Die Prognose war dementsprechend schlecht. Dennoch wagten Chirurgen am Linzer Kepler Universitätsklinik den Versuch. Am Montag ist es den beiden Unfall- und Mikrochirurgen Michael Pollak und Andreas Kastner, beide von der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, in einer fast 9-stündigen Operation gemeinsam mit einem hochspezialisierten OP-Pflegeteam gelungen, die rechte Hand eines Arbeiters zu retten.

Hand von Baggerschaufel zerquetscht: Was Mikrochirurgen heute leisten

Dr. Michael Pollak (li.) und Dr. Andreas Kastner, Kepler Universitätsklinikum

Mittlerweile sind Chirurgen allerdings so hochspezialisiert, dass Betroffenen sogar so schwer verletzte Körperteile erhalten werden können. Der 38-jährige Niederösterreicher aus Waidhofen an der Ybbs konnte im Kepler Universitätsklinikum in Linz von Mikrochirurgen schnell versorgt werden. An der schwer deformierten Hand mussten Gefäßstümpfe gefunden werden.  Diese fügten die Mikrochirurgen so zusammenfügen, dass wieder eine Durchblutung bis zu den Fingern hergestellt werden konnte. Es gelang ihnen auch, die zertrümmerten Knochen mit Metalldrähten zu stabilisieren und die Weichteile zu rekonstruieren.

Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend. Die kritische Phase von 3 Tagen ist aber noch nicht überstanden. In diesem Zeitraum stellt sich heraus, ob die Durchblutung der Hand erhalten bleibt. Denn speziell bei Quetschungen neigen Gefäße dazu, zu verkrampfen und auch die Bildung von Blutgerinnseln kann in diesen ersten Tagen die Durchblutung gefährden. Doch der Chirurg Michael Pollak ist optimistisch: „Bisher sieht alles gut aus, wir sind sehr guter Dinge.“ Dabei ist ihm wichtig zu betonen, dass die Pflegeteams fürs Gelingen eines Eingriffs genauso wichtig sind wie die Ärzteschaft.

Ziel wäre es, dem Patienten die Basisfunktionen seiner Hand zurück zu geben, damit er den Alltag wieder meistern kann. Bis es soweit ist, gilt es jedoch noch die kritische Phase abzuwarten.

Es sind dann mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Folgeeingriffe notwendig. Die Ärzte wollen etwa versuchen, die langstreckig zerstörten Nerven zu rekonstruieren. Die Dauer der weiteren Nachbehandlung mit Ergotherapie wird voraussichtlich Monate betragen.

Transplantation

Es ist aber nicht die erste Operation an einer Hand, die in Österreich für Aufsehen sorgt. Als Polizist Theo Kelz 1994 durch eine von Franz Fuchs’ Rohrbomben beide Hände verlor, blieb ihm für die folgenden Jahre keine andere Option, als Prothesen zu tragen. Im Jahr 2000 war die Medizin schließlich soweit und Kelz’ Wunsch nach einer Transplantation wurde erfüllt. Nach einer 17-stündigen Operation unter der Leitung des Innsbrucker Chirurgen Raimund Margreiter wachte er mit zwei neuen Händen auf – weltweit war dies eine der ersten erfolgreichen Handtransplantationen. Damit war es für Kelz jedoch nicht getan, es folgten 5.000 Therapiestunden.

„Ich brauchte sechs Monate, bis ich ein Blatt Papier aufheben konnte“, erzählte er in einem Interview. Heute ist seine Hand laut eigenen Angaben zu 80 Prozent funktionsfähig. 

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