Coronavirus: Wie ein Virologe die Situation jetzt einschätzt

Coronavirus: Wie ein Virologe die Situation jetzt einschätzt
Zwei neue Virus-Varianten wurden in Österreich nachgewiesen. Was man darüber weiß, erläuterte Molekularmediziner Andreas Bergthaler im Ö1-Morgenjournal.

Das Coronavirus verändert sich: Zwei neue Varianten wurden in Österreich nachgewiesen - eine kommt aus Großbritannien, die andere aus Südafrika. Damit man überhaupt weiß, mit welchem Virusstamm es man zu tun hat, muss man das Erbgut analysieren. Weil man hier in Österreich bisher nicht besonders erfolgreich war, sollen die Kapazitäten vervierfacht werden, wie Franz Allerberger von der Gesundheitsagentur AGES sagte. Denn diese genetischen Analysen sind wichtig, um die Epidemie zu verstehen. Wer weiß, welcher Virusstamm für welchen Ausbruch verantwortlich ist, kann die Epidemie besser verstehen und auch darauf reagieren.

Andreas Bergthaler vom Zentrum für molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften forscht am genetischen Bauplan des Virus. Im Ö1-Morgenjournal stellte er fest: „Viren verändern sich ständig. Jetzt ist es erstmals so mutiert, dass dies das Infektionsgeschehen beeinflussen kann, weil es eine erhöhte Infektiosität hervorruft.“ Das verlange auch einen anderen Umgang mit Covid-19.

Deutsche Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass durch die Virusmutation B117  mehr Menschen infiziert werden. Heißt das auch, dass es mehr Erkrankte und mehr Tote geben wird? „Ja,“, meint Bergthaler: „Wenn Viren mutieren, kann es passieren, dass die Verläufe schlimmer werden oder es mehr Ansteckungen gibt. Über die Zeit gesehen ist die zweite Variante die gefährlichere, weil da mehr Menschen sterben.“

Drei Monate bis zur Ausbreitung

Ab wann in Österreich die „britische“ Virus-Variante am häufigsten sein wird, will und kann Berghaler nicht vorhersagen. Er gibt aber zu bedenken: „In Großbritannien wurde B117 erstmals im September entdeckt. Mit Ende Dezember hat sie dann überhandgenommen.“ Jetzt habe man Zeit, um sich darauf einzustellen.

Ob man die Pläne, Schulen zu öffnen oder sich freitesten zu können, damit begraben kann - darauf könne es derzeit noch keine Antwort geben. Allerdings: „Die Situation ist dynamisch, und es gibt ständig neue Erkenntnisse. In Großbritannien hieß es zuerst: Schüler sollen in die Schule, dann wurde innerhalb von 24 Stunden ein totaler Lockdown verkündigt.“

Was viele Eltern und Lehrpersonen ängstigt: „Es gibt Hinweise, dass junge Menschen zwischen 0 und 19 Jahren vermehrte Infektionen zeigen. Es gibt aber keine starken Hinweise, dass die Verläufe selber verändert sind.“

Eine gute Nachricht hat Bergthaler: „Die neue Variante kann von den bestehenden Impfstoffen ähnlich gut kontrolliert werden wie die alte. Falls nötig, könnten zudem die RNA-Impfstoffe sehr schnell angepasst werden.“

 

 

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