Diagnose Alzheimer: Aufs Schlafen vergessen

Diagnose Alzheimer: Aufs Schlafen vergessen
Warum Schlafmangel den Ausbruch von Demenz beschleunigen kann, haben jetzt Wissenschafter herausgefunden.

Voningrid teuflDiese Untersuchung wird Langschläfer freuen: Wer plant, am bevorstehenden Wochenende länger schlafen zu wollen, betreibt sozusagen eine Gesundheitsvorsorge. Das legt eine jetzt veröffentlichte Studie nahe. Die Forscher gehen davon aus, dass ausreichender Schlaf und vor allem ein regelmäßiger Rhythmus im Lauf des Erwachsenenlebens davor schützt, im Alter an Alzheimer zu erkranken. Das weckt die Hoffnung auf neue Therapien, um die Krankheit und auch die Symptome besser behandeln zu können.

Einfluss von Schlaf

Der Einfluss des Schlaf-wach-Rhythmus’ – die biologische oder zirkadiane Uhr – auf die Entstehung von Alzheimer rückt nun in den Fokus. Zwar wusste man, dass Menschen, die an Alzheimer leiden, schon Jahre vorher auch an Schlafstörungen leiden konnten. Welcher Faktor nun aber den anderen bedingte, war unklar. Ebenso, ob unregelmäßiger Schlaf ein frühes Warnzeichen sein könnte.

Nun gelang es Wissenschaftern am Rensselaer Polytechnic Institute in New York, ein Bindeglied dafür zu entschlüsseln. Dafür muss man einen Blick auf den 24-Stunden-Rhythmus des Menschen werfen. Dieser steuert viele Vorgänge im Körper autonom und ohne dass wir es merken. In ihrer Studie, die im Fachmagazin Plos Genetics veröffentlicht wurde, konnten sie zeigen, dass die 24-Stunden-Uhr des Menschen jene Fähigkeit des Gehirns steuert, mit der das Denkorgan schädigende Eiweißstoffe entfernt.

Spezielle Immunzellen, sogenannte Mikroglia, entsorgen dabei störende Proteine, die sich an den Nervenzellen des Gehirns ablagern wollen. Darunter ist auch das Protein Beta-Amyloid, das bei Alzheimer auftritt.

Studienleiterin Jennifer Hurley und ihr Team fanden auch bei Mikroglia einen 24-Stunden-Rhythmus für deren Reinigungsprogramm, das in Wellen abläuft. Fehlte die biologische Uhr, fielen die Zellen aus ihrer Routine heraus. „Die Störung des richtigen Timings der Amyloid-Beta-Entfernung könnte einer der Gründe sein, warum wir eine Zunahme von Plaques sehen, die sich während der Alzheimer-Krankheit im Gehirn bilden“, sagte Hurley im Guardian.

Hinter diesem Zusammenspiel wird ein komplexer Mechanismus vermutet. Hurley rät daher zu einer guten Schlafhygiene. „Dadurch kann die Belastung durch Amyloid-Beta im Laufe unseres Lebens verringert werden“, sagte sie. Um Alzheimer zu verhindern oder zu verzögern denkt sie etwa daran, die Mikroglia-Zellen mit einfachen Eingriffen wie etwa Licht zu stimulieren. Damit erhöhe sich die Eigenfähigkeit des Gehirns, die schädigenden Amyloid-Beta-Proteine zu entfernen.

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