"In England ist man bei der Tabakkontrolle schon viel weiter", gibt Katrin Schaller von der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg zu bedenken. "Dort wurden viele Maßnahmen bereits umgesetzt, von denen wir in Deutschland und manchen anderen europäischen Ländern weit entfernt sind."
Hilft das Dampfen beim Rauchstopp?
Es gibt Studien, die nahelegen, dass E-Zigaretten genauso gut – oder gar besser – bei der Entwöhnung helfen wie Nikotinersatzprodukte. Vorausgesetzt sie kommen in Kombination mit Psychotherapie zur Anwendung. "Aber", betont Katrin Schaller vom Krebsforschungszentrum Heidelberg, "im Vergleich zu Nikotinersatzprodukten bleibt man viel häufiger daran hängen". So würden rund 80 Prozent langfristig weiterdampfen und damit weiterhin Schadstoffe aufnehmen. "Dabei gehört in die Lunge nichts außer Luft." Für Tabakraucher bedeute das Vapen eine Schadstoffreduktion, für Nichtraucher eine neue, vermeidbare Gesundheitsbelastung.
E-Zigaretten seien zudem als Lifestyle- und nicht als Entwöhnungsprodukt konzipiert. "Sie haben keine medizinischen Tests durchlaufen, die ihre Sicherheit oder Wirksamkeit in dieser Hinsicht bestätigen", sagt Schaller. Die Möglichkeit dazu hätten Hersteller allemal. "Das würde aber Zusatzkosten verursachen und den breiten Absatzmarkt beschränken."
Ist das Vapen weniger schädlich?
E-Zigaretten sind ohne süchtig machendes Nikotin erhältlich, ihr Aerosol enthält im Vergleich zu Tabakrauch viel weniger Schadstoffe. "Das Krebsrisiko ist im Vergleich zu Nikotinzigaretten um mehr als 90 Prozent geringer", sagt Sevelda. Aber: Auch Vapen kann die Gesundheit schädigen. Die Flüssigkeiten, die beim Konsum verdampft werden (Liquids), bestehen aus Propylenglycol und Glycerin. Oral aufgenommen sind sie unbedenklich, werden sie inhaliert, wirken sie reizend. Schaller: "Beim starken Erhitzen können die krebserregenden Substanzen Formaldehyd und Acetaldehyd entstehen."
Welche gesundheitlichen Folgen hat das Vapen?
Was genau E-Zigaretten im Körper anrichten, ist – vor allem im direkten Vergleich zum Rauchen – laut Schaller noch unklar. "Tier- und Zellversuche deuten aber darauf hin, dass sie unter anderem oxidativen Stress im Organismus erzeugen, der mit der Entstehung vieler chronischer Erkrankungen in Verbindung steht." Naheliegend sind laut Sevelda ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Bluthochdruck.
Welches Risiko bergen die Liquid-Aromen?
"Lakritz", "Gummibärchen", "Zuckerwatte": Die verdampfbaren Liquids tragen schmackhafte Namen. Ihre Zusammensetzung spielt beim gesundheitsschädigenden Potenzial der Vaporizer eine wesentliche Rolle. Neueste Forschungen aus den USA legen nahe, dass insbesondere durch Mentholzusätze mehr giftige Partikel tief in die Lunge gelangen. "Es ist denkbar, dass das Menthol, wie bei herkömmlichen Zigaretten, die Schärfe des Nikotins abmildert – was dazu führt, dass das Aerosol tiefer inhaliert wird", sagt Schaller. Auch andere Aromen, etwa Zimtaldehyd, stünden im Verdacht, zellschädigend zu wirken.
Was wirkt bei der Entwöhnung wirklich?
"Am wirksamsten ist eine psychotherapeutische Behandlung", sagt Schaller. Unterstützt durch Nikotinersatzprodukte (Pflaster oder Kaugummi), um die Entzugssymptome zu lindern. Für Sevelda braucht es neben individueller Suchthilfe gesundheitspolitische Maßnahmen. "Wir wissen, dass Jugendliche über einen hohen Einstiegspreis leichter abgehalten werden." Im internationalen Vergleich seien die Preise hierzulande gering. Generell sollte "Rauchen aus dem Blickwinkel des Attraktiven gerückt werden". Erfolgreiche Beispiele dafür seien das Rauchverbot in der Gastronomie oder das Werbeverbot für Tabakerzeugnisse. "Wir sind aber noch nicht an einem Punkt, wo wir uns zurücklehnen können."
Warum sind E-Zigaretten für Junge problematisch?
Inzwischen weiß man: Wer als Jugendlicher E-Zigaretten konsumiert, greift später eher zur Tabakzigarette. Auch wenn nicht gesichert ist, dass Vaporizer tatsächlich Auslöser dafür sind, so gehören E-Zigaretten keinesfalls in die Hände Jugendlicher", sagt Schaller. Problematisch sei, dass junge Menschen oft nicht wüssten, ob sie Produkte mit oder ohne Nikotin verwenden. Und: Zwar sinke die Zahl der rauchenden Jugendlichen, "der Anteil derer, die rauchen und auch dampfen nimmt aber zu".
Auch Sevelda warnt: "Die E-Zigarette kann ebenso abhängig machen." Gesundheitspolitisch sollte es in die Richtung gehen, "dass Jugendliche nicht mehr auf Nikotinprodukte zugreifen können. Darunter fällt auch der bei Jungen sehr beliebte Kautabak."
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