Corona-Mittel Remdesivir: Sorge vor Lieferengpässen

Corona-Mittel Remdesivir: Sorge vor Lieferengpässen
Die europäische Zulassung des Wirkstoffs gegen das Coronavirus ist nur der erste Schritt. Jetzt muss auch die Versorgung sichergestellt werden.

Führende Experten wie der Infektiologe Christoph Wenisch vom Wiener Kaiser-Franz-Joseph-Spital bezeichnen die Zulassung des Wirkstoffes Remdesivir zur Therapie von Covid-19 als wichtigen Schritt.

Doch diese Zulassung bedeutet nicht, dass Spitäler die Ampullen zur intravenösen Verabreichung jetzt so wie andere Medikamente bestellen können. "Theoretisch würde das so funktionieren, aber bei Remdesivir gibt es einen weltweiten Engpass", sagt Clemens Schödl, Österreich-Chef des US-Herstelles Gilead Sciences.

In Österreich wurde Remdesivir bereits bisher im Rahmen von Studien und eines speziellen Programms für medizinische Härtefälle  ("Compassionate Use") bei noch nicht zugelassenen Medikamenten eingesetzt. Die US-Regierung hat aber den Großteil der Produktionsmenge für die kommenden Monate aufgekauft  Remdesivir für rund 500.000 Behandlungen.

"Aber es gibt in allen Behandlungszentren in Österreich in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz  noch Ware", betont Schödl gegenüber dem KURIER. Die EU-Kommission wird jetzt mit der Firma eine Liefermenge für Europa für die kommenden Monate aushandeln. "Ich hoffe, dass Gilead und die EU innerhalb von 14 Tagen zu einer Lösung kommen."

Aus dem Härtefall-Programm hat Österreich derzeit noch rund 60 Behandlungszyklen zur Verfügung, hat Schödl jetzt erhoben. Daneben gibt es auch noch Therapiemöglichkeiten im Rahmen von Studien.

Gilead wird in den nächsten Monaten die Produktionskapazitäten deutlich erhöhen. Kritisch könnte vor allem der Zeitraum bis zum Jahresende werden, in dem die Produktion hochgefahren wird.

"Bei 95 Prozent der Patienten ist eine fünftägige Therapie mit sechs Ampullen Remdesivir ausreichend", sagt Schödl.  Der Preis beträgt rund 2.100 Euro. Nur ein kleiner Teil an Patienten, bei denen die Krankheit noch weiter fortgeschritten ist, benötigt elf Ampullen in zehn Tagen.

Dieser Umstand könnte dazu beitragen, dass die weltweite Nachfrage trotz der US-Großbestellung früher als erwartet gedeckt werden kann: Ursprünglich ging Gilead davon aus, bis Jahresende insgesamt eine Million Behandlungszyklen zu je elf Ampullen herstellen zu können. Studien haben aber  gezeigt, dass bei einer früheren Gabe des Medikaments sechs Ampullen ausreichend  und die Ergebnisse sogar  besser - sind.

Umgelegt auf die kürzeren Behandlungszyklen mit nur sechs Ampullen könnten bis Jahresende hingegen rund 1,75 Millionen Menschen versorgt werden. "Spätestens dann sollte die weltweite Versorgung sichergestellt sein."

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