Impfung gegen Covid-19: Wer soll sich auffrischen lassen? Und wann?
Der Anstieg von Coronavirus-Partikeln im Abwasser setzte heuer ein bis zwei Monate früher ein als im Vorjahr - dementsprechend höher ist jetzt schon die Belastung im Vergleich zum Vorjahr um dieselbe Jahreszeit. Am Freitag gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass die erste Lieferung des aktuellen Corona-Auffrischungsimpfstoffes in Österreich eingetroffen ist. Doch wer soll sich damit impfen lassen? Und wann? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Gegen welche Variante ist der neue Impfstoff gerichtet?
Gegen die Omikron-Subvariante JN.1, die im vergangenen Winter zirkulierte. Derzeit ist die Subvariante KP.3 dominant, die aber aus immunologischer Sicht JN.1 sehr ähnlich ist. "Deshalb gehen wir davon aus, dass der Impfstoff auch vor den KP.-Subvarianten schützt", sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Professorin für Vakzinologie und Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien
Wem wird eine Auffrischungsimpfung empfohlen?
Eine Auffrischungsimpfung wird besonders Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf empfohlen: Das sind generell Menschen älter als 60 Jahre und solche mit chronischen Grunderkrankungen, etwa der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems, der Nieren oder des Immunsystems. "Diese sollten - so wie auch bei der Influenza - eine jährliche Auffrischung erhalten." Gleichzeitig wird die Auffrischungsimpfung "allen empfohlen, die das Risiko eines möglichen schweren Krankheitsverlaufs reduzieren möchten" - unabhängig davon, wie viele Impfungen bzw. Infektionen bereits zurückliegen. Die Auffrischung bringe unabhängig vom vorbestehenden Immunitätsstatus einen zusätzlichen Nutzen für die geimpfte Person, heißt es auch im Gesundheitsministerium - etwa weniger Infektionen und ein reduziertes Risiko für Long Covid.
Am Wochenende hat der Molekularbiologe Ulrich Elling empfohlen, mit den Booster-Impfungen nicht bis in den Winter hinein zu warten. Soll man sich schon jetzt bzw. im August impfen lassen?
"Ich denke, dass das Hauptaugenmerk auf dem September liegen wird", so Wiedermann-Schmidt. "Wenn der Großteil der Urlauber zurück ist, die Schule wieder beginnt, die Kindergärten wieder voll sind und sich das Leben generell wieder mehr in die Innenräume verlagert, werden die Ansteckungsraten deutlich hinaufgehen." Hochrisikopersonen - sehr betagte Menschen, Schwerkranke - können natürlich auch schon im August geimpft werden: Aber eine große Impfaktion starten wir jetzt im Sommer nicht, die wird für den Herbst geplant." Abwägen muss man beim Zeitpunkt der Impfung auch den Umstand, dass der Schutz vor symptomatischen Infektionen nach zwei bis drei Monaten deutlich zurückgeht. Wiedermann-Schmidt plädiert auch dafür, etwa bei Flugreisen und generell öffentlichen Verkehrsmitteln wieder vermehrt an Masken zu denken.
Aber gemeinsam mit der Influenza-Impfung wird es sich nicht ausgehen?
"Ja, das wäre dann zu spät", sagt Wiedermann-Schmidt. Die Influenza-Impfung findet eher erst im November statt, die Covid-Impfung sollte im Laufe des September, spätestens Anfang Oktober erledigt sein. "Ich finde es grundsätzlich besser, die beiden Impfungen nicht zum selben Zeitpunkt durchzuführen, auch wenn das grundsätzlich möglich ist. Aber sollten Nebenwirkungen auftreten, ist die Zuordnung bei einer gleichzeitigen Impfung natürlich schwierig."
Früher wurde bei Gesunden ein Mindestabstand zur letzten Infektion / Impfung von sechs Monaten geraten, jetzt werden 12 Monate empfohlen. Wieso?
"Die meisten Menschen hatten bereits mehrfachen Kontakt mit dem Virus durch Impfungen und / oder Infektionen", sagt Wiedermann-Schmidt. "Das führt zu einer stabilen Grundimmunität, die auf jeden Fall 12 Monate anhält, auch bei älteren Personen." Diese Grundimmunität schützt auch vor schweren Verläufen durch die neue Subvarianten. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem gilt aber nach wie vor ein Mindestabstand von vier Monaten.
Kann man nicht auch eine Antikörperbestimmung durchführen lassen?
Empfohlen ist das nicht, heißt es im Impfplan. Der Grund: "Bis dato konnte kein Antikörpertiter definiert werden, welcher angibt, ab wann man von einer Schutzwirkung ausgehen kann (kein definiertes Schutzkorrelat), genauso wenig kann man angeben, wie lange bei einer bestimmten Titerhöhe die Schutzwirkung anhalten wird."
Wo wird man sich heuer impfen lassen können?
Die Impfungen werden wie im Vorjahr bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie teilweise auch bei öffentlichen Impfstellen von Städten und Gemeinden durchgeführt. Unter impfordi.at findet sich etwa die Liste der Ordinationen, in denen in Wien geimpft wird. Dies sollte noch im Laufe dieser Woche möglich sein. Vorerst wurden 92.000 Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffes "Comirnaty Omicron JN.1" geliefert, insgesamt wurden für die Impfsaison 2024/25 1,2 Millionen Dosen bestellt.
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