Hype um air up in Schulen: Das "Duftwasser" im Gesundheits-Check

Vor allem bei Kindern sind die Flaschen mit dem Duftpod derzeit sehr beliebt.
Es klingt nach einem idealen Konzept für alle, die nicht gerne pures Wasser trinken: Man füllt eine Flasche mit Leitungs- oder Mineralwasser, setzt oben auf die Flasche ein Aroma und hat beim Trinken den Geschmack der jeweiligen Sorte im Mund.
Das ist das Prinzip von air up, einer Trinkflasche, bei der auf das Mundstück ein Duftpod unterschiedlicher Sorten gesteckt wird. So entsteht "Duftwasser" – ohne Zucker und ohne Kalorien. Ein Pod hält für etwa fünf Liter Wasser, drei Stück kosten je nach Sorte ab 5,99 Euro, die Flaschen sind ab 34,99 Euro erhältlich.
Bunte Flaschen und vielfältige Aromen
Mittlerweile gibt es 25 Geschmacksrichtungen wie Mango-Maracuja, Wassermelone, Kola, Kokos bis Banana Shake und Gummibärchen. Die bunten Flaschen und vielfältigen Aromen sind auch bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Kürzlich brachte das deutsche Start-up, in das zahlreiche Prominente wie Ashton Kutcher und Mila Kunis oder der Pepsi-Konzern investiert haben, eigene Flaschen für Kinder heraus.
Doch wie gesund ist das "Trinken" von Aromen? Ist das System für Kinder geeignet?
Air up beantwortet diese Frage mit Ja. "Für unsere Pods werden natürliche Aromen verwendet, und unsere Flaschen sind aus Tritan, einem haltbaren, BPA-freien Material, hergestellt. Das bedeutet, dass auch Kinder unser Trinksystem gefahrlos nutzen können, solange es mit Trinkwasser gefüllt ist und die Pods wie vorgesehen verwendet werden", heißt es vonseiten des Unternehmens auf KURIER-Anfrage.
Man trinke zu 99,99 Prozent pures Wasser, es könne aber sein, dass ein "sehr geringer Anteil an natürlichem Aroma" in den Körper gelange. Dies sei vergleichbar mit der Menge an Aroma, die man in einer Bäckerei einatme, wenn man frisches Brot rieche.
"Natürliche Inhaltsstoffe"
Doch was genau in den Aromen enthalten ist, gibt air up nicht heraus, nur so viel: "Der Duft unserer Pods wird ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen wie Früchten, Gewürzen und Kräutern gewonnen, die auf ein lebensmittelechtes Vlies-Trägermaterial aufgetragen werden. Wir verwenden keine künstlichen Aromen und alle Pods sind frei von regulierten Allergenen", heißt es. Die Aromen seien in Lebensmittelqualität, stammen von einem Hersteller in Deutschland und seien nicht schädlich für die Gesundheit.
Das sieht auch Klaus Dürrschmid vom Institut für Lebensmittelwissenschaften an der BOKU Wien so. "Man trinkt kein aromatisiertes Lebensmittel, man nimmt die Aromen auch nicht auf, sondern atmet sie wieder aus. Aus meiner Sicht gibt es keine Bedenken, was die Wirkung der Aromen betreffen könnte. Da es lebensmitteltaugliche Aromen sind, besteht keine toxikologische Gefahr", meint Dürrschmid. Die Aromen würden gesetzliche Anforderungen erfüllen, die auch sonst in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie bestehen.
Retronasales Riechen sorgt für den "Geschmack"
Air up mache sich einen Effekt zunutze, der in der Wissenschaft seit Jahrzehnten bekannt ist: das retronasale Riechen. "Beim retronasalen Riechen werden Duftstoffe, die sich im Mund befinden über die Verbindung zum Nasen-Rachenraum wahrgenommen. Das wird umgangssprachlich als 'Geschmack' bezeichnet – ohne das retronasale Riechen würden wir viele Lebensmittel im Mund überhaupt nicht erkennen", erklärt Dürrschmid.
Merkbar ist das Fehlen des Effekts etwa, wenn man verschnupft ist – Aromen werden nicht so gut wahrgenommen, manche Lebensmittel "schmecken" anders. Auch wenn man sich die Nase zuhält, kann das den Geschmack von Lebensmitteln verändern.
Vonseiten air up wird betont, dass Kinder mit dem Produkt reines Wasser trinken und es keine Belege dafür gebe, dass sie sich an die Aromen "gewöhnen" würden. "Nutzt man den duftbasierten Trinkgenuss, kommt es nicht zu ungewünschten Gewöhnungseffekten oder kurzzeitigen Peaks im Blutzucker, die ein Verlangen nach Zucker teils noch weiter befeuern können. Grund hierfür ist, dass das Phänomen des retronasalen Riechens das Belohnungszentrum unseres Gehirns auf andere Weise aktiviert, wie wir es sonst von zuckerhaltigen Lebensmitteln oder andere Suchtmitteln her kennen", sagt Siena Cid, Gesundheits- und Ernährungswissenschafterin bei air up.

Die Kinderflaschen von air up sind auslaufsicher und in drei Farben erhältlich.
Retronasales Riechen
Beim retronasalen Riechen steigen Aromen aus der Mundhöhle über den Rachenraum zu den Geruchsrezeptoren der Nase auf. Viele Aromen werden beim Verzehr von Speisen und Getränken im Mund freigesetzt und lösen dann einen Geruchsreiz aus.
Orthonasele Geruchswahrnehmung
Gelangen Duftstoffe über eingeatmete Luft in die Nase, spricht man von orthonasaler Geruchswahrnehmung, dem Riechen.
Geruch oder Aroma
Die Geruchsmoleküle in der eingeatmeten Luft werden als Geruch bezeichnet. Werden die Moleküle direkt im Mund wahrgenommen, spricht man vom Aroma eines Lebensmittels.
Intensität, mit der Aromen wahrgenommen werden, ist unterschiedlich
Gewöhnungseffekte fürchtet auch Lebensmitteltechnologe Dürrschmid nicht. "Bei einer kurzfristigen Konfrontation haben die Aromen wahrscheinlich keinen Effekt, da die Nasenschleimhaut nur kurz exponiert ist. Ich denke nicht, dass man aufgrund der Duftpods aromatisierte Lebensmittel speziell bevorzugt", so der Experte. Zudem würden nur zugelassene Aromen verwendet.
Die Intensität, mit der Aromen über die Nasenschleimhaut wahrgenommen werden, sei aber individuell unterschiedlich. Das zeige sich auch bei den Duftpods. Während manche ganz eindeutig den beschriebenen Duft "schmecken", ist die Wahrnehmung bei anderen schwächer ausgeprägt. Dürrschmid: "Je naiver man an die Sache herangeht, desto stärker ist der Effekt. Das erklärt neben Gruppeneffekten auch, warum air up für Kinder besonders interessant ist."
Da viele Eltern möchten, dass ihre Kinder Wasser trinken statt Limonaden und Säften, sei die Verwendung der Pods "begrüßenswert", meint Dürrschmid.
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