Zwei Wochen später wurde der Patient aufgrund einer Verletzung, die nichts mit der Covid-Erkrankung zu tun hatte, zu einer Operation ins Krankenhaus eingeliefert. Beim systematischen SARS-CoV-2-Screening, das bei der Aufnahme durchgeführt wurde, wurde eine niedrige Viruslast festgestellt, die als viraler Überrest der 16 Tage zuvor erfolgten Infektion interpretiert wurde. Eine Typisierung dieser Probe war aufgrund der niedrigen Viruslast nicht möglich.
39 Tage nach Delta mit BA.1 infiziert
Drei Wochen später wurde der Patient für einen zweiten chirurgischen Eingriff wieder aufgenommen und routinemäßig erneut getestet. Dabei wurde ein stark positives Ergebnis mit der Variante Omicron BA.1 festgestellt, also nur 39 Tage nach der Infektion des Patienten mit Delta.
Ein Hochrisiko-Kontaktscreening des Bruders des Patienten ergab eine niedrige Viruslast (nicht typisierbar aufgrund der niedrigen Viruslast), die Mutter wurde SARS-CoV-2-negativ getestet und der Vater wurde nicht erneut getestet.
Die Forscher stellten diesen klinischen Fall in einen breiteren epidemiologischen Kontext, indem sie die Häufigkeiten früher Reifnektionen mit Omikron BA.1 nach einer Delta-Infektion und mit Omikron BA.2 nach einer BA.1-Infektion in einer belgischen Region erhoben.
Zwischen dem 1. Dezember 2021 und dem 7. Februar 2022, einem Zeitraum, der durch die virale Verdrängung von Delta durch Omikron BA.1 gekennzeichnet war, wurden insgesamt 56.831 ambulante Patienten in Leuven (Belgien) positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Bei 0,16 Prozent von ihnen (91 von 56.831 Menschen) wurde Delta nachgewiesen, während eine zweite positive Probe dieser Personen innerhalb dieses Zeitraums Omikron BA.1 aufwies.
Frühe Reinfektion vor allem bei jungen Ungeimpften
In ähnlicher Weise wurden zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 10. März 2022, einem Zeitraum, der durch den viralen Austausch von Omikron BA.1 durch BA.2 gekennzeichnet ist, insgesamt 48.829 Patienten positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Davon wiesen 0,01 Prozent (5 von 48.829 Menschen) in einer ersten Probe BA.1 auf, in einer zweiten positiven Probe wurden jedoch Hinweise auf BA.2 entdeckt.
Frühe Reinfektionen wurden am häufigsten bei jungen, ungeimpften Patienten unter zwölf Jahren beobachtet. In allen Altersgruppen wiesen Patienten mit frühen Reinfektionen eine niedrigere Impfrate auf als die entsprechenden Altersgruppen in der Allgemeinbevölkerung.
Geimpfte Patienten hatten das geringste Risiko einer frühen SARS-CoV-2-Reinfektion. Der mittlere Zeitraum zwischen der letzten Impfstoffdosis und der Reinfektion betrug bei allen Patienten 172 Tage. Der mittlere Zeitraum zwischen den beiden positiven Proben mit unterschiedlichen VOC betrug 47 Tage.
Daten aus Dänemark deuten darauf hin, dass eine Reinfektion in der Regel zu einer milden Erkrankung führt, die keinen Krankenhausaufenthalt erfordert, wie auch bei dem Jugendlichen, von dem in der Fallstudie berichtet wurde.
Allerdings gehen die Forscher davon aus, dass die Dauer des Schutzes durch eine frühere Infektion überdacht werden sollte, insbesondere wenn ein Wechsel zwischen aufeinanderfolgenden SARS-CoV-2-Varianten stattfindet.
Reinfektionen können laut den belgischen Wissenschaftlern, insbesondere bei ungeimpften, jungen Patienten, innerhalb von 60 Tagen nicht ausgeschlossen werden.
Die Preprint-Studie kann hier nachgelesen werden.
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