Die Omikron-Variante des Coronavirus hat die Infektionszahlen in Österreich und auf der ganzen Welt in den letzten Wochen in die Höhe schießen lassen. Nachdem die Variante im November 2021 erstmals in einer Probe in Südafrika nachgewiesen wurde, war zunächst unklar, wie sie sich auf das weltweite Pandemiegeschehen auswirken würde.
Bald offenbarte sich, dass Omikron nicht nur ansteckender ist als frühere Varianten von SARS-CoV-2, sondern auch den bis dahin aufgebauten Immunschutz der Menschen besser umgehen kann. Gleichzeitig bewegten die vermehrten milderen Verläufe von Omikron im Vergleich zur Delta-Variante – trotz hoher Infektionszahlen – viele Länder zu großen Öffnungsschritten und Lockerungen der Maßnahmen. Doch was unterscheidet die aktuell grassierende Variante tatsächlich von Delta und wie hoch bleibt das Risiko für schwere Krankheitsverläufe?
"Omikron-Effekt" vom Alter abhängig
Mit dieser Frage hat sich nun eine großangelegte britische Studie beschäftigt. Dafür wurden die Fallakten von über 1,5 Millionen Menschen in Großbritannien herangezogen, die sich zwischen 29. November 2021 und 9. Jänner 2022 nachweislich mit Delta oder Omikron infiziert hatten. Von den Corona-Infizierten waren sowohl Impfstatus, als auch Alter, Geschlecht, Wohnort oder Ethnizität bekannt.
Das Forschungsteam hat erhoben, wie viele der Infizierten in den ersten 14 Tagen nach ihrem positiven Testergebnis hospitalisiert wurden und wie viele 28 Tage nach der bestätigten Infektion gestorben waren. Ihre Datenanalyse zeigt, dass das Risiko nach einer Infektion mit der Omikron-Variante ins Krankenhaus eingewiesen zu werden, im Vergleich zu Delta um 59 Prozent reduziert ist. Das Sterberisiko reduziert sich bei Omikron sogar um 69 Prozent. Dieser "Omikron-Effekt" wirkt sich jedoch nicht auf alle Altersgruppen gleich aus.
So etwa bei Kindern unter zehn Jahren: Für sie macht es wenig Unterschied, ob sie sich mit Delta oder Omikron infizierten, wie die Daten der Studie, die im Fachmagazin Lancet veröffentlicht wurde, zeigen.
Bei Personen über zehn Jahren zeigten die Studiendaten jedoch: Je älter die infizierte Person, desto ungefährlicher wird Omikron im Vergleich zu Delta. Bei über 20-Jährigen sahen die Forschenden eine starke Verringerung des Risikos für einen Krankenhausaufenthalt bei Omikron im Vergleich zu Delta. Bei den über 50-Jährigen verringert sich das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt um zwischen 50 und 75 Prozent. Bei Menschen über 80 Jahren zeigt sich der Omikron-Effekt jedoch wieder schwächer.
Obere Atemwege betroffen
Der Grund, warum bei kleinen Kindern das Risiko eines Krankenhausaufenthaltes bei Omikron- und Delta-Infektionen kaum variiert, könnte laut den Forschenden auf ein anderes klinisches Erscheinungsbild der Omikron-Infektion zurückzuführen sein. Denn Laborstudien haben gezeigt, dass sich Omikron mehr in den Zellen der oberen Atemwege und weniger in der Lunge repliziert.
Kinder mit Omikron-Infektionen könnten daher mit größerer Wahrscheinlichkeit als Kinder mit Delta-Infektionen Fieber und Symptome der oberen Atemwege aufweisen, die eine klinische Einweisung erforderlich machen würden.
Impfschutz
Die britischen Daten zeigen auch, dass bei beiden untersuchten Varianten frühere Infektionen sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte vor Todesfällen nach einer Infektion schützten.
Eine nachgewiesene frühere SARS-CoV-2-Infektion bot bei ungeimpften Personen einen gewissen Schutz vor Krankenhausaufenthalten und einen höheren Schutz vor Todesfällen. Bei geimpften Personen bot eine frühere Infektion im Vergleich zur Impfung alleine keinen zusätzlichen Schutz vor Krankenhausaufenthalten, aber einen zusätzlichen Schutz vor Todesfällen.
Eine Auffrischungsimpfung mit mRNA-Impfstoffen bietet einen Schutz von mehr als 70 Prozent gegen Krankenhausaufenthalte und Todesfälle nach Durchbruchsinfektionen mit Omikron.
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