"Covid ist noch nicht vorbei", fasst es der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding auf Twitter zusammen. Während in vielen Ländern die Corona-Maßnahmen gefallen sind und ein Sommer weitgehend ohne Reisebeschränkungen und Maskenpflicht lockt, steigen die Zahlen vielerorts steil an.
Hohe Hospitalisierungsraten
So etwa in England. Die Hospitalisierungen nach einer Covid-19-Infektion seien dort in einer Woche um 33 Prozent gestiegen, die Todesfälle nach einer Covid-19-Infektion um acht Prozent, twittert Feigl-Ding. Besonders auffällig: Die Hospitalisierungen haben in allen Altersklassen in kurzer Zeit stark zugenommen, bei Kindern bis fünf Jahren etwa um 36 Prozent.
"BA.4 und BA.5 sind in England auf dem Vormarsch", erklärt der US-Epidemiologe. Sie seien dort noch nicht einmal dominant - "und schon ist schlimm". Denn die BA.4- und BA.5-Welle lasse die Hospitalisierungsrate noch schneller steigen als die BA.2-Subvariante in England vor drei Monaten.
Das verheiße nichts Gutes für andere Länder mit steigenden BA.4 und BA.5-Zahlen. Darunter die USA, Kanada und Kontinentaleuropa. In Österreich steigt der Anteil von BA.4 und BA.5 ebenfalls deutlich an.
Auch in Südafrika haben die Todesfälle während der BA.4- und BA.5-Welle stark zugenommen - und tun dies noch immer, so Feigl-Ding. "Die über 1.800 überzähligen Todesfälle pro Woche in Südafrika sind für ein Land mit 60 Millionen Einwohnern sehr viel. Bei einer Bevölkerung wie der USA wären das fast 10.000 überzählige Todesfälle pro Woche."
Dominanz in Europa
Auch im jüngsten Report der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC liegt das Augenmerk auf dem raschen Anstieg in mehreren Ländern. Darunter etwa Portugal. Dort ist BA.5 bereits am 30. Mai 2022 zur vorherrschenden SARS-CoV-2-Variante geworden. Der zunehmende Anteil von BA.5 ging auch mit einem Anstieg von Covid-19-Fällen einher.
"Der für BA.4 und BA.5 gemeldete Wachstumsvorsprung lässt vermuten, dass diese Varianten in der gesamten EU/EWR dominieren werden, was in den kommenden Wochen wahrscheinlich zu einem Anstieg der Covid-19-Fälle führen wird", so die ECDC.
Anstieg von vielen Faktoren abhängig
Wie stark die Covid-19-Fälle dann steigen, hänge laut der Gesundheitsbehörde von unterschiedlichen Faktoren ab. Darunter der Immunschutz gegen Infektionen, der von Zeitpunkt und Umfang der Coronaschutzimpfungen, sowie vom Ausmaß, Zeitpunkt und der Variantenlandschaft früherer Pandemiewellen abhängig ist.
Ausgehend von den aktuell zur Verfügung stehenden Daten gebe es laut ECDC keine Hinweise darauf, dass die beiden jüngsten Virusvarianten mit einer höheren Infektionsschwere verbunden sind. Wie bei früheren Wellen könne jedoch ein allgemeiner Anstieg der Covid-19-Fälle zu einem Anstieg der Hospitalisierungen in Intensivstationen und der Todesfälle führen.
Länder sollten daher weiterhin auf Anzeichen für das Auftreten und die Ausbreitung von BA.4 und BA.5 achten und Tests und Sequenzierungen beibehalten. Die Coronaschutzimpfung und ihre Auffrischung bleiben weiterhin Priorität: "Es wird davon ausgegangen, dass zusätzliche Auffrischungsdosen für die Gruppen mit dem höchsten Risiko für eine schwere Erkrankung erforderlich sind, um künftige Wellen zu vermeiden."
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