Ausblick auf das Wissenschaftsjahr: Zeit für Impfstoffe und den Klimaschutz
Es war eine Botschaft der Zuversicht, die der US-Infektiologe Anthony Fauci zum Jahreswechsel über die Pandemie verkündete: "Im Laufe dieses Jahres können wir mit den Impfstoffen und dem Einhalten der allgemeinen Hygienemaßnahmen diese Sache beenden und besiegen."
Hier erfahren Sie, was das Jahr in Sachen Corona, Klimawandel und Astronomie bringen könnte.
Impfstoffe: Zeitplan für die kommenden Monate
Am 6. Jänner will die Europäische Arzneimittelagentur EMA in Amsterdam über die Zulassung des zweiten Boten-RNA-Impfstoffes, jenen der US-Firma Moderna, entscheiden. Ende Februar könnte der Vektorimpfstoff von Uni Oxford/AstraZeneca seine Zulassung bekommen. Im zweiten Quartal wird die EU-Zulassung der Präparate von Johnson & Johnson, Curevac und Novavax erwartet. Der siebente Kandidat, der von Sanofi, wird hingegen frühestens Ende 2021 auf dem Markt sein. Mit diesen sieben Herstellern hat die EU Lieferverträge abgeschlossen. Und sie hat dabei auf unterschiedliche Technologien gesetzt – um das Risiko zu minimieren.
Impfstoffe: Der weitere Ausblick
"Es ist davon auszugehen, dass 2021 eine ganze Reihe von Corona-Impfstoffen auf den Markt kommen werden", sagt der Infektiologe Herwig Kollaritsch. "Möglicherweise auch Impfstoffe, wo nur eine Teilimpfung – bei den derzeit zugelassenen Arzneien sind zwei nötig – notwendig sein wird." Es gebe momentan weit über 200 Impfstoffkandidaten, viele davon werden aber noch nicht am Menschen getestet. "Aber auch in der klinischen Erprobung befinden sich derzeit mindestens drei Dutzend Präparate, für die unterschiedliche Technologien genutzt werden."
Vorstellbar sei auch, dass künftig bei ein und derselben Person unterschiedliche Impfstoffe und damit unterschiedliche Impftechnologien zur Anwendung kommen. "Wie die Impfstoffe kombiniert werden, wird davon abhängen, wo ihre individuellen Stärken liegen – manche werden gute Effekte als Erstimpfung haben, andere besonders brauchbar sein, was die Boosterung (erneute Impfung zur Auffrischung) betrifft. Ich erwarte jedenfalls viele positive Überraschungen."
Neue Therapien: Nicht das eine Wundermittel
2021 könnte auch Fortschritte in der medikamentösen Therapie von Covid-19 bringen. So werden voraussichtlich im Februar die Studiendaten zu dem von einem Team um den österreichischen Genetiker Josef Penninger entwickelten Enzym APN01 ausgewertet sein. Das Präparat soll SARS-CoV-2 "die Tür in die Zellen versperren", wie Penninger sagt.
In England wurde dieser Tage eine große Studie mit einer Kombination von zwei biotechnologisch hergestellten Antikörpern gestartet, die vom University College London und AstraZeneca entwickelt wurden. Und an der MedUni Wien startete eine Studie mit einem Medikament mit dem Namen Asunercept: Es soll die Zerstörung von Lungengewebe blockieren und die Entzündungsreaktion abschwächen.
"Ein einziges Wundermittel zur Therapie von Covid-19 wird es aber nicht geben", betont Penninger. Vielmehr werden Kombinationen eine Rolle spielen, "so wie dies in der HIV-Therapie der Fall ist".
Klimawandel: Was 2021 für die Umwelt bringt
Ob das Jahr 2021 Hitzerekorde brechen wird? Wir wissen es noch nicht. Fest steht, dass die vergangenen sechs Jahre die wärmsten Jahre waren, die je gemessen wurden. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sind im Vergleich zum 30-Jahresschnitt (1961 bis 1990) die Jahresmittelwerte der Lufttemperatur für 2020 in Österreich bereits um 2,1 Grad Celsius angestiegen. Das sehr warme Jahr 2020 darf uns also nicht kaltlassen. Somit werden die Wissenschaftsereignisse des Jahres – soweit vorhersehbar – der wegen Corona verschobene Bericht des Weltklimarats und die UN-Klimakonferenz im November in Glasgow sein.
Wobei die wissenschaftlichen Fakten seit Langem klar sind. 2021 wird es also nicht auf das Verkünden von neuen Fakten und Zielen ankommen, sondern auf die Umsetzung wirkungsvoller Schritte. Der neue US-Präsident Biden etwa hat einen ambitionierten Klimaschutzplan aufgestellt: Ab 2035 sollen alle Kraftwerke -frei sein. Ganz klimaneutral sollen die USA bis 2050 werden.
Weitere Länder verfolgen ähnliche Ziele, darunter auch die EU. Österreich sieht 2021 mehr als eine Milliarde für den Klimaschutz vor. Vor allem wird es allerdings einen Bewusstseinsschub brauchen – dass die Bedrohung durch die Pandemie aufgrund einer Zoonose und diejenige durch die Klimakrise dieselbe Wurzel haben, nämlich das Überschreiten der Natur-Grenzen durch den Menschen.
Das zweite Corona-Jahr, 2021, scheint der ideale Startpunkt für die nachhaltige Wende. Vielleicht gelingt es, Post-Covid-19-Konjunkturprogramme "grün" auszugestalten, anstatt alte fossile Strukturen zu konservieren. Übrigens: Der chinesische Ausdruck für Krise – "weiji" – besteht aus zwei Schriftzeichen: Das eine bedeutet "Gefahr", das andere "Chance".
Was in den Sternen steht: Sonnenfinsternis light
Für Sterngucker verläuft das Jahr 2021 unspektakulär. Highlight ist am 10. Juni eine ringförmige, partielle Sonnenfinsternis. "Für Wien bedeutet das, dass die Sonne am Vormittag zu etwa vier Prozent bedeckt sein wird. Je weiter nördlich, desto mehr Sonne wird vom Mond bedeckt," weiß der Astrophysiker von der Universität Graz, Arnold Hanslmeier, der auch Herausgeber des österreichischen Musterkalenders ist, von dem alle andere Kalender erstellt werden.
Von ihm erfährt man daher auch, dass das heurige jüdische Jahr 5782 am 6. September beginnt und das islamische Jahr 1443 am 9. August. Außerdem kündigt der Forscher zwei totale Mondfinsternisse (26. 5. und 19. 11.) an, "die allerdings eintreten, wenn der Mond von Mitteleuropa aus unter dem Horizont steht. Auch eine totale Sonnenfinsternis am 4. Dezember bleibt von uns aus unbeobachtbar." Da müsste man in die Antarktis reisen. Und ob das möglich ist, steht – richtig! – in den Sternen.
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