Wie stark ältere Menschen vom dritten Stich profitieren
Mit der Omikron-Variante des Coronavirus wächst seit Wochen die Sorge um die Wirksamkeit der unterschiedlichen Impfstoffe. Auffrischungsimpfungen verringern nicht nur die Zahl der Omikron-Infizierten, sondern auch die Zahl der Covid-19-bezogenen Hospitalisierungen. Das bestätigen jetzt jüngste Daten der US-Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention).
US-Forschende untersuchten dafür Millionen Covid-19-Fälle sowie Zehntausende Krankenhausaufenthalte und Todesfälle – sowohl während der Delta-Welle, als auch nach Auftreten der aktuell grassierenden Omikron-Variante. Das Ergebnis: Impfung und Booster schützen - vor allem Ältere und auch gegen Omikron.
Ungeimpfte 49-mal häufiger hospitalisiert
Laut CDC waren die Covid-19-Hospitalisierungsraten im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2021 bei geboosterten Personen am niedrigsten, gefolgt von vollständig geimpften Personen ohne Auffrischungsdosis, und viel niedriger als bei ungeimpften Personen.
Die Daten der Seuchenschutzbehörde zeigen etwa, dass Ungeimpfte über 65 in den Vereinigten Staaten nach einer Covid-19-Infektion 49-mal häufiger hospitalisiert werden müssen, als Menschen nach dem Booster-Stich.
Auch die etwas jüngere Altersgruppe der 50 bis 64-Jährigen kann das Risiko einer Krankenhauseinweisungen mit der Impfung stark reduzieren: Bei Ungeimpften dieser Altersklasse ist das Risiko einer Hospitalisierung nach einer Covid-Infektion 44-mal höher als bei Geimpften nach dem dritten Stich.
"Sehr krank zu werden bedeutet, dass ältere Erwachsene mit einer Covid-19-Infektion möglicherweise einen Krankenhausaufenthalt, Intensivpflege oder ein Beatmungsgerät benötigen, da sie sonst sterben könnten. Das Risiko steigt bei Menschen in ihren 50ern und nimmt mit 60, 70 und 80 Jahren zu. Menschen, die 85 Jahre und älter sind, haben das höchste Risiko, schwer zu erkranken", so die CDC auf ihrer Website.
Auch bei Omikron wirksam
Die Impfung und vor allem die Auffrischung bleiben auch das wesentliche Mittel gegen die derzeit grassierende Omikron-Variante. Eine weitere Studie der CDC analysierte die Hospitalisierungen in den USA zwischen Ende August 2021 und Anfang Jänner dieses Jahres. Die Wirksamkeit der aktuellen Impfstoffe gegen schwere Krankheitsverläufe fiel bei der Omikron-Variante auf 57 Prozent, wenn die Personen die zweite Dosis mehr als sechs Monate zuvor erhalten hatten. Der Booster-Stich erhöhte den Schutz jedoch erneut auf 90 Prozent.
Der Impfschutz der aktuell verfügbaren Impfstoffe sei bei der neuen Variante zwar reduzierter als bei früheren, doch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes oder von Krankenhausaufenthalten bleibe weiterhin stark verringert – vor allem nach einem Booster, bestätigt ebenfalls die International Coalition of Medicines Regulatory Authorities, ein Zusammenschluss internationaler Zulassungsbehörden.
Noch unklar sei allerdings, wie lange der Schutz durch zusätzliche Impfungen anhalte, da es sich bei den aktuellen Daten um Menschen handle, die erst vor kurzem geimpft wurden, erklärt Natalie Dean, Biostatistikerin an der Emory University gegenüber der New York Times.
Laut der International Coalition of Medicines Regulatory Authorities müsse künftig eine Alternative zur Verabreichung mehrerer Auffrischungsdosen in kurzen Abständen gefunden werden: "Es ist notwendig, eine langfristige Strategie für die Art der Impfstoffe zu entwickeln, die für die künftige Behandlung von Covid erforderlich sind."
Auch Dr. Rochelle Walensky, Direktorin der CDC betont bei einem Briefing im Weißen Haus, wie wichtig es sei „die Covid-Impfungen auf dem neuesten Stand zu halten“.
Nach Ansicht vieler Virologinnen und Virologen wird das allerdings nicht alle paar Monate notwendig sein. So glaubt die Virologin Dorothee von Laer von der MedUni Innsbruck nicht, dass alle paar Monate eine Impfung gegen das Coronavirus notwendig sein wird. Sie rechnet mit „regelmäßigen, an die aktuelle Variante angepassten Auffrischungsimpfungen jeden Herbst, wenn erst mal über 95 Prozent der Menschen immun sind – durch Infektion oder Impfung.“
"Brauchen immer dreimaligen Kontakt"
Für den Booster sprach sich kürzlich auch Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München (TUM) und am Helmholtz Zentrum München, auf einer Presskonferenz des deutschen Science Media Center zu zukünftigen Impfstoffstrategien gegen COVID-19 aus.
Ein Fehler der Pandemie-Kommunikation sei gewesen, den zweiten Stich bereits als vollständige Impfung zu bezeichnen: „Wir wissen eigentlich von ganz vielen Impfstoffen, dass uns zweimal Kontakt mit dem Antigen nicht ausreichen, sondern dass wir immer den dreimaligen Kontakt brauchen.“ Das treffe etwa auf Tetanus, Polio, Keuchhusten und Hepatitis B zu. So komme es „nicht nur zu einer Verbreiterung der Antikörperantwort, sondern auch zu qualitativ hochwertigeren Antikörpern“, sagte Protzer.
Der dritte Stich erhöht die sogenannte Avidität, erklärt Protzer weiter. Das bedeutet, dass sich die Antikörper fester an das Virus binden, also daran „kleben bleiben“. „Diese erhöhte Avidität, die sieht man wirklich eben nach dem dritten Kontakt mit diesem Antigen", so Protzer.
Immunologisch gesehen mache es wenig Unterschied, ob man sich infiziere oder sich impfen lasse: „Die Omikron-Welle, die jetzt gerade durchschießt, wird ganz sicher die Immunantwort bei vielen Menschen auch nochmal verstärken – und zwar sowohl in Richtung Omikron verstärken als auch natürlich insgesamt in ihrer Qualität und in ihrer Breite verstanden. Auch nach einer dreimaligen Impfung ist man ebenfalls gut geschützt, so Protzer.
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