Warum Sie Ihre Corona-Erkrankung gut auskurieren sollten

Eine Frau greift sich gequält ins Gesicht.
Immunologen haben eine Vermutung, was Long Covid verstärken könnte. Und warum es besonders junge, aktive Menschen trifft.

Wer positiv auf Corona getestet wurde, der sollte sich so solange ausruhen, bis die PCR-Tests wieder negativ sind. Darauf weist Danny Altmann vom Imperial College London hin. "Viele Menschen neigen dazu, so zu tun, als ob nichts wäre: Sie treiben Sport und gehen zur Arbeit." Ein Fehler.

Denn auch wer nur milde Symptome hat, kann Long Covid bekommen - insbesondere dann, wenn er sich nicht ausreichend auskuriert hat. "Dass so viele Betroffene jung sind und vorher gesund waren, kann eben daran liegen, dass sie sich zu früh zu viel zugemutet haben." Altmann kann seine These zwar nicht mit einer Studie belegen, doch er hat viel Erfahrung mit der Krankheit. Mittlerweile ist der Immunologe davon überzeugt, dass mangelnde Ruhe ein bedeutender "Risikofaktor" ist.

Experte in Sachen Long Covid

Seit Beginn der Pandemie hat  Altmann ein Forschungsprogramm zu Covid und Long Covid durchgeführt und in so renommierten Fachzeitschriften wie The Lancet, Science, BMJ und Nature veröffentlicht. Und er leitet in Großbritannien ein Studie zum Thema Long Covid. Der Mann weiß also, wovon er spricht.

"Die ursprüngliche Vorstellung, dass Long Covid nur übergewichtige oder ältere Menschen betrifft, stammt aus der ersten Welle, weil diese Gruppe damals besonders häufig in die Spitäler eingeliefert wurde. So hat sich das typische Bild vom Long Covid-Patienten manifestiert", sagt Professor Altmann gegenüber der britischen Zeitung inews.

"Im Laufe der Zeit hat sich jedoch herausgestellt, dass fast alle Menschen, die uns im Rahmen unserer Studie über Long Covid aufsuchen, einen normalen BMI (Body-Mass-Index) haben - sie sind in der Regel auch jung und fit. Sie sind zudem häufiger weiblich und sportlich."

Laut Experten plausibel

Altmanns Theorie ist zwar nicht so leicht zu beweisen, aber durchaus plausibel, wie auch andere Experten meinen. So zum Beispiel Steve Griffin, Virologe an der Universität Leeds: "Betroffene der Long-Covid-Selbsthilfegruppen berichten, dass die Symptome sich verstärkt haben, wenn sie während der Genesung körperlich aktiv waren."

Auch für Lawrence Young, Virologe an der Universität Warwick, ist Altmanns Annahme plausibel. "Covid ist nicht wie eine Erkältung. Die Infektion hat viele Auswirkungen auf den Körper - nicht nur auf die Lunge, sondern auch auf den Darm, das Nervensystem und das Herz. Nach einer Infektion muss man auf sich selbst aufpassen und Ruhe und Erholung ernst nehmen."

Altmanns Theorie ergänzt eine Studie, die im März in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde. Bereits damals wurde festgestellt, dass mangelnde Ruhe die Long-Covid-Symptome verschlimmern kann.

Nisreen Alwan von der Universität Southampton, die an dieser Studie mitgearbeitet hat, erläutert: "Wir wissen nicht, ob zu frühe Anstrengung der Auslöser für Long Covid ist. Wir haben allerdings herausgefunden, dass bei Personen, die sich in den ersten zwei Wochen der Krankheit nicht genügend ausgeruht haben und danach Long Covid entwickelten, schwerere Symptome aufgetreten sind, als bei Menschen, die sich anfangs Ruhe gegönnt haben. Wir haben die Betroffenen im Schnitt sieben bis acht Monate beobachtet und begleitet." Sie hält Altmanns These deshalb auch für schlüssig.

 

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