Entfernen Papierhandtücher oder Händetrockner das Virus besser?

Reißfestigkeit, Hygiene, Saugstärke, Schadstoffbelastung: Der VKI hat Küchenrollen unter die Lupe genommen.
Eine kleine Studie aus Großbritannien liefert erste Hinweise zu dieser Frage.

Neben Social Distancing gehört auch Händewaschen wegen des neuartigen Coronavirus seit Wochen verstärkt zu unserem Alltag. Eine Erhebung zeigt nun: Sind nach dem Reinigen der Hände noch Viruspartikel auf der Haut vorhanden, so werden diese durch Papierhandtücher deutlich besser entfernt als durch Händetrockner. Das haben Forscherinnen und Forscher der University of Leeds in einer kleinen Studie herausgefunden.

Wäscht man sich nicht gründlich genug oder gar nicht die Hände, kann man das Virus auf Oberflächen übertragen – was wiederum eine Schmierinfektion bei anderen begünstigen kann (grundsätzlich wird das Coronavirus primär durch Tröpfcheninfektionen übertragen). Es besteht auch die Gefahr, sich selbst anzustecken, wenn man sich mit den Händen im Gesicht und hier vor allem an den Schleimhäuten an Nase, Mund und Augen berührt.

Trocknungsmethoden im Test

Untersucht wurde nun konkret, ob die Trocknungsmethode im Spitals-Setting Einfluss auf die Virusverbreitung hat.

Vier Freiwillige simulierten die Kontamination ihrer Hände bzw. ihrer behandschuhten Hände mit einem Bakteriophagen, einem Virus, das nur Bakterien infiziert und somit für den Menschen harmlos ist. Ihre Hände wuschen sie nach der Kontamination nicht. Dies sollte schlecht oder unzureichend gewaschene Hände simulieren. Die Hände wurden entweder mit Papiertüchern oder einem Händetrockner getrocknet.

Jeder Freiwillige trug zudem eine Schürze, um die Kontamination von Körper und Kleidung während des Händetrocknens messen zu können. Die Händetrocknung wurde in einer öffentlichen Toilette eines Krankenhauses durchgeführt. Nachdem die Probanden die Toilette verlassen hatten, wurden Proben aus Stationsbereichen entnommen.

Papierhandtücher haben Nase vorn

Das wissenschaftliche Team um Mikrobiologin Ines Moura stellte fest, dass sowohl Händetrockner als auch die Papiertuchmethode die Viruskontamination der Hände signifikant reduzierten. Bei zehn von elf Oberflächen wurde nach Verwendung von Händetrocknern im Vergleich zu Papierhandtüchern eine signifikant größere Umweltkontamination festgestellt. Das bedeutet: Nach der Nutzung von Händetrocknern konnten auf allen folglich berührten elf Oberflächen Rückstände des Bakteriophagens festgestellt werden. Bei Papierhandtüchern war dies nur bei sechs von elf Oberflächen der Fall. Die Verunreinigung war bei der Händetrockner-Gruppe auch signifikant höher. Ebenso die Verunreinigung der Schürzen.

"Nach der Händetrocknungsmethode gibt es deutliche Unterschiede in der verbleibenden mikrobiellen Kontamination der Hände und des Körpers des Probanden", konkludieren die Autorinnen und Autoren der Studie, trotz geringer Aussagekraft aufgrund der kleinen Stichprobe. "Wir glauben, dass unsere Ergebnisse für die Bekämpfung des neuartigen Coronavirus relevant sind. (…) Papierhandtücher sollten die bevorzugte Methode zum Trocknen der Hände nach dem Waschen sein, um das Risiko einer Viruskontamination und -ausbreitung zu verringern."

Zu Beginn der Pandemie kursierten Meldungen, Händetrockner würden das Virus auf den Händen inaktivieren. Das Dementi der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folge prompt. Die WHO rät von Händetrocknern zwar nicht ab, jedoch sollten sie erst benutzt werden, nachdem man die Hände gründlich mit Seife und Wasser gewaschen hat. Zur Desinfektion taugen sie nicht.

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