"Tatsächlich sind manche Symptome sehr ähnlich, andererseits gibt es aber auch eindeutige Unterschiede", erklärt der Allergologe und Kinderarzt Fritz Horak, ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien-West. "Abgeschlagenheit, Müdigkeit, eine verstopfte oder rinnende Nase können sowohl auf einen Virusinfekt als auch auf eine allergische Reaktion hindeuten", präzisiert Horak.
Ein leichtes Halskratzen kann ein Symptom von Covid-19 sein, ist aber auch bei einer Allergie möglich. "Ein roter, brennender, stark schmerzender Rachen hingegen ist ein Hinweis auf eine Virusinfektion."
Auch Kopfschmerzen und Muskelschmerzen sind typischer für einen Virusinfekt. "Fieber – und damit verbundene Symptome wie Schüttelfrost oder Schweißausbrüche – spricht für eine Infektion, sei es das Coronavirus oder ein anderer Erreger", sagt Horak. Denn: "Allergien und Asthma verlaufen ohne Fieber, hier wäre das ganz untypisch."
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Tränende und vor allem juckende Augen sind sehr oft eine typische allergische Reaktion, es kann aber auch als Folge einer Infektion zu einer infektiösen Bindehautentzündung mit geröteten und tränenden Augen kommen.
Trockener Husten tritt bei Covid fast immer auf, bei einer Allergie vor allem dann, wenn man auch bereits an allergischem Asthma leidet, betont Allergologe Horak.
Atembeschwerden und Atemnot können ebenfalls in beiden Fällen auftreten, vor allem dann, wenn die oder der Betroffene an (allergischem) Asthma erkrankt sind. "Gerade bei Kindern mit Asthma können sowohl Pollenbelastungen, als auch Atemwegsinfekte zu einer pfeifenden Atmung führen, das erfordert eine exakte Diagnose."
Niesreiz ist bei einer Allergie fast immer vorhanden, bei Covid-19 nur bei einem Teil der Infizierten. Verlust oder Veränderungen des Geruchsempfindens sind bei Covid-19 häufig, bei Allergien tritt dieses Symptom höchstens kurzfristig auf, wenn die Nasenatmung komplett blockiert ist.
"Eine einfache Möglichkeit zu erkennen, welche Ursache die Symptome ausgelöst hat, ist zu beobachten, ob sich in Innenräumen die Symptome bessern – das wäre ein erster Hinweis auf eine allergische Ursache." Auch die Einnahme von antiallergischen Wirkstoffen (Antihistaminika) kann rasch Klarheit bringen, ebenso wie ein Antigentest für Covid-19 oder ein Allergietest bei einem Allergologen.
Antigentests werden bei Vorhandensein von Symptomen von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten auf Kassenkosten durchgeführt, privat sind sie in Apotheken um zirka fünf Euro erhältlich. Allergietests in Allergieinstituten oder bei darauf spezialisierten Ärztinnen und Ärzten (z. B. HNO-Ärzte, Lungenfachärzte, Kinderärzte mit Spezialisierung in Allergologie) sind ebenfalls eine Kassenleistung.
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Wer sehr unter von Pollen ausgelösten Allergiesymptomen leidet, kann bereits durch das Tragen eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes (die blauen Masken) die Belastung reduzieren. "Die Pollen sind deutlich größer als Viruspartikel, sie werden also gut herausgefiltert."
Gegen Pollenallergien funktionieren spezifische Immuntherapien schon sehr gut, betont Horak. "Es gibt sie in unterschiedlichen Verabreichungsformen, als Tabletten, Tropfen oder auch als Spritzen." Allerdings sollte man damit immer vor der Saison beginnen.
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