Warum bei manchen Babys die Nabelschnur länger dranbleiben sollte

Ein Neugeborenes streckt seinen Fuß in die Höhe.
Normalerweise wird sie rasch entfernt. Bei Babys, die vor der 37. Woche geboren werden, kann es aber wichtig sein, sie noch zu belassen.

Für viele ist es ein aufregender Moment: das Durchtrennen der Nabelschnur direkt nach der Geburt des Babys. Dazu klemmen Ärzte die Nabelschnur, die das Kind mit der Plazenta verbindet und die sich noch in der Gebärmutter der Mutter befindet, ab und schneiden sie dann durch. Manchmal haben auch Angehörige wie der Vater des Kindes die Möglichkeit, die Nabelschnur durchzuschneiden.

In der Regel erfolgt dies unmittelbar nach der Geburt. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun aber, dass es Vorteile haben kann, wenn damit kurz gewartet wird. In mehreren Studien zeigte sich, dass Frühchen, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden, höhere Überlebenschancen hatten, wenn nach der Geburt mindestens zwei Minuten gewartet wird bevor die Nabelschnur abgeklemmt wird.  

Das American College of Obstetricians and Gynecologists, die größte gynäkologisch-geburtshilfliche Fachgesellschaft in den USA, empfiehlt die verzögerte Klemmung sowohl bei Frühchen als auch bei reifen Babys, also jenen, die nach der 37. Woche geboren wurden. Konkret soll 30 bis 60 Sekunden gewartet werden.

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Nabelschnurblut enthält Eisen, Stammzellen und Antikörper

Laut einer aktuellen Metastudie der University of Sydney in Australien, bei der insgesamt 48 Studien analysiert wurden, führt die verzögerte Durchtrennung zu einer besseren Durchblutung, einem geringeren Bedarf an Bluttransfusionen und einem geringeren Auftreten schwerwiegender Komplikationen wie Entzündungen des Verdauungstrakts. 

Das Nabelschnurblut ist reich an Eisen, Stammzellen und Antikörpern. Durch die verzögerte Klemmung – so wird vermutet – kann das Blut zum Baby zurückfließen. 

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Ein Drittel weniger Todesfälle bei Frühchen, wenn die Nabelschnur verzögert durchtrennt wurde

In den verglichenen Studien wurden die Daten von insgesamt rund 6.400 Säuglingen unterschiedlicher Länder einbezogen. Das Ergebnis: Ein verzögertes Durchtrennen der Nabelschnur reduzierte die Todesfälle von Frühchen um ein Drittel im Vergleich zu einer sofortigen Durchtrennung. 

Plazenta

Die Plazenta, auch Mutterkuchen, versorgt das Baby während der Schwangerschaft mit Sauerstoff und allen Nährstoffen, die es braucht. Sie ist scheibenförmig und liegt an der Gebärmutterwand der Mutter. Über die Nabelschnur ist das Baby mit der Plazenta verbunden. 

Nach der Geburt wird sie abgestoßen und daher als Nachgeburt bezeichnet. 

Nabelschnur

Die Nabelschnur ist ca. 1,5 bis 2 Zentimeter dick, etwa 50 bis 60 Zentimeter lang und spiralförmig gedreht. Dadurch kann sie sich dehnen und zusammenziehen, je nachdem, wie das Baby im Bauch liegt. In der Nabelschnur führt eine Nabelvene von der Plazenta zum Kind, über die die Gas- und Nährstoffversorgung erfolgt, zwei Nabelarterien führen Abfallprodukte wie Kohlenstoffdioxid und nährstoffarmes Blut vom Kind zur Plazenta. 

Verglichen wurde auch, wie lange mit dem Verzögern gewartet werden soll. Optimal schien dabei eine Verschiebung von zwei Minuten, wobei Zeiten zwischen 45 Sekunden bis zu 120 Sekunden verglichen wurden. 

Benötigte ein Neugeborenes eine Reanimation, war es vorteilhaft, wenn die Nabelschnur so lange intakt blieb, bis der Prozess abgeschlossen war.

Das Belassen der Nabelschnur für bis zu zwei Minuten länger sei eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Überlebensrate von Frühchen zu erhöhen, schreiben die Studienautoren. 

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