Donald Trumps Werbung für Covid-Therapie hatte tödliche Folgen
Es war der damalige US-Präsident Donald Trump, der Anfang 2020 für die weltweite Popularität des Malaria- und Rheumamittels Hydroxychloroquin als Therapie gegen Covid-19 sorgte: "Was haben Sie schon zu verlieren? Nehmen Sie es einfach!", erklärte er damals. Es kam daraufhin in vielen Ländern zu einem breitflächigen Einsatz ("off label", also außerhalb des eigentlichen Zulassungsbereichs), ohne die Ergebnisse größerer klinischer Studien abzuwarten, mit denen die Wirksamkeit und die Sicherheit des Präparats bei Covid-19 ermittelt werden sollte. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass dieser vorschnelle Einsatz für viele Todesfälle aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen des Wirkstoffs verantwortlich war.
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"Der damalige US-Präsident Trump hatte das Medikament sehr vorschnell als 'Game Changer' in der Pandemie bezeichnet und nahm es selbst ein - sogar prophylaktisch", schreibt die Pharmazeutische Zeitung. Zwar wurde Ende März 2020 eine Studie publiziert, wonach der Wirkstoff die Coronavirus-Menge im Rachen rascher absinken lässt – ob das den Krankheitsverlauf lindert, war aber bereits damals offen.
Vor allem der französische Arzt und Mikrobiologe Didier Raoult hielt Hydroxychloroquin für ein wirksames Heilmittel, trotz heftiger Kritik zahlreicher Kolleginnen und Kollegen an den von ihm vorgelegten Daten. Donald Trump äußerte sich überschwänglich optimistisch, obwohl viele Experten schon Ende März 2020 die Daten als nicht aussagekräftg genug bezeichneten und weitere Studien abwarten wollten. Für Trump war das Mittel ein "Geschenk Gottes". Auch Trumps damaliger brasilianischer Amtskollege Jair Bolsonaro wirbt für das Medikament. Beide taten dies auch dann noch, als die Kritik aus der Fachwelt mehr und mehr zunahm.
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Globale Lieferengpässe waren die Folge von Trumps Euphorie. Dies wurde für Patienten mit bestimmten Autoimmunerkrankungen bedrohlich. Denn plötzlich gab es Lieferengpässe. So warnten auch in Österreich Medizinerinnen und Mediziner, dass das Medikament für Menschen, die es wirklich brauchen, nicht mehr verfügbar sei - etwa für Menschen mit der Autoimmunerkrankung „Lupus“ (Systemic Lupus Erythematosus, SLE). Bei ihnen reduziert Hydroxychloroquin das Risiko von Krankheitsschüben. Die Anwendung erfolgt bei ihnen begleitend von engmaschigen medizinischen Kontrollen.
Relativ bald wurde klar, dass Hydroxychloroqin gegen Covid-19 nicht nur hilft, sondern auch für zusätzliche Todesfälle sorgt - unter anderem deshalb, weil der breite, ungeprüfte Einsatz schädliche Folgen für das Herz wie etwa Herzrhythmusstörungen, Herzschäden bis hin zum Herzversagen haben kann. Bereits im Mai 2020 warnte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) vor schweren Nebenwirkungen bei der Anwendung von Hydroxychloroquin. Wie groß dieser Schaden des voreiligen Einsatzes tatsächlich war, zeigt jetzt eine Metaanalyse von 44 klinischen Studien mit Covid-19-Patienten in Spitalsbehandlung währen der ersten Coronawelle.
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Ein französisches Expertenteam von der Universität Lyon ermittelte eine Erhöhung der Sterblichkeit um 11 Prozent, wenn Spitalspatienten mit Hydroxychloroquin behandelt wurden. Die Forscherinnen und Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass alleine in den sechs untersuchten Ländern - USA, Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und der Türkei - 16.990 Menschen durch die Behandlung mit Hydroxychloroquin starben. "Und das sind nur die Patienten, die an diesen 44 klinischen Studien teilnahmen, also in einem überwachten Setting", so die Pharmazeutische Zeitung. Die Studie ist im Fachjournal Biomedicine & Pharmacotherapy veröffentlicht worden.
Für das Autorenteam ist das Ergebnis ihrer Studie ein Beleg dafür, wie gefährlich es ist, bei schlechter Datenlage vorschnell ein Präparat aus einem anderen Einsatzgebiet für eine bisher nicht übliche Therapie zu verwenden. Dieser Off-Label-Einsatz müsste bei künftigen Pandemien strenger reguliert werden, um derartige negative Folgen künftig zu vermeiden.
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