Gesichtsmaske: Das Lippenlesen fehlt uns allen

Gesichtsmaske: Das Lippenlesen fehlt uns allen
Wenn wir unser Gegenüber mit Gesichtsmaske schlechter verstehen, hat das vor allem visuelle Gründe - und keine akustischen.

Wer seine FFP2-Maske oder den Mund-Nasen-Schutz ordnungsgemäß trägt, verbirgt Mund und Nase vor seinen Mitmenschen. Dass wir unsere Gesprächspartnerinnen und -partner häufig schlechter verstehen, wenn sie Gesichtsmasken tragen, liegt in erster Linie daran, dass wir ihnen nicht auf den Mund schauen können. Zu diesem Ergebnis kommen Hörforscherinnen und Hörforscher der Universitätsmedizin Oldenburg.

Alle profitieren vom Lippenlesen

Das Forschungsteam aus Oldenburg zeigt, dass nicht nur Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen, sondern auch viele nicht Betroffene im Alltag unbewusst vom Lippenlesen profitieren. Wenn wir diese Möglichkeit nicht haben, weil der Mund bedeckt ist, vermindert das das Sprachverstehen deutlich. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin Otology & Neurotology veröffentlicht. Das Team besteht aus Forschenden des Departments für Medizinische Physik und Akustik sowie der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

Für ihr Studie spielten die Forschenden ihren Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern mehrere Sätze vor. Manchmal hörten sie nur den Aufnahmeton, manchmal sahen sie dazu auch das Video der Sprecherin. Im nächsten Schritte wurde der Mund der Sprecherin von einer virtuellen Maske bedeckt. Die Probandinnen und Probanden hörten dazu entweder den Originalton oder einen Ton mit akustischer Dämpfung, wie sie bei Stoff- oder medizinische Masken vorkommt.

Die Forschenden maßen bei allen Tests, wie gut die Teilnehmenden die vorgespielten Sätze in einer Situation mit Nebengeräuschen verstehen konnten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass trotz gleicher Tonqualität das Sprachverstehen um etwa ein Drittel sank, wenn die Sprecherin die virtuelle Maske trug und ihr Mund somit verdeckt war. Das Sprachverstehen war genau so stark vermindert, wenn die Probandinnen und Probanden überhaupt kein Video der Sprecherin sahen.

Visuelle Einschränkungen - wenn wir also den Mund unseres Gegenübers nicht sehen können - wirken sich demnach stärker aus, als die akustische Dämpfung der Masken. Stoffmasken verschlechterten die Verständlichkeit etwas stärker als medizinische Masken. Aktuell werden die Forschungen auf FFp2-Masken ausgeweitet.

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