Coronavirus: Zwei Impfstoffe mit hoher Wirksamkeit auf Schiene

In Ungarn wird das Sinopharm-Vakzin bereits verimpft.
Das Vakzin von Johnson & Johnson schützt gut vor den Mutationen; Sinopharm zeigt in Testphase III Erfolgsquote von 72 Prozent.

Der Corona-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson hat nach Angaben der US-Arzneimittelbehörde FDA eine sehr hohe Wirksamkeit. Wie aus veröffentlichten Unterlagen hervorgeht, verhinderte das Mittel in einer großen klinischen Studie in den USA schwere Erkrankungen zu 85,9 Prozent. Gleichzeitig wurde bekannt, dass das chinesische Vakzin von Sinopharm bei einer Schutzrate von etwas mehr als 72 Prozent den Antrag auf breite Genehmigung gestellt hat.

Guter Schutz vor südafrikanischer und brasilianischer Variante

Die Wirksamkeit des J & J-Serums lag laut Studie in Südafrika bei 81,7 Prozent, in Brasilien bei 87,6 Prozent. Damit scheint der Impfstoff also auch gut gegen die südafrikanische bzw. die brasilianische Virus-Variante zu wirken, die als deutlich ansteckender gelten.

In den USA sind bisher die Corona-Impfstoffe der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer sowie des US-Konzerns Moderna zugelassen. Johnson & Johnson hatte Anfang Februar einen Antrag auf Notfallzulassung seines Impfstoffs in den USA gestellt. Am Freitag berät ein Expertenausschuss der FDA über die Zulassung.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson hat eine geringere Wirksamkeit als die in den USA bereits zugelassenen Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna, könnte die Impfkampagne nach Angaben von Experten aber deutlich vereinfachen und beschleunigen: Im Gegensatz zu den anderen Impfstoffen ist bei Johnson & Johnson nur eine Injektion nötig.

Vereinfachte Handhabung

Außerdem kann das Mittel leichter transportiert und aufbewahrt werden: Nach Unternehmensangaben ist es mindestens drei Monate lang bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad haltbar. Der Biontech-Impfstoff benötigt bei längerer Lagerung eine extrem niedrige Temperatur von minus 70 Grad.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson nutzt ein sogenanntes Adenovirus als Vektor. Dieses löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann. Über den Vektor werden genetische Anweisungen an die Zellen übermittelt, ein bestimmtes Protein des Coronavirus zu produzieren. Auf diese Weise wird das Immunsystem auf die Bekämpfung des echten Coronavirus vorbereitet.

Chinesischer Impfstoff in Zwischenanalyse

Unterdessen teilte die Sinopharm-Abteilung des Wuhan Institute of Biological Products Co. mit, dass der Covid-19-Impfstoff in klinischen Phase-III-Studien auf der Grundlage einer Zwischenanalyse eine Wirksamkeitsrate von 72,51 Prozent gegen die Krankheit gezeigt habe.

Das Unternehmen hat bei der chinesischen National Medical Products Administration einen formellen Antrag auf Genehmigung der öffentlichen Verwendung des Impfstoffs gestellt, heißt es in einer Erklärung auf seiner Website.

Ungarn impft bereits die Bevölkerung mit Sinopharm-Vakzin

Ungarn ist in der Anwendung des Sinopharm-Impfstoffes bereits vorgeprescht. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Ungarn als bisher einziges EU-Land diese Woche bereits mit der Verabreichung des chinesischen Impfstoffs begonnen. In den nächsten sieben Tagen sollen 275.000 Menschen mit dem in der EU nicht zugelassenen Mittel geimpft werden, erklärte die Oberste Amtsärztin Cecilia Müller.

In Ungarn gelangten bislang vor allem die Impfstoffe von Biontech-Pfizer, Moderna und Astrazeneca sowie in kleineren Mengen das russische Vakzin Sputnik V zum Einsatz. Angesichts des Mangels an westlichen Impfstoffen setzt der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban verstärkt auf die russischen und chinesischen Produkte. In Ungarn erhielten sie eine Notzulassung, zum Teil ohne eigene substanzielle Überprüfung.

Kommentare