Coronavirus: EU-Behörde rechnet mit mehr Infektionen

Experten warnen: Werden die Hygieneregeln nicht mehr ausreichend beachtet, droht eine zweite Infektionswelle.
Prognose geht von europaweitem Anstieg aus. Führende Virologen sehen große Gefahr, wenn Hygieneregeln nicht beachtet werden.

In Europa wächst die Sorge vor einem neuerlichen großflächigen Anstieg der Infektionszahlen. Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) dürfte eine zweite Infektionswelle in Europa bereits begonnen haben, berichtet Die Presse. Im ungünstigsten Fall könnte sie Mitte Juli in etwa das Niveau der Neuinfektionen von Mitte/Ende März erreichen, als sich die Coronavirus-Epidemie in Österreich mit 600 bis 800 positiven Tests pro Tag auf ihrem Höhepunkt befand. Realistischer seien allerdings Zahlen, wie es sie Anfang April gab, mit 200 bis 400 positiven Tests pro Tag. Die zuversichtlichsten Prognosen gehen laut Presse von einer Entwicklung aus, wie sie in Österreich Mitte April vorherrschte, mit 100 bis 150 positiven Tests pro Tag.

Die EU-Behörde geht aufgrund der bisherigen internationalen Erfahrungen mit Öffnungsschritten von einer solchen Entwicklung aus.

Experten warnen

"Wenn wir dem Virus die Chance geben, sich auszubreiten, dann nimmt es sie sich", sagte auch der Präsident des Deutschen Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bei einer Pressekonferenz. Er denke nicht, dass Lockerungen völlig folgenlos bleiben werden. Er sei allerdings optimistisch, dass eine zweite Welle mit den erprobten Werkzeugen - Einhalten von Mindestabständen, Hygieneregeln und durch Maskentragen - verhindert werden könne: "Das liegt echt in unserer Hand." Deshalb müsse man weiterhin versuchen, die Fallzahlen so gering zu halten, dass es gelinge, Ausbrüche lokal einzudämmen und zu beenden.

"Sehen, wie das Virus wieder kommt"

Besorgt zeigte sich auch der deutsche Virologe Christian Drosten. "Wir müssen schon jetzt ganz vorsichtig sein mit der Entwicklung einer zweiten Welle", sagte er in seinem NDR-Podcast. "Wir sehen jetzt, wie das Virus wieder kommt."

Er sei nicht optimistisch, "dass wir in einem Monat noch so eine friedliche Situation haben wie jetzt, was die Epidemietätigkeit angeht. In zwei Monaten, denke ich, werden wir ein Problem haben, wenn wir nicht jetzt wieder alle Alarmsensoren anschalten und wenn nicht auch jetzt wir wieder einsehen in der Bevölkerung, dass die Gesundheitsbehörden Unterstützung und Konsens brauchen."

Das, was jetzt in einigen Teilen der Gesellschaft passiere, sei auch zersetzend für das, was "unsere große Kraft gewesen ist im Frühjahr, nämlich der gesellschaftliche Zusammenhang und die Informiertheit der allgemeinen Bevölkerung."

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