Vor zwei Wochen fragte sich die dänische Zeitung The Local hoffnungsfroh: "Hat Dänemark den Höhepunkt der Welle endlich erreicht?"
Die Antwort lautet auch heute noch immer: nein. Während in anderen Ländern wie etwa Südafrika oder Großbritannien, in denen Omikron zuerst aufgetaucht war, die Fallzahlen schon wieder sinken, steigen sie in Dänemark noch immer - zuletzt auf das Allzeit-Hoch von mehr als 40.000 Neuinfektionen. Das ist nicht nur absolut, sondern auch im Vergleich deutlich mehr als in Österreich. Die Inzidenz in den Sechs-Millionen-Einwohner-Land liegt bei knapp 5.900, hierzulande bei 1.767.
"Es ist ein wenig seltsam, dass in Dänemark die Zahlen und die Spitalseinlieferungen noch immer steigen, obwohl die Welle zum selben Zeitpunkt begonnen hat wie im Vereinigten Königreich – und sogar mehr Menschen geimpft und geboostert sind“, schreibt etwa die britische Forscherin Christina Pagel vom University College London auf Twitter.
Wie lässt sich das erklären?
Verdrängungswettbewerb
Pagel hat zwei Erklärungen: Entweder das Verhalten der Dänen sei ein ganz anderes als das der Briten, was eher unwahrscheinlich ist - oder es ist eine Subvariante von Omikron schuld. In Dänemark zirkuliert seit Kurzem eine neue Untervariante, genannt BA.2 oder „stealth omicron“ – also „listiges Omikron.“
Viel weiß man über diese neue Omikron-Variante naturgemäß nicht – außer, dass sie die Ursprungsvariante BA.1 in Dänemark zu verdrängen scheint. Daraus könnte man schließen, dass sie ansteckender ist, wie auch der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding schreibt. Auch in anderen skandinavischen Ländern ist die Variante offenbar auf dem Vormarsch, wie jüngste Erhebungen zeigen.
Gut möglich, dass BA.2 auch schon anderswo aktiv ist. Dass Dänemark die Variante früh entdeckt hat, liegt auch daran, dass das Land so viel sequenziert wie kaum ein anderes.
Hospitalisierungen und Intensivfälle sinken
Nichtdestotrotz hat Dänemark vor, weitere Öffnungsschritte zu vollziehen. Das liegt daran, dass erste Daten darauf hindeuten, dass die neue Variante zwar möglicherweise ansteckender, aber nicht gefährlicher sein dürfte als der „alte“ Omikron-Typ: "Trotz hoher Infektionsraten ist die Entwicklung bei den Hospitalisierungen – speziell auf den Intensivstationen – ermutigend“, sagte Gesundheitsminister Magnus Heunicke kürzlich. Die Spitalseinweisungen sinken – ebenso die die Zahl an Menschen, die beatmet werden müssen.
Das habe mit der guten Durchimpfungsrate zu tun, so Heunicke. Dänemark hat mit 82,4 Prozent eine der weltweit höchsten Impfraten und liegt auch bei den Booster-Impfungen mit 58,4 Prozent weit vorne; Österreich hält vergleichsweise bei 74 Prozent Durchimpfungs- und 48 Prozent Boosterrate.
Die niedrige Hospitalisierungsrate zeigt laut Experten auch, dass die Impfung vor schwerer Krankheit schütze – eben auch bei der neuen Untervariante BA.2. "Erste Analysen zeigen keinen Unterschied bei der Hospitalisierung zwischen BA.2 und BA.1“, so das staatliche Serum Institut, das für das Corona-Monitoring zuständig ist. "Wir erwarten auch, dass die Impfungen bei BA.2 denselben Effekt gegen schwere Erkrankungen hat.
Am heutigen Sonntag wurden darum Kinos, Zoos, Museen und Theater wiedereröffnet, die Schulen folgen nach den Ferien trotz Rekord-Inzidenzen von mehr als 6000 bei den Sechs- bis Neunjährigen. Am kommenden Mittwoch soll es weitere Öffnungsschritte geben – obwohl der Höhepunkt der Omikron-Welle noch länger nicht erreicht scheint.
Kommentare