Damit die Aorta nicht platzt: Experten fordern Screening

Mann hält Foto von Hauptschlagader vor seinen Bauch.
Mit der Untersuchung von Männern über 65 lässt sich die Häufigkeit deutlich reduzieren, zeigen internationale Erfahrungen.

Mit Untersuchung von Männern über 65 lässt sich die Häufigkeit deutlich reduzieren. Der Physiker Albert Einstein, der Autor Thomas Mann oder die frühere Innenministerin Lise Prokop – sie gehören zu jenen 80 Prozent, die ein Aneurysma nicht überlebt haben. Darunter versteht man die Erweiterung der Hauptschlagader, an der fünf Prozent aller Männer über 65 Jahren und ein Prozent der Frauen dieser Altersgruppe leiden.

Tückische Erkrankung

Reißt diese, ist das meist tödlich. „Es ist eine sehr tückische Erkrankung“, erklärt Gefäßspezialist Peter Marschang, Präsident der Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA). „Aneurysmen werden lange nicht erkannt, weil der Patient nichts davon merkt. Dann können sie aber sehr schnell zum Tod führen.“ Da oft – wie etwa bei Lise Prokop – ein Krankenhaus nicht mehr rechtzeitig erreicht wird, müsse man „klar in der Prävention“ ansetzen. Gemeinsam mit den Gesellschaften für Radiologie und Gefäßchirurgie fordert die ÖGIA daher ein Screening-Programm zur Früherkennung.

Positive internationale Erfahrungen

Die Erfahrungen aus anderen Ländern sind diesbezüglich gut: Nach Schweden und Großbritannien hat auch Deutschland im Jänner 2018 ein flächendeckendes, von den Krankenkassen getragenes Screening-Programm installiert. Aktuelle Daten aus Großbritannien zum Aortenaneurysma (Bauchschlagader) zeigen: Die Häufigkeit hat sich bei Männern über 65 Jahren von fünf auf 1,3 Prozent reduziert. Seit 2009 waren 700.000 Personen gescreent worden, dabei wurden 1000 Aneurysmen entdeckt. Dänische Forscher veröffentlichten im Fachmagazin Lancet im Vorjahr eine Studie, in der 50.000 dänische Männer zwischen 65 und 74 Jahren mit einem kombinierten Gefäßscreening (Ultraschall und Blutdruckmessung an allen vier Extremitäten) regelmäßig untersucht worden waren. Schon nach 4,4 Jahren hatte sich die Gesamtsterblichkeit um sieben Prozent reduziert.

Leicht zu untersuchen

Im Grunde sind Aneurysmen mittlerweile gut feststell- und behandelbar. „Ab fünf Zentimeter Durchmesser ist ein Aneurysma als kritisch zu betrachten“, betont Univ.-Prof. Thomas Hölzenbein, Präsident der Gesellschaft für Gefäßchirurgie. Die Untersuchung selbst ist „denkbar einfach“, ergänzt Marschang. Sie erfolgt mittels Ultraschalluntersuchung und ist von jedem Allgemeinmediziner oder Facharzt mit diesem Gerät durchführbar.

Mit Stent das Aneurysma ausschalten

Bei der Behandlung wird das Aneurysma ausgeschaltet und von der Blutversorgung abgeschnitten. Dadurch lässt auch der Druck des Blutflusses auf das Gefäß nach – die drohende Gefahr eines Risses (Ruptur) ist gebannt. Je nach Begleiterkrankungen und Ausdehnung stehen minimal-invasive und offene Operationsmethoden zur Verfügung (siehe Grafik). Mittlerweile werden bereits etwa 80 Prozent der Patienten minimal-invasiv mit einer Gefäßstütze (Stent) oder per Katheter versorgt.

 

Damit die Aorta nicht platzt: Experten fordern Screening

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