Ab 1. Jänner 2025 dürfen per EU-Verordnung keine Amalgamfüllungen mehr eingesetzt werden. Das quecksilberhaltige Material wird verboten. "Um EU-Bürger und Umwelt vor giftigem Quecksilber zu schützen", wie es offiziell heißt.
Trotz quecksilberfreier Alternativen werden nach Angaben des Parlaments in der EU jährlich immer noch rund 40 Tonnen Quecksilber für Zahnamalgam verwendet. Wird es in die Umwelt freigesetzt, gelangt es in die Nahrungskette, wo es sich anreichert. Eine hohe Quecksilberbelastung kann wieder das Gehirn, die Lunge, die Nieren und das Immunsystem des Menschen schädigen.
Zudem gebe es laut EU-Kommission inzwischen praktikable quecksilberfreie Alternativen, die statt Zahnamalgam verwendet werden können.
Optionen aus Kunststoff bis Glaskeramik
Tatsächlich steht inzwischen eine Reihe anderer Füllungsoptionen, die sich in erster Linie durch ein verbessertes ästhetisches Erscheinungsbild auszeichnen, zur Verfügung. Etwa zahnfarbene Kunststofffüllungen, die meist kaum vom echten Zahn unterscheidbar sind. Allerdings seien solche Füllungen komplizierter einzusetzen, berichten Expertinnen und Experten.
Die aus zahnmedizinischer Sicht besten Option sind sogenannte Inlays aus Gold, Glaskeramik oder Zirkonoxid. Sie sind ebenfalls zahnfarben und in puncto Härte und Elastizität dem Zahnschmelz sehr ähnlich – aber auch sehr teuer.
Welche dieser besagten Alternativen wird künftig von der Krankenkasse finanziert? Aktuell bekommt man dazu weder von der ÖGK noch der Ärztekammer Auskunft. Vonseiten der ÖGK heißt es auf KURIER-Anfrage, "dass die mit dem EU-weiten Amalgamverbot verbundenen medizinischen und vertraglichen Fragen derzeit mit der Österreichischen Zahnärztekammer besprochen werden".
Aufgrund der laufenden Verhandlungen könne man keine Informationen zu Amalgam-Alternativen geben. Auf die Frage, ob man zeitgerecht zu einer Einigung kommen werde, heißt es: "Die Gespräche und Verhandlungen verlaufen gut und zeitgerecht für das Inkrafttreten der EU-Verordnung ab Jänner 2025."
Zahnärztekammer nicht glücklich über abruptes Verbot
Bei der Zahnärztekammer reagiert man etwas verhaltener auf Bitte um Stellungnahme: Der Verhandlungsprozess über kassenfinanzierte Amalgamalternativen befinde sich gerade im Anfangsstadium. Und: "Falls es zu keiner Einigung kommt, müssten nach aktuellem Stand alle Alternativen zu Amalgam privat gezahlt werden."
Die Zahnärztekammer ist ohnehin nicht erfreut über das Dentalamalgam-Aus. Die Einführung des Verbots sei "überstürzt". Man hätte ein Ausschleichen der Verwendung bis 2030 begrüßt, "um mit der Wissenschaft alternative Füllungsmaterialien für sämtliche Füllungsindikationen zu beforschen".
Tausch alter Füllungen grundsätzlich nicht notwendig
Amalgam gelte "nach wie vor als einer der am besten erforschten Werkstoffe in der zahnärztlichen Füllungstherapie weltweit", wird betont. Nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand bestehe "kein begründeter Verdacht dafür, dass ordnungsgemäß gelegte Amalgamfüllungen negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten haben".
Amalgam habe viele Vorteile: Das Material sei robust, antimikrobiell, einfach in der Verarbeitung. Es stelle daher seit Jahrzehnten das Seitenzahnfüllungsmaterial der Wahl im kassenzahnärztlichen Bereich dar.
Besorgte Patientinnen und Patienten, die aufgrund des Verbots den Wechsel bestehender Amalgamfüllungen andenken, beruhigt man: "Selbst jahrelang im Mund verweilende Füllungen stellen kein gesundheitliches Problem dar." Ein Austausch sei nur dann notwendig, wenn im Rahmen einer zahnärztlichen Kontrolle Beschädigungen oder Undichtigkeiten erkannt werden oder eine Füllung bricht.
Die ÖGK versichert jedenfalls, dass "die bundeslandweite Finanzierung zahnmedizinisch notwendiger Füllungen durch die Sozialversicherung auch in Zukunft sichergestellt sein" werde.
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