Etwa ein Viertel leidet länger
Zu Unrecht. Denn aktuelle Studien zum Thema belegen einmal mehr, dass das Virus nicht zu unterschätzen ist. Eine soeben im renommierten British Medical Journal veröffentlichte Arbeit aus Deutschland mit Daten von knapp 12.000 SARS-CoV-2 Infizierten zeigt, dass etwa ein Viertel der 18- bis 65-Jährigen sechs bis zwölf Monate nach einer Corona-Infektion immer noch unter erheblichen Symptomen lit. Sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Arbeitsfähigkeit waren beeinträchtigt.
Risiko auch für Junge
„Obwohl wir die Tendenz vermutet hatten, waren wir doch sehr erstaunt, wie viele jüngere Personen mit zunächst unkomplizierter akuter SARS-CoV-2-Infektion ein Risiko für Long-Covid haben“, sagt Studienleiter Winfried Kern von der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg.
Atembeschwerden bis kognitive Störung
Vor allem chronische Müdigkeit und Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisstörungen, Atembeschwerden und Kurzatmigkeit, veränderter Geruchssinn sowie Ängste und depressive Symptome gehörten sechs bis zwölf Monate nach der Covid-Erkrankung zu den häufigsten Beschwerdekomplexen, sie traten jeweils mit einer Häufigkeit von mindestens zwanzig Prozent auf.
Nach 18 Monaten immer noch krank
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Langzeitstudie aus Schottland, die auf den Erfahrungen von knapp 100.000 Teilnehmenden basiert. Sie belegt, dass sich viele Betroffene auch Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus nicht vollständig erholt haben.
Nach den in Nature Communications publizierten Daten gaben 42 Prozent der Patientinnen und Patienten eine nur teilweise Genesung sechs bis 18 Monate nach der Ansteckung mit dem Virus an; eine von zwanzig Personen fühlte sich immer noch richtig krank.
„Es gibt viele verschiedene Auswirkungen, die über die Gesundheit hinausgehen, auf Lebensqualität, Beschäftigung, Schulbildung und die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen“, sagt Erstautorin Jill Pell von der Universität Glasgow.
Impfung wirkt
Doch die Studie gibt auch Anlass zur Hoffnung, wie die Professorin für öffentliche Gesundheit festhält: Menschen mit asymptomatischen Infektionen werden wahrscheinlich keine langfristigen Auswirkungen haben. Zudem biete die Impfung einen gewissen Schutz vor Long-Covid.
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