Start der Pollensaison: Welche Belastungen sind heuer zu erwarten?

Die gelben Haselkätzchen belasten Allergiker, sind aber für Bienen die erste wichtige Nahrung.
Die Situation derzeit ist durchwachsen: Einerseits meldet das Zentrum für Virologie der MedUni Wien eine anhaltend starke Aktivität von Influenza-A-Viren und RSV. Auch das neue Coronavirus und Schnupfenerreger geben sich noch nicht geschlagen. Gleichzeitig schwirren aber bereits erste Pollen durch die Luft: „Die Haselblüte eröffnet die Pollensaison“, meldet der Polleninformationsdienst. Als Folge der langen kalten Periode im Jänner startete der Pollenflug heuer etwas später als im Vorjahr. Vor allem im Osten und Südosten Österreichs sowie in den Städten sind die Haselnusssträucher „blühbereit“ und setzen erste Pollen frei.
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„Bleibt es weiterhin mild, wird die Pollenmenge in der Luft kontinuierlich steigen und in rund 14 Tagen auch die Erle folgen“, sagt Markus Berger, HNO-Assistenzarzt und Leiter des Österreichischen Polleninformationsdienstes.
Mitte März wird dann die Erlensaison „direkt in die der Birkenpollen übergehen“. Die Ähnlichkeit der Allergene von Erle und Hasel mit jenen der Birke führt übrigens dazu, dass bei zahlreichen Birkenpollen-Allergikern schon jetzt Symptome auftreten können – „das Immunsystem verwechselt die Allergene sozusagen“.

Bleibt es weiterhin mild, wird die Pollenmenge in der Luft kontinuierlich steigen und in rund 14 Tagen auch die Erlenblüte folgen.
Was Hasel und Erle betrifft, rechnet Berger mit keiner außergewöhnlichen Belastungswelle. Allerdings: „Auch in einer moderaten Saison können zu Beginn die Symptome stärker sein. Denn speziell am Anfang reagieren Allergiker besonders empfindlich auch auf geringe Mengen Allergen in der Luft.“
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Etwa die Hälfte aller Allergiker reagiert (auch) auf Birkenpollen. Birken beginnen Pollen an den Wind abzugeben, sobald die Temperaturen konstant auf über 15 Grad Celsius ansteigen. Die Birkenpollensaison unterliegt in der Regel einem Zyklus: eine starke und im Jahr darauf wieder eine schwächere Saison.

Mäßig starke Pollenbelastungen (gelb-orange Regionen) durch Frühblüher gibt es u. a. in Wien, im Burgenland, den Niederungen in Niederösterreich, im Grazer Becken und in Teilen Vorarlbergs.
„Das vergangene Jahr war durchschnittlich“, sagt Berger, trotzdem will er aber für heuer noch nichts prognostizieren: „Es kann viele Blütenstände geben – wenn aber zu Beginn der Blüte eine frostige Phase einsetzt, können zahlreiche Kätzchen absterben – wie stark die Belastung heuer werden wird, hängt also auch noch vom Verlauf des Wetters in den kommenden Wochen ab.“
Was wächst im Garten?
An thermisch begünstigten Standorten können auch bereits erste Zypressenpollen in die Luft abgegeben werden – in den Mittelmeerländern gehören sie zu den häufigsten Allergieauslösern: „Zypressen produzieren eine große Menge an Pollen und können dadurch Beschwerden verursachen.“ Gartenbesitzer sollten sich vor dem Kauf exotischer Pflanzen über deren allergenes Potenzial informieren: „Das wird oft unterschätzt.“
Luftverschmutzung und Erderwärmung könnten die Zahl der Allergiker in den kommenden Jahren steigen lassen. „Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass hohe Ozonwerte in den Sommermonaten die Symptome bei Pollenallergikern verstärken können.“
Polleninformation
Eine tagesaktuelle Vorhersage, kurz- und mittelfristige Prognosen sind im Internet unter polleninformation.at verfügbar. Weiterführende Informationen zum Thema Allergien finden sich unter allergenvermeidung.org.
Mehr als 30 Prozent
Das ist der Prozentsatz der Erwachsenen, die im Laufe ihres Lebens mindestens eine allergische Erkrankung bekommen, bei Kindern sind es rund 20 Prozent. Bei Kindern sind Buben häufiger betroffen als Mädchen. Im Erwachsenenalter erkranken Frauen häufiger als Männer.
Ozon kann tief in die Atemwege vordringen und zu Entzündungsreaktionen führen. Dadurch aber wird die schützende Schleimhautschicht für Allergene und auch andere Luftschadstoffen durchlässiger: Das kann Symptome verstärken und auch zum Entstehen neuer Allergien führen, sagt Berger: „Es ist auch schon gezeigt worden, dass sich Feinstaub oder Dieselpartikel an Pollenkörnern ablagern können.“ Auch hier werde diskutiert, ob das nicht ein Auslöser für mehr Allergien bzw. auch für stärkere Symptome sein könnte. „Und erhöhte Kohlendioxid-Konzentrationen können die Pollenproduktion steigern.“
Kürzere Zeit ohne Pollen
Und noch eine Folge hat die globale Erwärmung: Die allergenfreie Zeit in einem Jahr wird immer kürzer. „Im Vorjahrr haben wir zum ersten Mal Ende September / Anfang Oktober noch einmal eine Spitze in der Pollenkonzentration in der Luft gesehen, ausgelöst durch das invasive, in Österreich früher nicht heimische Kraut Artemisia annua (einjähriger Beifuß)“, erläutert der Experte. Gleichzeitig können in milden Wintern die Frühblüher bereits im Jänner erste starke Belastungen verursachen.
Mit einer Hyposensibilisierung werden Allergiker weniger empfindlich auf Allergene. Über Spritzen, Tropfen oder Tabletten werden den Patienten jene Substanzen verabreicht, auf die sie allergisch reagieren. Die Menge wird schrittweise erhöht, bis eine persönliche Höchstdosis erreicht ist, die dann in regelmäßigen Abständen gegeben wird. „Je nach Behandlungsschema kann das ein paar Wochen bis Monate dauern, dann hat man es für ein Jahr erledigt.“ In der Regel dauert eine solche Therapie drei bis fünf Jahre.
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