Bombenopfer Kelz: "Ich kann anderen Mut machen"

Kelz in Tansania: Nach OP und Reha kann Godfrey Omari mithilfe einer Prothese gehen.
Der pensionierte Polizist Theo Kelz reist per Motorrad um die Welt, um Bedürftige zu unterstützen

Theo Kelz, das Rohrbombenopfer. Theo Kelz, der Polizist mit transplantierten Händen. Theo Kelz, der von einer „Ironie des Schicksals“ spricht, als sich Attentäter Franz Fuchs bei der Festnahme die Hände wegsprengt. Man kennt den 62-jährigen Kärntner aufgrund der Briefbombenserie, die von 1993 bis 1997 Österreich erschütterte – auch jenseits der Landesgrenzen. Und Kelz nutzt nicht nur seine Hände, er nutzt nun auch seinen Namen, um rund um den Erdball Sozialprojekte zu realisieren.

Der Bart ist in den letzten Jahren etwas grauer geworden und das linke Schultergelenk wirkt eingerostet, wenn der Mann die von der Physiotherapeutin verordneten Bewegungsübungen demonstriert. Kelz laboriert an den Folgen eines Motorradunfalls, der sich im Vorjahr in Südamerika ereignete: 13-mal hat er auf Zweirädern die Welt umrundet, aber irgendwann schlägt das Schicksal zu. Die beiden Motorräder, die in Feldkirchen in der Garage seines Wohnhauses stehen, zeugen nichtsdestotrotz vom Tatendrang des pensionierten Polizisten.

Ulaanbaatar, die Hauptstadt der Mongolei, ist 2017 das nächste Ziel“, sagt er. Und zum Einwand, dass es eines Kraftaktes bedarf, die 8245 Kilometer per Motorrad zu meistern, meint er: „Ich will dort den Straßenkindern helfen, die benötigen eine Schulbildung und finanzielle Unterstützung. Das Biken ist kein Problem, alles eine Frage der Einstellung.“

„Helping Hands“

Und die bringt der Pensionist folgendermaßen auf den Punkt: „Mir wurde nach der Rohrbombenattacke von allen Seiten geholfen. Ich sehe es als meine Pflicht, jetzt anderen zu helfen.“ Das tat er bereits 2006, als er einen jungen Ukrainer, der bei einer Granatenexplosion beide Hände verlor, nach Innsbruck vermittelte. Dort verhalf Mediziner Raimund Margreiter, der im Jahr 2000 Kelz operiert hatte, auch dem Burschen zu neuen Händen.

Seine Sozialprojekte setzt der Kärntner mit dem Verein „Helping Hands – Giving Live“ um, dessen Vizepräsident er gemeinsam mit seinem Vorarlberger Motorradfreund Franz Stelzl ist. Als Präsident fungiert Margreiter. Kelz hält auf seinen Touren durch Afrika, Asien und Südamerika Vorträge über Schicksalsbewältigung. „Ich bin glaubwürdig, kann anderen Menschen Mut machen.“ Die lukrierten Spendengelder überreicht der 62-Jährige persönlich.

Godfreys Schicksal

Wie 2014 in Tansania, wo in Mitundu Schwestern eines christlichen Ordens jungen Afrikanern eine Schulbildung ermöglichen. „Als ich ankam, ist mir ein Bursche im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg gekrochen. Ein Bein war von Geburt an verkrüppelt, das Schicksal hat mich nicht losgelassen“, berichtet Kelz, der beschloss, diesen Godfrey Omari zu unterstützen.

Bombenopfer Kelz: "Ich kann anderen Mut machen"
Theo Kelz mit Godfrey Omari aus Tansania
Godfrey war 18, hat aber bis zu seinem zehnten Lebensjahr im Dschungel gewohnt, weil man ihn als Teufel bezeichnete und dorthin verbannte. Die Schwestern haben ihn aus dem Busch geholt; Stelzl und ich brachten ihn nach Österreich.“ In Innsbruck wurde er operiert, die Rehabilitation erfolgte in Treibach und Villach bei „Humanomed“, von der Orthopädietechnik Robert Mayer aus Klagenfurt bekam er eine Prothese – alles vermittelt von Kelz.

„Plötzlich konnte Godfrey erstmals in seinem Leben aufrecht stehen. Der Empfang am 14. März 2016 in Tansania war gigantisch, alle hatten Tränen in den Augen“, schildert Kelz, während er die Bewegungsübungen von vorhin wiederholt. Seine Physiotherapeutin will sich in einer halben Stunde davon überzeugen, ob das Schultergelenk Fortschritte macht – immerhin steht bald der Mongolei-Motorrad-Trip an.

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