Coronavirus: BioNTech hält Impfstoff-Lieferung im Dezember für möglich
Der Mitgründer des Impfstoffentwicklers BioNTech, Ugur Sahin, hält eine Auslieferung des Corona-Impfstoffs noch in diesem Jahr für möglich. Es sei "im Bereich des Möglichen, dass wir noch im Dezember vielleicht den Impfstoff ausliefern können", sagte Sahin im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. "Aber da müssen wirklich alle sehr, sehr eng und intensiv zusammenarbeiten."
Der von BioNTech und dem US-Pharmariesen Pfizer entwickelte Impfstoff ist einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie.
Sahin hält es für möglich, dass der Impfstoff noch in diesem Jahr in den USA oder in Europa "oder in beiden Regionen" zugelassen wird. Sein Team arbeite "fieberhaft" an einer Zulassung, erklärte der Mainzer. "Die Dokumente werden heute und morgen fertiggestellt und bei der FDA eingereicht." Bei den europäischen Behörden würden die "aktualisierten Daten mit den Wirksamkeitsdaten" voraussichtlich nächste Woche eingereicht. Eine Zulassung könnte dann "innerhalb von wenigen Wochen" erfolgen.
Hoffnung auf "normalen Winter"
Nach Angaben des BioNTech-Gründers könnten im Falle einer Zulassung bis zu 70 Prozent der Bevölkerung vor Herbst kommenden Jahres geimpft werden. "Ich denke, wenn wir wirklich einen guten Job machen, und mit 'Wir' meine ich alle Beteiligten - Regierungen, verschiedene Pharmaunternehmen und auch die Impfstoff-Logistiker - dann könnten wir es schaffen, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung vor Herbst 2021 geimpft werden", sagte er AFP. "Und wenn wir das schaffen, dann können wir einen normalen Winter haben, ohne wieder in den Shutdown zu gehen."
Gegen Impfskeptiker hilft nach Ansicht des Wissenschaftlers nur "Aufklärung, Information und Transparenz". Er könne sich zudem vorstellen, dass "die Diskussionen recht bald aufhören oder zumindest mal nicht mehr so im Vordergrund stehen", wenn die ersten Menschen geimpft wurden und von ihren Erlebnissen berichteten.
"Champagner ist nicht unser Ding"
Das Mainzer Unternehmen BioNTech und sein US-Partner Pfizer hatten weltweit mit der Mitteilung für Schlagzeilen gesorgt, dass in der klinischen Prüfung eine Wirksamkeit ihres Impfstoffkandidaten von mehr als 90 Prozent festgestellt worden sei. Nach Abschluss der Analysen der letzten klinischen Großstudie wurde nach Unternehmensangaben sogar eine Wirksamkeit von 95 Prozent bestätigt.
Sahin berichtete im Gespräch mit AFP von dem Moment, als die Daten über die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten vorlagen. "Champagner ist nicht so unser Ding. Wir haben uns hingesetzt und haben uns dann einen Tee gegönnt", sagte er. Im Anschluss habe das Team "die Zeit genutzt, um zu reflektieren, was bis dato passiert ist und was als Nächstes kommt".
"Mitfreuen"
BioNTech war im Jahr 2008 von Sahin, seiner Frau Özlem Türeci und dem österreichischen Krebsforscher Christoph Huber gegründet worden. Vor zwei Jahren schloss das Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung mit Pfizer, die im März dieses Jahres angesichts der Corona-Pandemie auf die Suche nach einem Impfstoff ausgeweitet wurde. Für die Forschungen erhielt Biontech Hilfen der Bundesregierung in Höhe von 375 Millionen Euro.
Auf die Frage, wie er damit umgegangen sei, dass viele Medien bei der Berichterstattung den Fokus auf Sahins und Türecis Migrationshintergrund legten, sagte der BioNTech-Gründer: "Es ist so, dass es eine sehr positive Nachricht ist, und viele Menschen sich mitfreuen." Ob sich nun die Mainzer, die Deutschen oder "die türkischen Mitbürger" freuten - all das sei "vollkommen in Ordnung", sagte Sahin. "Dass sich Menschen mitfreuen, das gehört dazu."
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