Corona: Neuer Antikörper gegen alle Virusvarianten entdeckt

Coronaviren (blau) verlassen im Labor infizierte Zellen. Derzeit ist das Infektionsniveau extrem niedrig, der Sommer wird ruhig bleiben.
Ein Fund aus den USA macht Forschern Hoffnung auf einen universellen Impfstoff - auch gegen Omikron und künftige Varianten.

Seit seinem ersten Auftreten vor gut zweieinhalb Jahren im chinesischen Wuhan hat das Coronavirus SARS-CoV-2 ständig neue Mutationen entwickelt. Infektiösere Virusvarianten haben sich durchgesetzt. Impfstoffe und therapeutische Antikörper zielen aber überwiegend auf frühere Stämme des Coronavirus abDie aktuell zirkulierende Variante BA.5 scheint den Immunschutz etwa besonders gut umgehen zu können.

Fachleute hoffen daher auf ein Vakzin, das gegen alle bisherigen – und insbesondere künftigen – Varianten des Coronavirus wirkt. Ein solcher Universalimpfstoff müsste im Körper eine Antikörperantwort hervorrufen, die so breit ist, dass sie vor jeglichen Mutationen schützt.

Mit Mäusen

Forschende der Harvard Medical School in Boston könnten einem solchen Vakzin nun einen bedeutenden Schritt nähergekommen sein. Mithilfe von Mäusen haben sie einen Antikörper identifiziert, der alle bisher bekannten Varianten von Sars-CoV-2 neutralisieren kann. 

Den Nagern, die nach einer Genmanipulation menschliche Immunzellen ausbildeten, wurden zweimal im Abstand von vier Wochen das Spike-Protein des Wuhan-Stamms oder Nanopartikel mit dessen Bindungsstelle injiziert. Durch diesen Kontakt mit viralem Material produzierte das humanisierte Immunsystem der Mäuse neun verschiedene Stämme von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. 

Um zu ermitteln, wie gut diese Abwehrproteine gegen die verschiedenen Virusvarianten wirken, führten die Forschenden anschließend Neutralisationstests mit jeweils einem monoklonalen Antikörper jeder Linie durch. Dabei erwies sich einer dieser Antikörper - SP1-77 - als extra wirksam.

"Neuer Mechanismus"

Grund dafür ist, dass SP1-77 das Spike-Protein an einer Stelle bindet, die kaum von den Mutationen des Coronavirus betroffen ist. Statt wie die meisten anderen Antikörper an der Rezeptor-Bindungsstelle des Coronavirus anzudocken, bindet der Antikörper  an der ACE2-Bindungsstelle gegenüberliegenden Seite. 

Durch einen "neuen Mechanismus“ neutralisiere es die aktuellen Varianten, sagt Studien-Co-Autor Thomas Kirchhausen. SP1-77 lässt nämlich das Andocken des Virus an den ACE2-Rezeptor auf der Zelloberfläche zu,  blockiert dafür aber die Verschmelzung der äußeren Virusmembran mit der Membran der Zelle. 

Das Coronavirus kann dadurch zwar an menschliche Zellen binden, die Zelle aber nicht infizieren.

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