Mathes trägt weiterhin seine gewohnte Prothese. Allerdings zieht er über den Prothesenfuß diese Sohle, die mit vier Sensoren ausgestattet ist. Diese registrieren den Druck der Abrollbewegung beim Auftreten. Per Funk übertragen sie Signale an kleine Vibrationsmotoren, die bei Mathes in einer Hülle am Oberschenkel anliegen. Die Vibrationen stimulieren einen Hautnerv, der die Signale an das Gehirn leitet.
„Seither fühle ich mich beim Gehen viel sicherer. Und ich habe viel klarer diesen Eindruck, dass beide Beine fest am Boden stehen." In Kombination mit seiner bisherigen Erfahrung habe er jetzt eine bessere Rückmeldung zur Beschaffenheit des Untergrunds.
"Ich habe das Gefühl, ich bin auf einer Ebene mit der Welt verbunden, auf der ich das bisher nicht war.“ Beim Fahrradfahren muss er jetzt nicht mehr nachschauen und mit den Augen kontrollieren, ob der Fuß wirklich am Pedal ist: „Jetzt spüre ich es.“
"Zuwachs an Sinneseindrücken"
Diese neue Technologie bedeute für ihn einen gewaltigen Fortschritt: "Sie spricht meine Phantasie an und ich erlebe einen großen Zuwachs an Sinneseindrücken."
Mathes ist Kunsttherapeut, Schauspieler und Deutschtrainer. Er hat ein Bild zu dem Thema gemacht, "das den Traum der Wissenschafter symbolisiert". Ein Pirat mit einem Holzbein steigt mit diesem auf einen Reißnagel und schreit "AU" - "noch ist eine solche fühlende Prothese eine Vision, aber diese Vision treibt die Forschung voran".
Weil Mathes keine Amputation hatte, litt er im Gegensatz zu vielen anderen Prothesenträgern auch nie am Phantomschmerz. Dieser kann so heftig sein, dass Morphinpräparate zur Schmerzlinderung notwendig sind.
Bei diesen Patienten werden die abgetrennten Nerven zu einem Hautnerv im Oberschenkel umgeleitet und mit diesem verbunden. „Dadurch und durch die regelmäßigen Vibrationen kann der Schmerz stark gelindert werden und die Betroffenen können auf diese Schmerzmittel verzichten“, sagt Aaron Pitschl, technischer Geschäftsführer von Saphenus.
Aus dem EU-Forschungsprogramm Horizon Europe erhielt die Firma eine Förderzusage in der Höhe von 1,8 Millionen Euro. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer gratulierten am Donnerstag. "Die Entwicklung von Saphenus ist eine hervorragende Idee", betonte Faßmann. "Es handelt sich um ein wunderbares Beispiel dafür, was in einer sehr kleinen Struktur unter extremem Konkurrenzdruck und in großem internationalen Wettbewerb in Österreich entstehen kann."
Kritik, dass beim jüngsten EU-Gipfel die Forschung auf der Strecke geblieben sei, wies Faßmann zurück: Wenn man zwischen altem und neuem Forschungsprogramm eine vergleichbare Preisbasis herstelle und berücksichtige, dass Großbritannien aus der EU ausgetreten sei, gebe es gut 22 Prozent mehr Mittel für 2021-2027.
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