Es gibt drei Phasen, in denen Eltern sensibel sind, so die Expertin: „Im Babyalter, wo es um eine gute Versorgung des Kindes geht. Dann bei Schuleintritt, wenn man das Kind im Klassendurchschnitt sieht. Und in der Pubertät, wenn der Wachstumsschub später auftritt.“
Bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde präsentierte Häusler die Initiative ihrer Arbeitsgruppe, die Körpermessdaten heimischer Kinder einheitlich zu dokumentieren. So können auf der Plattform wachstum.at schon jetzt Eltern und Ärzte auf einheitliche Wachstumskurven zugreifen. Häusler wünscht sich, dass auch Daten, die von Schulärzten erhoben werden, Eltern und Ärzten zugänglich sind. „Eine möglichst komplette Wachstumskurve erspart Kindern eventuell unnötige Blutabnahmen.“ Vergleichsdaten seien wichtig, wie eine Diskussion in der Schweiz zeigt, wo Kinder deutlich größer sind, als die WHO-Kurven vorgeben: „Wir verwenden auch nicht die Angaben der WHO, weil die internationalen Zahlen nicht so aussagekräftig sind“, sagt Häusler. Wenig hilfreich findet sie die Schätzung der genetischen Ziellänge: Körpergröße der Mutter plus Körpergröße des Vaters plus 13 cm und dann dividiert durch 2. Bei Mädchen rechnet man minus 13, bevor man teilt.
So verläuft die Kurve
Wie stellen die Experten fest, ob es ein Problem gibt? „Auch wir brauchen eine möglichst genaue Wachstumskurve und können den Handwurzelknochen röntgen, um Vergleiche zu haben.“ Zur Orientierung: In der ersten Phase (bis drei Jahre) verdoppelt das Kind seine Länge. Bis zur Pubertät wächst es circa fünf bis sechs Zentimeter pro Jahr und in der Pubertät sieben bis neun Zentimeter. Bei Buben setzt dieser Wachstumsschub zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr ein und zwischen 9,5 und 13,5 Jahren bei Mädchen.
Kinderarzt muss helfen
Erster Ansprechpartner für besorgte Eltern ist immer der Kinderarzt, er kann bei Bedarf an die richtigen Fachärzte überweisen. Matthias M. Weber von der Universitätsmedizin Mainz zählte bei der deutschen Tagung der Kinderärzte Gründe auf: „Zu Kleinwuchs können Mangel- oder Fehlernährung, auch zehrende Erkrankungen wie schweres Asthma, Mukoviszidose oder schwere Herzerkrankungen führen. Es kann auch hormonbedingte Ursachen haben, etwa die Unterfunktion der Schilddrüse, ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus oder ein Mangel an Wachstumshormonen.“
Manche Probleme werden heute schneller erkannt: „Früher haben wir anhand der Wachstumskurve nach Gründen gesucht und etwa eine Zöliakie diagnostiziert. Heute wird diese schon früher anhand anderer Methoden erkannt“, sagt Häusler, die auf Wachstum und Hormonstörungen bei Kindern spezialisiert ist. Gerade die Sexualhormone sorgen in der Pubertät für den charakteristischen Schub.
Seit etwa 30 Jahren gibt es Erfahrungen mit Hormonersatz-Therapien. Zeigen sich Nebenwirkungen? Häusler: „Nicht, wenn es sich um
eine Ersatztherapie oder für andere Wachstumsstörungen etablierte Therapie handelt. Aber Größenkosmetik können wir mit Wachstumshormonen nicht betreiben.“
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