Gender Pain Gap: Wenn Schmerzen von Frauen nicht ernst genommen werden

Gender Pain Gap: Wenn Schmerzen von Frauen nicht ernst genommen werden
Warum es wehtun kann, eine Frau zu sein - und welche Konsequenzen das hat.

Uschi Juno war vor dem Eingriff zum Einsetzen der Spirale nicht allzu besorgt. Schließlich bezeichnet sie sich selbst als recht schmerzresistent, benötigte auch bei der Geburt ihres Kindes keine Schmerzmittel. Ihre langjährige Frauenärztin hatte im Vorgespräch gesagt, dass der Eingriff „ein bisschen unangenehm, aber gut auszuhalten“ sei. Ganz so war es dann aber leider nicht. Als „sehr, sehr heftig“ beschreibt Juno den Schmerz, eine 7 oder 8 auf einer Schmerzskala bis 10. Der Kreislauf spielte nicht mit, sie musste sich hinlegen und mit dem Taxi nach Hause fahren. Die starken Schmerzen ließen erst im Laufe des folgenden Tages nach.

Eine Erfahrung, die sie von Anfang an herunterspielte, und auch ihrer Frauenärztin nicht rückmeldete. „Ich wollte kein großes Ding daraus machen“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. Bis ihr kürzlich ein Artikel auffiel, in dem es um verschiedene Möglichkeiten der Schmerzlinderung beim Einsetzen der Spirale ging. Zwei Dinge fielen ihr besonders auf: Zum einen war sie über diese Optionen von ihrer Ärztin nicht informiert worden. Zum anderen überwältigte sie die Flut an Kommentaren unter dem Artikel, in dem Frauen ihre Erfahrungen schilderten.

Vorbereitung

„Bis dahin dachte ich, dass ich mit meiner Erfahrung die Ausnahme bin. Vielleicht ist die Ausnahme aber das genaue Gegenteil.“ Dabei wäre Junos Wunsch denkbar simpel: „Ich erwarte von einem Arzt eine realistische Vorbereitung auf das, was einen erwartet. Dass man weiß, dass man für zumindest den kommenden Tag Ruhe braucht, die Kinderbetreuung abgibt, dass es gut wäre, eine Begleitung mitzunehmen. So, wie es bei anderen Eingriffen ganz selbstverständlich gemacht wird.“

Sie stellte dann auf Twitter selbst die Frage nach den Erfahrungen anderer bei diesem Eingriff. Die Folge: Hunderte Schilderungen von Frauen, die ganz Ähnliches erlebt hatten. Viele stuften ihre Schmerzen sogar noch höher ein als Juno. Und erschreckend viele hatten das Gefühl, dass ihre Schmerzen in den Praxen nicht wirklich ernst genommen wurden. Das Ergebnis ist keine Überraschung für Alexandra Kautzky-Willer, Österreichs erste Professorin für Gender Medicine. „Aber es ist doch immer wieder erstaunlich“, sagt sie. „Wir wissen, dass Schmerzen bei Frauen im Gesundheitssystem eher unterschätzt werden.“

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