Forscher testen Vitamin A bei Covid-19-Genesenen ohne Geruchssinn
Laut aktueller Studienlage leidet jeder zweite Covid-19-Erkrankte unter dem Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns. Im Median dauert es etwa zehn Tage, bis sich Patientinnen und Patienten von einer Riechstörung erholen. Einer französischen Studie zufolge kehrt der Geruchssinn zwar bei fast allen Betroffenen innerhalb von acht Monaten wieder vollständig zurück, bis dahin müssen aber die Patienten mit der Einschränkung leben.
Trotz anhaltender Riechstörung sind die Patienten nicht mehr ansteckend.
Für eine sogenannte Anosmie (die vollständige Abwesenheit des Geruchssinns) gibt es neben der Erkrankung mit Sars-CoV2 auch andere Ursachen wie Nasenpolypen, chronische Nasenschleimhautentzündung, Diabetes, Alzheimer oder Parkinson. Covid-Genesene leiden auch oft unter einer Parosmie, einer Fehlwahrnehmung von Gerüchen. Abgesehen von einem mangelnden Genuss beim Essen kann sich ein Ausfall des Geruchsempfindens auch negativ auf das Lustgefühl auswirken, wie der KURIER bereits berichtete.
Die Mechanismen, durch die Sars-CoV-2 die Funktion der Nase beeinträchtigen, sind nicht bekannt.
Gehirnscans und Riechtest
Zudem gibt es für die Erkrankung bisher keine spezifische Behandlung: Französische Forscher hatten vergangenes Jahr von einer erfolgsversprechenden Therapie mit einer Cortison-haltigen Nasenspülung in Kombination mit einer olfaktorische Umerziehung berichtet. Britische Wissenschafter wollen jetzt einen neuen Ansatz mit Vitamin-A-Nasentropfen untersuchen.
Ein Team der Universität East Anglia (UEA) wird eine 12-wöchige Studie durchführen, wie die BBC berichtet. Nur ein Teil der freiwilligen Studienteilnehmern und -teilnehmerinnen wird das Vitamin erhalten, allerdings werden alle Probanden gebeten, besonders starke Duftnoten wie faule Eier oder Rosenduft einzuatmen.
Mit Hilfe von Gehirnscans soll überprüft werden, ob das Vitamin die geschädigten Riechbahnen oder "Geruchsnerven" wiederherstellen kann.
Carl Philpott von der Medizinischen Fakultät der UEA in Norwich: "Wir wollen herausfinden, ob die Größe und Aktivität der geschädigten Riechbahnen im Gehirn der Patienten zunimmt, wenn sie mit Vitamin-A-Nasentropfen behandelt werden. Wir werden nach Veränderungen in der Größe des Riechkolbens suchen - ein Bereich oberhalb der Nase, in dem die Geruchsnerven zusammenlaufen und mit dem Gehirn verbunden sind."
Vitamin A, auch Retinol genannt, unterstützt das Immunsystem, das Sehvermögen sowie Funktion und Aufbau der Haut: Das fettlösliche Vitamin kommt in tierischen Produkten wie Fleisch und Milch vor.
Ohne ärztliche Rücksprache sollte keine Eigentherapie mit Vitamin A gestartet werden, da sich eine Überversorgung in Kopfschmerzen und Übelkeit äußern kann. Auf Dauer können zu große Mengen unter anderem die Leber schädigen.
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