Endometriose kann das Gehirn betreffen
Laut Schätzungen leiden allein in Österreich rund 300.000 Frauen an Endometriose. Dabei wächst aus noch ungeklärten Gründen der Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe auch außerhalb der Gebärmutterhöhle und kann an diesen Stellen Blutungen und massive Schmerzen auslösen, vor allem im Unterleib oder im Rücken, in schweren Fällen aber auch in der Blase, im Zwerchfell oder im Gehirn.
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Die fehlende oder geringere Fruchtbarkeit von Frauen mit Endometriose kann mehrere Ursachen haben: Die Eizellen lassen sich schlechter befruchten, der Embryo kann sich schwerer in der Gebärmutter einnisten oder die allgemeine Funktion der Eileiter kann gestört sein. "Ganz allgemein kann man sagen, dass die Endometriose ein entzündliches Milieu erzeugt", fasst die Kinderwunsch-Expertin zusammen.
Obwohl die Aufmerksamkeit für die Krankheit in den vergangenen Jahren größer geworden sei, "merke ich manchmal, dass ich mir mehr Wissen von meinen Patientinnen erwartet hätte", gesteht sie.
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Wissen, das auch Natalia Michalak lange fehlte. Vor zehn Jahren begann sie plötzlich, auch außerhalb der Periode an starken Unterleibskrämpfen zu leiden. Während der Monatsblutung "fühlte es sich an, als würde jemand konstant mit einem Messer in meinen Bauch stechen", schildert die 30-Jährige. Auch heute seien die Schmerzen teilweise so stark, dass sie nicht aus dem Bett aufstehen kann oder sich übergeben muss.
Weg zur Diagnose ist lang
Dennoch vergingen Jahre bis zur korrekten Diagnose. Michalak fühlte sich von Ärzten im Stich gelassen, musste unangebrachte Kommentare über sich ergehen lassen oder wurde mit einem weiteren Pillenrezept oder Schmerzmittel vertröstet. "Manche Ärzte haben mich wie den letzten Dreck behandelt“, sagt sie.
Vor drei Jahren brachte schließlich eine Bauchspiegelung, die bislang einzige Möglichkeit, um eine sichere Endometriose-Diagnose zu stellen, Gewissheit: Michalak hat Endometriose. Ihre Diagnose bezeichnet sie heute als "Glück im Unglück“. Denn auch wenn die Krankheit chronisch ist und Symptome nur gelindert werden können, "habe ich wenigstens eine Erklärung für meine Schmerzen“.
Früh professionelle Hilfe suchen
Gerade für Frauen mit Kinderwunsch ist die Diagnose häufig ein Schock, weiß Djalali-Pregartner: "Familienplanung ist per se schon ein Stressfaktor. Endometriose kann weitere Ängste schüren.“
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Patientinnen mit akutem Kinderwunsch rät sie, sich rasch professionelle Hilfe zu suchen. Das Alter spiele eine entscheidende Rolle, da Frauen mit Endometriose häufig nicht nur weniger Eizellen, sondern auch eine schlechtere Eizellqualität haben. "Je nach Alter sollte ein Paar nicht länger als sechs bis maximal zwölf Monate auf natürlichem Weg versuchen, schwanger zu werden.“
Für viele Patientinnen wird eine künstliche Befruchtung notwendig. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil an Frauen, die aufgrund einer Endometriose- Erkrankung eine In-vitro-Fertilisation durchgeführt haben, um zehn Prozent gestiegen.
Endometriose ist in Österreich zudem ein möglicher Grund, Eizellen einfrieren lassen zu können. "Das macht vor allem bei jüngeren Patientinnen Sinn, idealerweise wenn sie deutlich jünger als 35 Jahre sind.“ Die Kosten müssen jedoch privat gezahlt werden. Djalali-Pregartner: "Es ist immer eine sehr schwierige Situation für Patientinnen, wenn sie ihre Fruchtbarkeit davonfließen sehen und es am Geld scheitert."
Natalia Michalak hat aktuell noch keinen Kinderwunsch. Sie ist vor allem damit beschäftigt, eine Routine mit ihrer Krankheit, ihrem persönlichen Chamäleon, zu finden. "Allerdings beruhigt es mich, zu wissen, dass mir diese Option offen steht."
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