Wie sind die Erfolgsaussichten? Was kostet die Entnahme und das Einfrieren der Eizellen für die Frauen?
Das lässt sich nicht leicht beantworten. Die Erfolgsrate ist abhängig vom Alter der Eizelle zum Zeitpunkt des Einfrierens. Je jünger die Frau bei der Entnahme ist, desto besser. Rund 80 Prozent der Eizellen überstehen das Einfrieren, davon lassen sich etwa 60 bis 70 Prozent befruchten und wiederum 30 Prozent davon lassen sich befruchtet einsetzen. Das heißt, wir brauchen eine Mindestzahl an Eizellen, die wir einfrieren – sie sollte dem Alter der Patientin entsprechen, also bei einer 25jährigen Frau 25 Eizellen, sofern dies möglich ist. Die Kosten betragen ungefähr 3.000 Euro und um die 400 Euro pro Jahr für die Lagerung. Anders als Embryonen, die nur zehn Jahre aufbewahrt werden dürfen, können Keimzellen unbegrenzt gelagert werden.
Werden diese Kosten übernommen?
Nein, auch Zuschüsse sind vom Gesetz nicht vorgesehen. Das ist eine Frechheit. Sie müssen sich vorstellen, dass onkologische Patientinnen, die meist erst vor kurzem ihre Diagnose erhalten haben, oft unter Druck sind, sich neben all dem Dilemma der Erkrankung überlegen zu müssen, ob sie sich das leisten können. Sie müssen sich zusätzlich zu den anderen Problemen auch noch Gedanken darübermachen, ob sie ihre Fruchtbarkeit erhalten können oder nicht. Ich war schon in so vielen Kommissionen aber niemand fühlt sich dafür zuständig.
Für gesunde Frauen, die ihre Eizellen einfrieren möchten, ist das derzeit in Österreich nicht erlaubt. Gibt es eine Nachfrage dafür?
Der Wunsch nach dem sogenannten Social Freezing ist nicht so stark verbreitet, da sich mit dem Konzept des Vorausplanens wenige identifizieren können, wenn kein gesundheitlicher Grund vorliegt. Im Schnitt haben wir zwei bis drei Anfragen pro Monat. Oft sind es Frauen Ende 30, Anfang 40, deren Partnerschaft gerade auseinandergegangen ist und die befürchten, dass eine natürliche Schwangerschaft später nicht mehr möglich ist. Allerdings macht es – unabhängig von der gesetzlichen Regelung – ab 35 Jahren wenig Sinn, Eizellen zu entnehmen und einzufrieren.
Was halten Sie davon, dass Social Freezing in Österreich nicht erlaubt ist?
Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Fertilität ist ein persönliches, ureigenes Recht. Der Staat hat nicht das Recht, sich da einzumischen und das zu reglementieren. Ich sehe es wie eine Versicherung – wenn eine Frau ihre Fertilität absichern möchte, sehe ich kein Problem. Das zugehörige Gesetz entstand Anfang der 1990er Jahre zu einem Zeitpunkt, als die heutige Technik zum Einfrieren noch nicht bekannt war. Auf politischer Seite sind sich fast alle einig und eine Novelle war schon sehr weit gediehen. Allerdings ist sie noch nicht verabschiedet worden und dies wird wahrscheinlich vor den Neuwahlen auch nicht mehr passieren.
Im Ausland, teils auch Nachbarländern, ist der Eingriff möglich. Kann man Eizellen dort einfrieren und hier einsetzen lassen?
Theoretisch ja. Man darf Keimzellen innerhalb der EU transportieren. Allerdings muss man bedenken, dass man in Österreich einen Partner oder eine Partnerin bräuchte. Für Single-Frauen ist das Einsetzen befruchteter Eizellen verboten. Man muss aber nicht verheiratet sein und auch für lesbische Paare ist dies möglich. In anderen Ländern, darunter Deutschland, Tschechien und die Schweiz, gibt es keine Einschränkung beim Einfrieren von Eizellen – es ist egal, ob eine Frau eine Erkrankung hat oder nicht.
Gibt es eine Altersbeschränkung für das Einsetzen befruchteter Eizellen?
Es gibt keine gesetzliche Altersbeschränkung, aber internationaler Konsens ist ein ethisches Limit von 50 Jahren. Dies entspricht auch der Grenze einer natürlichen Schwangerschaft. Wenn die Frauen die Eizellen nutzen möchten, empfehlen wir immer zunächst zu probieren, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Erst, wenn das nicht funktioniert, würde man versuchen die Eizellen aufzutauen und künstlich zu befruchten.
Wie belastend ist die Entnahme von Eizellen?
Die heutigen Hormone werden meist gut vertragen, sodass die Hormontherapie weniger belastend ist. Es braucht aber eine gute Aufklärung, da die Stimulation der Eierstöcke zu kurzzeitigen Beschwerden führen kann. Die Entnahme selbst ist eine ultraschallgezielte Punktion, die etwa 15 Minuten dauert und unter Kurznarkose erfolgt.
Ist die Eizellspende eine mögliche Alternative zum Einfrieren?
In Österreich ist die Eizellspende schon erlaubt, allerdings darf dafür kein Geld bezahlt werden, außer für belegbare Barauslagen, das heißt, etwa Taxi- oder Hotelrechnungen der Spenderin. Es ist schwierig, eine Spenderin zu finden, die aus rein altruistischen Motiven bereit dafür ist. Man kann dies aber umgehen, denn aus dem Ausland dürfen Eizellen gekauft werden. Das ist paradox. Es wäre fair, wenn Eizellspenderinnen so wie jemand, der Plasma spendet, eine Aufwandsentschädigung erhalten dürften. So wie es derzeit ist, sind viele, die eine Eizellspende brauchen, gezwungen, ins Ausland zu gehen.
Kommentare