5 Effekte: Wie sich Hitze auf unser Gehirn auswirkt

Eine Frau fächert sich frische Luft zu.
Hohe Temperaturen haben Einfluss darauf, wie unser Hirn arbeitet und wie wir uns verhalten.

An heißen Tagen leistet unser Gehirn viel: Um die Körpertemperatur auf ungefähr 37 Grad halten zu können, müssen einzelne Körperfunktionen wie die Schweißproduktion und die Blutdruckregulierung gesteuert werden. Durch das vermehrte Schwitzen kommt es zu einem Flüssigkeitsverlust, der – wenn er nicht durch ausreichend Trinken ausgeglichen wird – Auswirkungen auf das Gehirn haben kann. Viele Ressourcen des Gehirns sind gebunden, um die Körpertemperatur trotz hoher Umgebungstemperatur konstant zu halten. Es klingt plausibel, dass da weniger Platz für andere Aufgaben bleibt. 

Tatsächlich fällt es manchmal schwer, sich bei Hitze zu konzentrieren. Oft ist auch die Rede davon, dass Aggressionen und Unruhe zunehmen. Aber funktioniert unser Gehirn wirklich langsamer? Sind wir leichter reizbar? 5 Effekte, die bei Hitze im Gehirn passieren und die unser Verhalten beeinflussen.

  • Das Gehirn arbeitet langsamer. Es wirkt nicht nur so, dass es uns schwerfällt, klare Gedanken zu fassen – tatsächlich arbeitet unser Gehirn bei Hitze langsamer. Das zeigt etwa eine US-Studie, bei der die Reaktionsgeschwindigkeit von jungen, gesunden Studierenden bei Hitze untersucht wurde. Sie sollten vor, während und nach einer Hitzewelle über einen Zeitraum von 12 Tagen direkt nach dem Aufstehen Aufgaben lösen, wobei ein Teil der Teilnehmenden in einem Wohnheim mit Klimaanlage wohnte, die anderen hatten keine Kühlung. Jene, die in Wohnheimen ohne Klimaanlage wohnten, brauchten während einer fünftägigen Hitzewelle rund 13 Prozent mehr Zeit für die Aufgaben als ihre Kollegen. Bei ihnen hatte es eine Durchschnittstemperatur von 26,3 Grad. Bei jenen mit Kühlung betrug die durchschnittliche Temperatur im Studentenheim 21,4 Grad. 

  • Auch wenn wir es nicht merken, sinkt die kognitive Leistungsfähigkeit. Eine Studie der Shanghai Jiao Tong University belegt, dass bereits ein Temperaturanstieg um 2 Grad Celsius zu einem Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit um 10 Prozent führte. Weitere zwei Grad mehr führten zu weiteren sechs Prozent Nachlassen bei kognitiven Tests. Dazu wurden ebenfalls Studierende untersucht, die bei 24 Grad Celsius, 26 Grad Celsius sowie bei 28 Grad Celsius Aufgaben erledigten. Zudem wurden ihre physiologischen Reaktionen, etwa die Sauerstoffsättigung, überwacht. Es zeigte sich: Auch, wenn sie angaben, dass sie sich bei den leicht gestiegenen Temperaturen wohlfühlten, kam es zu schlechteren Testergebnissen. 

  • Aggression und Gewalt nehmen zu. In einer US-Studie konnte ein Zusammenhang zwischen Hitze und Kriminalitätsraten gefunden werden. Demnach steigen Morde, Überfälle und häusliche Gewalt an heißen Tagen. Weitere Studien zeigen, dass Autohupen im Straßenverkehr zunimmt sowie Hasspostings im Internet. Außerdem fanden Wissenschafter heraus, dass reaktive Aggression zunimmt, das heißt, bei Hitze reagieren wir empfindlicher auf das Verhalten unserer Gegenüber und interpretieren es eher als feindselig als an kühleren Tagen. Erklärt wird dies damit, dass die Selbstkontrolle bei Hitze weniger gut funktioniert. Auch Kinder neigen an heißen Tagen eher zu Wutanfällen und aggressivem Verhalten. 

  • Hitze wirkt auf die Psyche. In einer Studie der Boston University wurden die Daten von mehr als zwei Millionen Krankenversicherten in den USA aus den Jahren 2010 bis 2019 ausgewertet. Das Ergebnis: An Tagen mit 30 Grad Celsius und mehr wurden deutlich mehr Menschen mit psychischen Störungen, darunter Angststörungen und depressive Verstimmungen, ins Krankenhaus gebracht.

  • Zu wenig Schlaf in heißen Nächten. Hohe Temperaturen in der Nacht sorgen für einen unruhigen und unterbrochenen Schlaf. Sinkt die Temperatur nachts nicht unter 20 Grad ab, empfinden das die meisten als unangenehm. Vielen brauchen länger, um einzuschlafen, sie wachen öfter auf und haben längere Wachphasen in der Nacht. Zudem zeigen Untersuchungen, dass wir bei Hitze weniger REM-Schlaf haben und etwas weniger Tiefschlafphasen – der Schlaf ist weniger erholsam. Der Schlafmangel kann aufs Gemüt schlagen und uns schlechter mit Stress umgehen lassen. 

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