Covid-19: Antidepressiva könnten Sterberisiko reduzieren

Sick woman drinking pill in bed in the morning
Sogenannte Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer scheinen sich günstig auf den Verlauf der Erkrankung auszuwirken.

Sie werden klassischerweise bei Depressionen verschrieben, glaubt man einer neuen Studie, könnten sie auch im Kampf gegen Covid-19 nützlich sein: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSRIs, werden als Antidepressiva eingesetzt.

In einer umfassenden Analyse von Krankenakten aus 87 US-Gesundheitszentren zeigte sich nun, dass Patientinnen und Patienten, die diese Präparate einnahmen, deutlich seltener an Covid-19 starben als eine entsprechende Kontrollgruppe. Verzerrende Effekte von Alter, Geschlecht oder Begleiterkrankungen, die mit schwereren Verläufen in Verbindung gebracht werden, wurden dabei berücksichtigt.

Besonders ausgeprägt war die Schutzwirkung beim Arzneistoff Fluoxetin. In Summe gingen knapp 500.000 Patientendaten in die Untersuchung ein – darunter Informationen von fast 84.000 erwachsenen Patientinnen und Patienten, bei denen zwischen Jänner und September 2020 Covid-19 diagnostiziert wurde. Von ihnen nahmen rund 3.400 SSRIs ein.

"Ermutigende" Belege

Die Ergebnisse fügen sich in eine Reihe von Belegen ein, die darauf hindeuten, dass SSRIs eine positive Wirkung auf den Verlauf der Erkrankung haben können. Final belegt sei der Zusammenhang aber noch nicht, kommentiert Studienleiterin und Medizinerin Marina Sirota von der University of California in San Francisco die Erkenntnisse. "Wir können nicht sagen, ob die Medikamente diese Wirkungen verursachen, aber die statistische Analyse zeigt einen signifikanten Zusammenhang – die Zahlen haben es in sich", so Sirota.

Die Ergebnisse zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die Fluoxetin einnahmen, ein um 28 Prozent geringeres Sterberisiko hatten als Patientinnen und Patienten ohne medikamentöse Behandlung.

"Die Ergebnisse sind ermutigend", sagt Tomiko Oskotsky, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. "Es ist wichtig, so viele Möglichkeiten wie möglich für die Behandlung einer Krankheit zu finden." Denn es könne immer vorkommen, "dass ein bestimmtes Medikament oder eine bestimmte Behandlung nicht bei allen Menschen wirkt oder von ihnen gut vertragen wird".

In einer Studie von Expertinnen und Experten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg offenbarte sich schon vergangenes Jahr, dass Fluoxetin die Vermehrung der Viren vom Typ SARS-CoV-2 deutlich hemmt. Bereits damals waren die beteiligten Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Ansicht, dass sich die Arznei vor allem zur frühen Behandlung von infizierten Patientinnen und Patienten anbietet, die einer der bekannten Risikogruppen angehören.

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