Corona: Italien will bald Kinder impfen und diskutiert 2-G-Regel
Italien will schon ab Dezember Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit einer Corona-Impfung immunisieren. "Ich hoffe, wir können ab Dezember starten, sobald die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung gibt. Wir werden mit den Kinderärzten zusammenarbeiten, um mit den Familien zu sprechen", betonte der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntagsausgabe).
Schwelle von 50 Prozent bei Kleineren erreichen
Von den 3,2 Millionen Kindern in der Altersgruppe zwischen fünf und elf Jahren hofft die Regierung mindestens die Hälfte davon zu impfen. "In der Altersgruppe zwischen zwölf und 19 Jahren sind 70 Prozent der Kinder geimpft, bei den Kleineren können wir die Schwelle von 50 Prozent erreichen", erklärte Speranza.
Italien will auch die Kampagne für die dritte Impfung beschleunigen. Österreichs Nachbarland impft derzeit die Bevölkerung über 60 Jahre mit der dritten Dosis. 2,4 Millionen Italiener haben bereits den dritten Stich erhalten. Diese Woche will die Regierung entscheiden, ob auch Italiener unter 60 die dritte Dosis bekommen können. Bis Ende dieses Jahres könnten fast zwölf Millionen Italiener eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Gesundheits-Staatssekretär Pierpaolo Sileri schloss aus, dass es zu einer allgemeinen Impfpflicht in Italien kommen könnte. "Wir denken nicht an eine Impfpflicht, weder im pädiatrischen noch im Erwachsenenbereich. Das betone ich", so Sileri.
2-G auch in Italien?
Gleichzeitig beobachtet Italien mit Interesse die 2-G Regelung, die ab 8. November gilt. Italienische Politiker und Virologen diskutieren über die Verschärfung der Corona-Regeln in Österreich.
"Die von Österreich verhängte Sperre für Ungeimpfte ist eine radikale Entscheidung, aber sie ist sehr wichtig. Wir müssen verstehen, dass die Impfung notwendig ist, um das soziale und berufliche Umfeld nicht zu infizieren", erklärte der Immunologe Sergio Abrignani, Mitglied des wissenschaftlich-technischen Ausschusses CTS, das die Regierung in Sachen Coronavirus berät, im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" (Sonntagsausgabe).
"In Österreich beginnt de facto ein Lockdown für Nicht-Geimpfte. Wir müssen mit Impfungen und mit der 3G-Regel weitermachen, damit sich unsere Lage nicht wie in anderen Ländern verschlechtert", betonte die Senatorin der Regierungspartei Forza Italia, Annamaria Bernini.
Der Präsident der norditalienischen Region Ligurien, Giovanni Toti, sprach sich für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht in Italien aus. "Ansonsten werden wir Österreichs Weg beschreiten müssen. Warum soll eine laute Minderheit von Impfgegnern die stille Mehrheit beeinflussen, die im Land neu starten will?", fragte der Mitte-Rechts-Politiker Toti.
Der italienische Außenminister Luigi Di Maio betonte, dass für Italien ein Lockdown für Nicht-Geimpfte "wie in Österreich" nicht in Frage komme. Die epidemiologische Lage im Land sei unter Kontrolle.
Der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, berichtete, dass er vor Kurzem aus Österreich zurückgekommen sei. "Die österreichische Situation ist anders als die italienische: Dort ist die Impfkampagne zurück im Vergleich zu uns. Wegen der hohen Infektionszahlen musste Österreich zu extremen Mitteln greifen. Italien befindet sich noch nicht in dieser Situation", so Nardella.
In Italien darf seit dem 15. Oktober nur zur Arbeit erscheinen, wer eine Corona-Impfung, -Genesung oder einen negativen Corona-Test nachweisen kann. Wer ohne den sogenannten Grünen Pass zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1.500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorzeigen kann, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen. Italien ist das erste europäische Land, das die 3G-Regel für Arbeitnehmer eingeführt hat. Wer sich nicht impfen lassen will, muss auf eigene Kosten einen Corona-Test machen und diesen je nach Testart alle 48 bis 72 Stunden wiederholen. Die Tests kosten in Italien 15 Euro.
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